Diaabend 2015 – Korsika
Diaabend 2015 – Korsika
Diaabend 2015 – Korsika
Die Tage sind lang und dunkel, Weihnachten vorbei und ich habe Urlaub, außerdem soll ja jetzt bald der Winter kommen. Zeit für einen neuen Diaabend, denke ich. Ich komme aus Köln, alles, was in Kölle zweimal stattgefunden hat, darf sich schon Tradition nennen.
Meinen Diaabend gab es schon drei Mal, zuletzt 2013, wo ich von unserer Portugal-Reise erzählt hatte. Davor 2011 und 2012 nach Kroatien. 2014 fiel leider aus, weil mir diese Reise nicht gefallen hat und darum auch nichts erzählen wollte.
Zum Glück ist das aber dieses Jahr nicht passiert, darum lade ich ein zum Vierten. Die Regeln sind wieder die gleichen. Es handelt sich hier nicht um meinen persönlichen Reiseblock, dazu sind die Reisen viel zu unbedeutend gewesen, sondern – wie die echten Diaabende auch – um einen Anlass, sich zu gut zu unterhalten. Also, jedwede Abschweifung sei willkommen, Gerede über Computer, den Weltfrieden, Automodelle, das Für und Wider von Klos im Wohnwagen und selbstverständlich eigene Reiseerfahrungen samt Bildern, insbesondere, wenn sie aus Norwegen stammen! Vielleicht möchte ja jemand seine Urlaubsfotos zeigen, aber deshalb keinen eigenen Thread aufmachen. Bitte, unbedingt, her damit, sie müssen nicht aus Korsika stammen! Das ist ein Diaabend, bei dem jeder seine eigenen mitbringen kann. Mit anderen Worten, O.T. und ein Kessel Buntes ist Programm.
Die Tage sind lang und dunkel, Weihnachten vorbei und ich habe Urlaub, außerdem soll ja jetzt bald der Winter kommen. Zeit für einen neuen Diaabend, denke ich. Ich komme aus Köln, alles, was in Kölle zweimal stattgefunden hat, darf sich schon Tradition nennen.
Meinen Diaabend gab es schon drei Mal, zuletzt 2013, wo ich von unserer Portugal-Reise erzählt hatte. Davor 2011 und 2012 nach Kroatien. 2014 fiel leider aus, weil mir diese Reise nicht gefallen hat und darum auch nichts erzählen wollte.
Zum Glück ist das aber dieses Jahr nicht passiert, darum lade ich ein zum Vierten. Die Regeln sind wieder die gleichen. Es handelt sich hier nicht um meinen persönlichen Reiseblock, dazu sind die Reisen viel zu unbedeutend gewesen, sondern – wie die echten Diaabende auch – um einen Anlass, sich zu gut zu unterhalten. Also, jedwede Abschweifung sei willkommen, Gerede über Computer, den Weltfrieden, Automodelle, das Für und Wider von Klos im Wohnwagen und selbstverständlich eigene Reiseerfahrungen samt Bildern, insbesondere, wenn sie aus Norwegen stammen! Vielleicht möchte ja jemand seine Urlaubsfotos zeigen, aber deshalb keinen eigenen Thread aufmachen. Bitte, unbedingt, her damit, sie müssen nicht aus Korsika stammen! Das ist ein Diaabend, bei dem jeder seine eigenen mitbringen kann. Mit anderen Worten, O.T. und ein Kessel Buntes ist Programm.
Zuletzt geändert von Roman am 27.12.2015, 23:21, insgesamt 1-mal geändert.
Achte immer auf den Horizont!
Diaabend 2015 – Korsika: Die Anreise
Diaabend 2015 – Korsika: Die Anreise
Die Reise startet mit diesem, naja, eher unspektakulären Bild. Das liegt daran, dass der Start der Reise eher unspektakulär war, also nichts aufregendes, kein Rad ist abgefallen, wir sind einfach losgefahren in Köln, Ende Juni, mittags.
