Tipps & Tricks - Kaufberatung Eriba Touring
Kaufberatung Eriba Touring

Dieser Bericht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und spiegelt lediglich meine Erfahrungen durch meine 2 Tourings wieder, die ich bereits restauriert habe. Auch übernehme ich keinerlei Garantien! Bei Rückfragen gerne mail an mich: WolfgangML@t-online.de

Hier geht es nur um die Kaufberatung, in einem anderen Kapitel beschreibe ich, wie man am Touring lange Freude hat, und wie man Schwachstellen beheben kann.

Zunächst ein paar Worte über die Konstruktion des Touring:

Dieses bezieht sich auf alle Touringmodelle, mit Ausnahme des Odin, der ein Spezialfall ist und auf den ich hier allerdings nicht näher eingehen will. Dafür gibt es auch Spezialisten. Die allgemeinen Schwachstellen gelten allerdings auch für den Odin, da unterscheidet er sich nicht.

Der Unterschied vom Touring zu einem Standart "Möbelkoffer" ist natürlich nicht nur die Form. Der Touring besteht aus einem stabilem Chassis, welches aus Vierkantrohren zusammen geschweißt ist. Darunter ist die Achse und das Zugrohr an den Aufnahmepunkten verschraubt. Auf dieses Chassis ist nun ein Stahlrohrkäfig geschweißt. Bis Anfang der 70er Jahre war dieser aus Rundrohren, später aus Vierkantrohr, leider weiß ich nicht wann das gewechselt wurde.

Dieser Stahlrohrkäfig ist nun von außen mit 0,8 mm dicken Aluminiumblech beplankt. Oben auf ist eine einteilige GFK Schale und das charakteristische Hubdach. Von innen ist der Rahmen mit Styropor isoliert, als Wandverkleidung entweder eine Art Kunstlederbespannung oder eine 2 mm Hartfaserplatte.

Die ganze Konstruktion ist auf jeden Fall stabiler als alles andere im Wohnwagenbereich, aber auch das ist nicht für die Ewigkeit, obwohl die meisten Tourings locker 20 Jahre und älter werden.

Das sollte dazu reichen, alles andere würde zu sehr ins Detail führen, auch hier gilt, wer etwas wissen will, darf mit gerne ein mail schreiben.

Der erste Kontakt mit dem neuen Gebrauchten:

Zuerst würde ich darauf achten, dass der Besuch recht kurzfristig erfolgt, am besten bei Regen. Das verhindert, dass der Vorbesitzer den wagen stundenlang durchlüften kann. Zu erst eine Geruchsprobe vom Innenraum, riecht er nur alt, oder modrig, so etwa wie ein feuchtes Zelt?

Nach der Nasenprobe würde ich mir den Wagen von außen ansehen. Wirkt er gepflegt? Tipp: auch frisch gewaschen gehen die Regenlaufspuren nicht weg, so dass der Verdacht aufkommt, dass der Wagen evtl. vorher nie gewaschen wurde. Mal oben in die Regenrinne schauen, Moos???? Dach oben, Moos? Fenstergummis, Moos? Hubdach, ist der Zeltbalg sauber oder hat er Stockflecken? Verblichen macht nichts, solange er nicht hart und spröde ist, dass passiert schon, er sollte aber außer kleinsten schwarzen Pünktchen oben keine Stockflecken haben.

Dann innen schauen, Küche und Kühlschrank sagt sehr viel über die Sauberkeit der Leute aus.

Sollte der erste Eindruck mit dem Vorstellungen übereinstimmen, kann man dann weiter gucken.

Der Blick ins Detail:

Nun sollte man sich mit den wichtigen Sachen befassen. Alle Staukästen inspizieren. Sind diese trocken, vor allem an der Verbindung zur Außenwand gut drücken, da sollte nichts weich sein. Besonders kritisch ist der Bereich hinten im Knick des Bodens im Heck. Auch unter der Küche und unter dem Kühlschrank (das kann man dann von außen testen). Oft ist auch hinter Heizung was, da manchmal Wasser über den Kamin eindringt. Ideal ist natürlich ein Feuchtigkeitsmesser, Händler haben so etwas, kann man sich vielleicht auch ausleihen, wenn man einen privaten kaufen will.