Korsika war schon lange ein Ziel von uns, weil halt so viele davon immer wieder geschwärmt haben. Darum sind wir lange nicht dahin gefahren. Wer will schon dahin, wo alle hin wollen, bzw. schon gewesen sind? Dann störte mich der Korsen-Patriotismus, ich bin ja bekanntermaßen ein erklärter Patriotismus-Feind.
Ein weiterer Grund, der mich an Korsika gestört hat, ist die Fähre, genauer gesagt der Umstand, dass man sie Monate vorher buchen, folglich den Urlaub Monate vorher planen muss. Das mag ich gar nicht. Aber daran führt halt wegen der Fähre kein Weg vorbei.
Durch Nordfrankreich. Die Strecke für uns schon fast Routine, ein paar Monate vorher, Ostern, sind wir sie an die Camargue gefahren.
Französische Autobahnen bieten den riesengroßen Vorteil, für Gespanne bis 3,5 t Gesamtgewicht (zulässigen, nicht realen!) gilt keine gesonderte Höchstgeschwindigkeit, sie dürfen 130 km/h fahren. Das hebt natürlich eine Betriebserlaubnis bis 100 km/h max. für einen Touring nicht auf! Bei vielen Alten ist dergleichen aber nirgendwo eingetragen, bei unserem und dem hinter uns wohl auch nicht, so sind wir für über hundert Kilometer Kolone gefahren mit 110/120 (GPS). Beim Überholen gönnt man sich dann schon mal die 130.
Das geht natürlich nicht bergab. Darum wird die Geschwindigkeit für Gespanne dort immer auf 90 km/h begrenzt. Manchmal schienen mir die die 90 km/h noch zu viel. Immer dran denken, eine zulässige maximale Höchstgeschwindigkeit heißt nicht eine maximal machbare Höchstgeschwindigkeit in der aktuellen Situation mit dem vorliegenden Fahrzeug. Das gilt auch für 80-100 km/h in Deutschland. Wenn einem Solofahrer die als lächerlich niedrig erscheint, sie kann manchmal zu hoch sein. Soweit meine Einlassung für Gespannfahranfänger.
Entspannung von der Raserei, der Urlaub kann schon mal auf der Raststätte beginnen.
Bei diesem Bild kommen wir zu den – ja, ein unangenehmes Thema! – Kosten. Für uns Rheinländer, kommen nach Korsika zwei Routen in Frage: Italien über die BRD und die Schweiz - und Frankreich über Luxembourg und eben Frankreich. Sowohl in Italien wie auch in Frankreich kommen mehrere Fährhäfen in Frage mit unterschiedlichen Zielhäfen auf Korsika. Gleiches gilt für den Rückweg. Hin- und Rückweg sind nicht an eine Strecke gebunden, bringen auch keinen Kostenvorteil, man ist da also vollkommen frei. Preise richten sich gnadenlos nach dem freien Markt. Die Grundregel: Wenig gefragte Linien sind billig, also Dienstagabend im Februar, Ein Samstagabend im Juli kostet richtig Asche. Außerdem, wer früher bucht, spart, aber massiv. Um dem Poker noch die richtige Würze zu geben, gibt es für die Reise-Hauptsaison im Frühjahr immer wieder Best-Price-Aktionen. Also an manchen Tagen gibt es für den Sommer für interessante Tage sehr günstige Angebote. Der Trick dabei: Man wartet immer noch, weil man hofft, bei der nächsten Aktion das Schnäppchen schlechthin zu machen. Haben wir auch, also gewartet, allerdings blieb das Schnäppchen dann aus, wir haben irgendwann gebucht. Die regulären Preise außerhalb der Aktionen steigen stetig, aber deutlich.
Hier unsere Rechnung. Hätten wir früher gebucht, und nicht immer noch auf ein günstigeres Angebot gewartet, hätten wir ein Drittel weniger zahlen müssen. Kurz vor der Reise wären übrigens diese Passagen um die 900 Euro gestiegen. Jede, also 1800 Euro zusammen.
Bei dem ganzen Fährenpreis-Poker ist uns noch ein zweiter Fehler unterlaufen. Wir haben die Hinreise über Frankreich/Nizza gebucht, die Rückreise über Italien/Savona. Gründe waren ausschließlich der günstige Fährpreis. In Frankreich kostet die Autobahngebühr über den Daumen gepeilt 100 Euro eine Strecke für das Gespann. Hin und zurück also 200 Euro. Wenn man über Italien reist, dann kommt man an der Schweiz nicht herum. Dort kosten Zugfahrzeug und Wohnwagen je 40 Euro für drei Monate, macht 80 Euro, aber hin und zurück. In Italien kommen noch mal 20 Euro Autobahngebühr für eine Strecke drauf.
Jaja, die Pubertät, der Weltschmerz und der ganze Rest…
Wir haben auf eine Autobahnraststätte ca. drei Stunden vor Nizza übernachtet. Die Strecke über Frankreich kostet also über den Daumen gepeilt einen Hunni mehr als die über Italien/Schweiz/Deutschland. Man bekommt allerdings auch was für’s Geld. Auf der ganzen Tour von Luxemburg bis nach Nizza mussten wir eine kleine Baustelle queren, kein Stau, die nicht vorhandene Geschwindigkeitsbegrenzung, man zieht da so durch wie der TGV. Die Raststätten sind nicht selten besser als mancher Campingplatz, hier habe ich geduscht vor der Weiterfahrt.
Die Rückfahrt über Italien war dann deutlich unkomfortabler. In Savano von Fähre runter und erst einmal ein Stunde Stau auf der AB nach Genova. Sonntagabend im 23 Uhr. Dann quert man ein Ballungsgebiet nach dem anderen in Norditalien, extremes Verkehrsaufkommen sogar Mitternacht. In der Schweiz gelten drakonische 80 km/h, die man tunlichst einhalten sollte, dazu die Staugefahr vor den Tunneln. Dann eine der meistbefahrendsten Autobahnen in D rauf noch Köln. Eine Baustelle nach der anderen, ein Stau nach dem anderen. Die Frankreichstrecke lohnt sich, wer es eilig hat.
In Frankreich fährt man bekanntlich DS.
Eigentlich fast alle DS.
Wer zum Hafen von Nizza will, muss mitten durch die Stadt. Unsere Fähre geht um 15 Uhr. Weil wir großzügig kalkuliert und unerwartet schnell durch Frankreich gekommen sind, waren wir vormittags, also viel zu früh in Nizza. Die freundliche Dame an der Hafenzufahrt erklärte uns, dass wir frühestens um 12 Uhr in den Wartebereich gelassen werden würden. Hier habe ich zum ersten Mal an gromits mahnende Worte gedacht, der von der Idee abgeraten hat, mit dem Wohnwagen nach Korsika zu fahren. . Mit einem Gespann mitten in einer fremden Großstadt bei den oben gezeigten Straßenverhältnissen ist blöd. Eigentlich keine realistische Chance, einen Parkplatz zu finden, zumindest, wenn man sich nicht auskennt.
Ich bin einfach nur geradeaus gefahren, stadtauswärts, und befand mich irgendwann auf der berühmten Küstenstraße nach Monako. Da haben wir dann auf einem Parkplatz haltgemacht, um die Zeit zu vergammeln. Mit einem PKW, oder noch einem Eribacar, wäre ein Stadtbummel drin gewesen.
Hier haben wir ein zweites Frühstück eingenommen und die Zeit vergammelt, was nicht wirklich entspannt gewesen ist, weil meine Frau auf die Toilette musste. Ja, die ProKlo-Fraktion muss jetzt nicht triumphieren und mich des Toiletten-Despotismus beschimpfen, meine Frau ist nämlich die wahre Wohnwagenklogegnerin in unserer Familie. Ich hätte ja ein Not-Portapotti mitgen… Aber für seine Prinzipien muss man, und auch frau, eben gelegentlich leiden.
Irgendwann war die Zeit dann um und wir konnten vorfahren im Hafen. Man erkennt, wir waren immer noch zeitig. Wieder warten, aber diesmal mit Klo und Wifi, was insbesondere für meine Söhne mittlerweile existentiell ist.