Dann mal alle Schränke auf eventuelle Wasserlaufspuren checken, da das Holz nicht lackiert ist, sieht man das dann recht schnell. Anschließend mal alle Fenstergummis von innen umklappen und darunter sehen, alles trocken, kein Rost auf dem Träger?

Der Einstiegsbereich ist auch gerne weich, allerdings ein gewisses federn normal, aber mehr im mittleren Bereich.

Bei Modellen mit Bugküche ist sehr oft der rechte Bereich bis zur Tür weich, da die Lüftungsgitter des Kühlschranks, insbesondere das untere, Spritzwasser des Zugfahrzeugs ungehemmt in das Innere lassen. Bei älteren Modellen mit Aluradkästen auch aufpassen, die können tatsächlich zerfressen werden, habe ich bei meinem PAN erlebt.

Ist soweit alles ok, kann man sich mal unter den Wagen begeben.

Hier schaut man sich mal zu allererst den Rahmen an. Rost, oder gar Durchrostungen? Wenn der äußere umlaufende Rohrrahmen irgendwo durchgerostet ist, liegt das in der Regel durch Wassereinbruch von innen, auch wenn man das nicht glauben mag.

Die Problematik liegt hier an dem von unten bei älteren Modellen mit Unterbodenschutz oder gar Plastikschicht geschütztem Unterboden. Wasser dringt oben ein. Von hier landet es irgendwann auf dem unteren Rahmen und wird, da der Holzboden ja dicker ist, vom Holzboden aufgesaugt. Da die Feuchtigkeit unten nicht raus kann, bildet sich hier ein Biotop und der Rahmen liegt permanent in Feuchtigkeit.

Das zweite Problem liegt daran, dass der Touring unten keine Tropfkante hat. Dadurch saugt sich Regenwasser auf Dauer durch die Kapillarwirkung zwischen Aluhaut und Stahlrohrrahmen. Wasser und 2 Metalle ist nie gut!!!!

Wenn man sich den Holzboden anschaut, insbesondere die fälschlich mit Unterbodenschutz behandelten Modelle, alles abtasten und abdrücken ob irgendwo etwas weich ist.

Wenn nun alles im grünen Bereich ist, oder zumindest so, dass man es selber gemäss seinen Kenntnissen richten kann (es gibt eigentlich nichts, was man am Touring nicht reparieren kann), und er Preis auch stimmt, sollte man sich zu guter letzt noch die Funktion der eingebauten Teile, wie Kühlschrank etc., zeigen lassen.

Der Preis, was darf er kosten:

Leider kann man diese Frage kaum vernünftig beantworten. Ich bin der Meinung, dass ein Touring aus den 70ern im Topzustand sicher seine 2500 - 3000 € Wert sein kann. Es gibt aber sicher auch fertige Teile für 500 €, aber auch der kann ganz ok sein, wenn man ihn richten möchte. Auch kann man Zustand 3 Troll, aber durchaus noch nutzbaren 85er Troll (wie z.B. meiner) für 2200€ erstehen, in sehr guten Zustand gehen sie aber doch in Richtung 3000 € und mehr. Ab den 90ern werden sie dann aber teurer, da ist meist unter 3500 € nichts zu machen. Ganz teuer sind die ganz neuen, scheinen aber leider die Qualität verloren zu haben, sie werden meines Erachtens zu unsorgfältig zusammen gebaut.

Die Preisangaben habe ich aus Beobachtungen durch Kleinanzeigen, etc. Das stellt keinesfalls eine Schwackelisten ähnliche Beurteilung dar!

Wenn alles stimmt, steht dem Touring ja nichts mehr im Wege.

Viel Spaß beim Touringfahren,

Wolfgang WolfgangML@t-online.de