Ich habe einen Spaziergang durch Nizza gemacht, der Rest der Familie hat Kontakt zur WhatsApp-Community oder zur Gilde gesucht. Die Welt ist eben größer geworten.
Mittlerweile hat sich der Parkplatz gut gefüllt und der Kutter ist auch eingetroffen.
Die Fähre hat Dimensionen, die uns als alte Kroatienfahrer fremd gewesen sind.
Wer sich nicht auskennt, muss sich erst einmal orientieren. Wo verbringt man überhaupt seine Zeit, wo sind die guten, besten Plätze, gar nicht so einfach auf so einem großen Schiff.
Das Ergebnis sah dann so aus: Das würde dann unser Aufenthaltsort für die nächsten sieben Stunden sein.
Zwar gibt es auch einen Außenbereich, der ist aber klein, außerdem wummern Disko-Lautsprecher gegen den Schiffsdiesel an.
So war halt wieder mal Abgammeln angesagt, wie den ganzen Tag schon. Wir hatten bewusst für die Passagen am Tag entschieden, aus verschiedenen Gründen. Die sieben Stunden schienen viel zu kurz für eine Nachtruhe, die Kosten dagegen hielten wir nicht für gerechtfertigt. Dann hatten wir vor Jahren mal eine eher unangenehme Erfahrung mit einer griechischen Fähre über Nacht, die Fährfahrten in Kroatien am Tage dagegen in sehr schöner Erinnerung. Man sitzt dort im Freien und lässt die Inselchen Dalmatiens an sich vorbeiziehen.
Das nächste Mal werden wir Kabinen buchen und die Zeit wenigstens verdösen. Außerdem haben wir vor Ort erfahren, dass die Fähren zwar erst spät losfahren, man aber früh an Board gehen und sich zeitig hinlegen kann. So war es schlicht ein vertaner Urlaubstag. Wobei, die Rückpassage gestaltete sich ganz anders, aber das ist ja zum Glück noch drei Wochen hin.
Irgendwann ging auch diese Warterei zu Ende, gegen Neune sind wir in Ajaccio angekommen.
Die Reise startet mit diesem, naja, eher unspektakulären Bild. Das liegt daran, dass der Start der Reise eher unspektakulär war, also nichts aufregendes, kein Rad ist abgefallen, wir sind einfach losgefahren in Köln, Ende Juni, mittags.
Korsika war schon lange ein Ziel von uns, weil halt so viele davon immer wieder geschwärmt haben. Darum sind wir lange nicht dahin gefahren. Wer will schon dahin, wo alle hin wollen, bzw. schon gewesen sind? Dann störte mich der Korsen-Patriotismus, ich bin ja bekanntermaßen ein erklärter Patriotismus-Feind.
Ein weiterer Grund, der mich an Korsika gestört hat, ist die Fähre, genauer gesagt der Umstand, dass man sie Monate vorher buchen, folglich den Urlaub Monate vorher planen muss. Das mag ich gar nicht. Aber daran führt halt wegen der Fähre kein Weg vorbei.
Durch Nordfrankreich. Die Strecke für uns schon fast Routine, ein paar Monate vorher, Ostern, sind wir sie an die Camargue gefahren.
Französische Autobahnen bieten den riesengroßen Vorteil, für Gespanne bis 3,5 t Gesamtgewicht (zulässigen, nicht realen!) gilt keine gesonderte Höchstgeschwindigkeit, sie dürfen 130 km/h fahren. Das hebt natürlich eine Betriebserlaubnis bis 100 km/h max. für einen Touring nicht auf! Bei vielen Alten ist dergleichen aber nirgendwo eingetragen, bei unserem und dem hinter uns wohl auch nicht, so sind wir für über hundert Kilometer Kolone gefahren mit 110/120 (GPS). Beim Überholen gönnt man sich dann schon mal die 130.
Das geht natürlich nicht bergab. Darum wird die Geschwindigkeit für Gespanne dort immer auf 90 km/h begrenzt. Manchmal schienen mir die die 90 km/h noch zu viel. Immer dran denken, eine zulässige maximale Höchstgeschwindigkeit heißt nicht eine maximal machbare Höchstgeschwindigkeit in der aktuellen Situation mit dem vorliegenden Fahrzeug. Das gilt auch für 80-100 km/h in Deutschland. Wenn einem Solofahrer die als lächerlich niedrig erscheint, sie kann manchmal zu hoch sein. Soweit meine Einlassung für Gespannfahranfänger.
Entspannung von der Raserei, der Urlaub kann schon mal auf der Raststätte beginnen.
Bei diesem Bild kommen wir zu den – ja, ein unangenehmes Thema! – Kosten. Für uns Rheinländer, kommen nach Korsika zwei Routen in Frage: Italien über die BRD und die Schweiz - und Frankreich über Luxembourg und eben Frankreich. Sowohl in Italien wie auch in Frankreich kommen mehrere Fährhäfen in Frage mit unterschiedlichen Zielhäfen auf Korsika. Gleiches gilt für den Rückweg. Hin- und Rückweg sind nicht an eine Strecke gebunden, bringen auch keinen Kostenvorteil, man ist da also vollkommen frei. Preise richten sich gnadenlos nach dem freien Markt. Die Grundregel: Wenig gefragte Linien sind billig, also Dienstagabend im Februar, Ein Samstagabend im Juli kostet richtig Asche. Außerdem, wer früher bucht, spart, aber massiv. Um dem Poker noch die richtige Würze zu geben, gibt es für die Reise-Hauptsaison im Frühjahr immer wieder Best-Price-Aktionen. Also an manchen Tagen gibt es für den Sommer für interessante Tage sehr günstige Angebote. Der Trick dabei: Man wartet immer noch, weil man hofft, bei der nächsten Aktion das Schnäppchen schlechthin zu machen. Haben wir auch, also gewartet, allerdings blieb das Schnäppchen dann aus, wir haben irgendwann gebucht. Die regulären Preise außerhalb der Aktionen steigen stetig, aber deutlich.
Hier unsere Rechnung. Hätten wir früher gebucht, und nicht immer noch auf ein günstigeres Angebot gewartet, hätten wir ein Drittel weniger zahlen müssen. Kurz vor der Reise wären übrigens diese Passagen um die 900 Euro gestiegen. Jede, also 1800 Euro zusammen.
Bei dem ganzen Fährenpreis-Poker ist uns noch ein zweiter Fehler unterlaufen. Wir haben die Hinreise über Frankreich/Nizza gebucht, die Rückreise über Italien/Savona. Gründe waren ausschließlich der günstige Fährpreis. In Frankreich kostet die Autobahngebühr über den Daumen gepeilt 100 Euro eine Strecke für das Gespann. Hin und zurück also 200 Euro. Wenn man über Italien reist, dann kommt man an der Schweiz nicht herum. Dort kosten Zugfahrzeug und Wohnwagen je 40 Euro für drei Monate, macht 80 Euro, aber hin und zurück. In Italien kommen noch mal 20 Euro Autobahngebühr für eine Strecke drauf.
Jaja, die Pubertät, der Weltschmerz und der ganze Rest…
Wir haben auf eine Autobahnraststätte ca. drei Stunden vor Nizza übernachtet. Die Strecke über Frankreich kostet also über den Daumen gepeilt einen Hunni mehr als die über Italien/Schweiz/Deutschland. Man bekommt allerdings auch was für’s Geld. Auf der ganzen Tour von Luxemburg bis nach Nizza mussten wir eine kleine Baustelle queren, kein Stau, die nicht vorhandene Geschwindigkeitsbegrenzung, man zieht da so durch wie der TGV. Die Raststätten sind nicht selten besser als mancher Campingplatz, hier habe ich geduscht vor der Weiterfahrt.
Die Rückfahrt über Italien war dann deutlich unkomfortabler. In Savano von Fähre runter und erst einmal ein Stunde Stau auf der AB nach Genova. Sonntagabend im 23 Uhr. Dann quert man ein Ballungsgebiet nach dem anderen in Norditalien, extremes Verkehrsaufkommen sogar Mitternacht. In der Schweiz gelten drakonische 80 km/h, die man tunlichst einhalten sollte, dazu die Staugefahr vor den Tunneln. Dann eine der meistbefahrendsten Autobahnen in D rauf noch Köln. Eine Baustelle nach der anderen, ein Stau nach dem anderen. Die Frankreichstrecke lohnt sich, wer es eilig hat.
In Frankreich fährt man bekanntlich DS.
Eigentlich fast alle DS.
Wer zum Hafen von Nizza will, muss mitten durch die Stadt. Unsere Fähre geht um 15 Uhr. Weil wir großzügig kalkuliert und unerwartet schnell durch Frankreich gekommen sind, waren wir vormittags, also viel zu früh in Nizza. Die freundliche Dame an der Hafenzufahrt erklärte uns, dass wir frühestens um 12 Uhr in den Wartebereich gelassen werden würden. Hier habe ich zum ersten Mal an gromits mahnende Worte gedacht, der von der Idee abgeraten hat, mit dem Wohnwagen nach Korsika zu fahren. . Mit einem Gespann mitten in einer fremden Großstadt bei den oben gezeigten Straßenverhältnissen ist blöd. Eigentlich keine realistische Chance, einen Parkplatz zu finden, zumindest, wenn man sich nicht auskennt.
Ich bin einfach nur geradeaus gefahren, stadtauswärts, und befand mich irgendwann auf der berühmten Küstenstraße nach Monako. Da haben wir dann auf einem Parkplatz haltgemacht, um die Zeit zu vergammeln. Mit einem PKW, oder noch einem Eribacar, wäre ein Stadtbummel drin gewesen.
Hier haben wir ein zweites Frühstück eingenommen und die Zeit vergammelt, was nicht wirklich entspannt gewesen ist, weil meine Frau auf die Toilette musste. Ja, die ProKlo-Fraktion muss jetzt nicht triumphieren und mich des Toiletten-Despotismus beschimpfen, meine Frau ist nämlich die wahre Wohnwagenklogegnerin in unserer Familie. Ich hätte ja ein Not-Portapotti mitgen… Aber für seine Prinzipien muss man, und auch frau, eben gelegentlich leiden.
Irgendwann war die Zeit dann um und wir konnten vorfahren im Hafen. Man erkennt, wir waren immer noch zeitig. Wieder warten, aber diesmal mit Klo und Wifi, was insbesondere für meine Söhne mittlerweile existentiell ist.
Ich habe einen Spaziergang durch Nizza gemacht, der Rest der Familie hat Kontakt zur WhatsApp-Community oder zur Gilde gesucht. Die Welt ist eben größer geworten.
Mittlerweile hat sich der Parkplatz gut gefüllt und der Kutter ist auch eingetroffen.
Die Fähre hat Dimensionen, die uns als alte Kroatienfahrer fremd gewesen sind.
Wer sich nicht auskennt, muss sich erst einmal orientieren. Wo verbringt man überhaupt seine Zeit, wo sind die guten, besten Plätze, gar nicht so einfach auf so einem großen Schiff.
Das Ergebnis sah dann so aus: Das würde dann unser Aufenthaltsort für die nächsten sieben Stunden sein.
Zwar gibt es auch einen Außenbereich, der ist aber klein, außerdem wummern Disko-Lautsprecher gegen den Schiffsdiesel an.
So war halt wieder mal Abgammeln angesagt, wie den ganzen Tag schon. Wir hatten bewusst für die Passagen am Tag entschieden, aus verschiedenen Gründen. Die sieben Stunden schienen viel zu kurz für eine Nachtruhe, die Kosten dagegen hielten wir nicht für gerechtfertigt. Dann hatten wir vor Jahren mal eine eher unangenehme Erfahrung mit einer griechischen Fähre über Nacht, die Fährfahrten in Kroatien am Tage dagegen in sehr schöner Erinnerung. Man sitzt dort im Freien und lässt die Inselchen Dalmatiens an sich vorbeiziehen.
Das nächste Mal werden wir Kabinen buchen und die Zeit wenigstens verdösen. Außerdem haben wir vor Ort erfahren, dass die Fähren zwar erst spät losfahren, man aber früh an Board gehen und sich zeitig hinlegen kann. So war es schlicht ein vertaner Urlaubstag. Wobei, die Rückpassage gestaltete sich ganz anders, aber das ist ja zum Glück noch drei Wochen hin.
Irgendwann ging auch diese Warterei zu Ende, gegen Neune sind wir in Ajaccio angekommen.
Achte immer auf den Horizont!
Re: Diaabend 2015 – Korsika
Jausa, Diaabend! Auf dem Weg ins Bett schaue ich jetzt nicht mehr ernsthaft rein, aber ich freue mich drauf!
Liebe Grüße, Schrauber
Liebe Grüße, Schrauber
Puck Bj. 76
"Meine" Threads: Fahrradträger / Sackmarkise / Umbau Sitzgruppe / Umbau Bugküche / Reisebericht Griechenland
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Re: Diaabend 2015 – Korsika
Hallo Roman,
wie immer, sehr kurzweilig, freue mich auf die Fortsetzung.
Grüße aus der Eifel
Eddy
wie immer, sehr kurzweilig, freue mich auf die Fortsetzung.
Grüße aus der Eifel
Eddy
Re: Diaabend 2015 – Korsika: Die Anreise
Danke für die Einladung zum Diaabend.
Übrigens haben wir 2014 in Ermangelung an Möglichkeiten an der gleichen Stelle haltgemacht .
Re: Diaabend 2015 – Korsika
danke Roman!!dachte schon der kommt nicht mehr...und gäll,dein fuchs nicht vergessen und die kuh,und und und...bin schon ganz kribblig
Re: Diaabend 2015 – Korsika
Ein Diaabend mit Abschweifungen kann aber ganz schön lang werdenRoman hat geschrieben: Also, jedwede Abschweifung sei willkommen... selbstverständlich eigene Reiseerfahrungen samt Bildern, insbesondere, wenn sie aus Norwegen stammen!
Roman, ein gelungener bilderreicher Reiseauftakt,
ich freue mich auf die Weiterreise auf die elchfreie Insel.
Gruß Claus
Touring ! Von 1983 bis 2023 !
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Re: Diaabend 2015 – Korsika
Ich freue mich auch auf Deinen Diaabend! Heute war es bei mir zunächst ein Diafrühstück.
Toll, dass die Franzosen noch so patriotisch sind und durchweg DS fahren.
Dein Start in den Diaabend mit dem kurzen Hinweis auf den nicht so gelungenen 2014-er Urlaub weckt natürlich die Neugier darauf, gerade darüber mehr zu erfahren, solange es keine persönlichen Gründe hat. So sind wir Menschen halt Zur Rechtfertigung der Neugier kann man natürlich immer das Argument vorschieben, dass man ja vielleicht von Deinen Urlaubs-Erfahrungen profitieren kann.
Toll, dass die Franzosen noch so patriotisch sind und durchweg DS fahren.
Dein Start in den Diaabend mit dem kurzen Hinweis auf den nicht so gelungenen 2014-er Urlaub weckt natürlich die Neugier darauf, gerade darüber mehr zu erfahren, solange es keine persönlichen Gründe hat. So sind wir Menschen halt Zur Rechtfertigung der Neugier kann man natürlich immer das Argument vorschieben, dass man ja vielleicht von Deinen Urlaubs-Erfahrungen profitieren kann.
Olaf und Heike
Triton 430 (Bj. 2012) mit Mercedes GLC 250d
2014: 33 Übernachtungen, 7 CP
2015: 40 Übernachtungen, 16 CP
2016: 46 Übernachtungen, 14 CP
2017: 35 Übernachtungen, 20 Orte
2018: 43 Übernachtungen, 19 Orte
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Re: Diaabend 2015 – Korsika
Hallo Roman,
deine Urlaubslektüre ist auf den ersten Blick erschreckend, "Das Kapital".....hab erst gedacht das hast du extra für Piratentroll diskret ins Bild gerückt
Aber dann ist es mir noch eingefallen da gab´s doch einen Roman "Kapital" von J. Lanchester u. D. Merkel.
Hatte ich mir auch mal überlegt. Drum meine Frage, hat es dir gefallen und entspricht der Inhalt dem Klappentext??
Und vor allen Dingen, wann ist Fortsetzung?? Ist so einsam hier im Büro
Gruß Francois
deine Urlaubslektüre ist auf den ersten Blick erschreckend, "Das Kapital".....hab erst gedacht das hast du extra für Piratentroll diskret ins Bild gerückt
Aber dann ist es mir noch eingefallen da gab´s doch einen Roman "Kapital" von J. Lanchester u. D. Merkel.
Hatte ich mir auch mal überlegt. Drum meine Frage, hat es dir gefallen und entspricht der Inhalt dem Klappentext??
Und vor allen Dingen, wann ist Fortsetzung?? Ist so einsam hier im Büro
Gruß Francois
Volvo V60 D4 BJ 15, Eriba Troll 542 BJ 2019, EZ 2019, Ich BJ 60, 1 Frau, 1 Hund.
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Re: Diaabend 2015 – Korsika
Moin,
ich hab das Buch nicht mal entdeckt. Wäre aber auch einer meiner absoluten Buchempfehlungen für eine erfüllte Urlaubsreise für die letzten hoffnungslosen Sozialromantiker. Sobald man die Utopie über den Gutmenschen an sich im Original gelesen hat, endet so manche soziale Verklärung schlagartig.
Aber wahrscheinlich war das Buch, das tatsächlich mitgenommen wurde, weit spannender und näher an der Wirklichkeit
Bis jetzt unterscheidet sich der Diaabend noch nicht von einer Norwegenreise, ok, der Himmel ist in Norge blauer
Bin auf den nächsten Teil gespannt. War noch nie auf Korsika.
Glück Auf!
ich hab das Buch nicht mal entdeckt. Wäre aber auch einer meiner absoluten Buchempfehlungen für eine erfüllte Urlaubsreise für die letzten hoffnungslosen Sozialromantiker. Sobald man die Utopie über den Gutmenschen an sich im Original gelesen hat, endet so manche soziale Verklärung schlagartig.
Aber wahrscheinlich war das Buch, das tatsächlich mitgenommen wurde, weit spannender und näher an der Wirklichkeit
Bis jetzt unterscheidet sich der Diaabend noch nicht von einer Norwegenreise, ok, der Himmel ist in Norge blauer
Bin auf den nächsten Teil gespannt. War noch nie auf Korsika.
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„per aspera ad astra.“
Wahlspruch der Sternenflotte
Reise vor dem Sterben, sonst reisen deine Erben!
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Re: Diaabend 2015 – Korsika
Du weißt ja wie das mit solchen Büchern ist, wer die Bibel einmal im Original gelesen hat, fällt auch vom Glauben ab....oder wird erst recht zum Fundi.Piratentroll hat geschrieben:Moin,
ich hab das Buch nicht mal entdeckt. Wäre aber auch einer meiner absoluten Buchempfehlungen für eine erfüllte Urlaubsreise für die letzten hoffnungslosen Sozialromantiker. Sobald man die Utopie über den Gutmenschen an sich im Original gelesen hat, endet so manche soziale Verklärung schlagartig...........
Tja und wer Adam Smith liest und seine Utopie über den eigennützigen Menschen mit der heutigen Realität vergleicht verliert so manchen Glauben an den Neoliberalismus.
Ich halte es da mehr mit Keynes, .......aber der war ja auch so ein linker Gutmensch
Aber ich bin mal auf Romans Rezension zum Buch gespannt...........und auf die Fortsetzung
Gruß Francois
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Re: Diaabend 2015 – Korsika
Es heißt ja Dia-ABEND und jetzt ist ja fast schon ABEND - verspricht wieder interessant zu werden - freu mich drauf
.... die Sonne ist schon untergegangen weiter, weiter
Gruß eri.
.... die Sonne ist schon untergegangen weiter, weiter
Gruß eri.
Alle Rechtschreibfehler sind volle Absicht, zusammen ergeben sie eine Botschaft mit der ich versuche die Weltherrschaft an mich zu reißen.
Triton Bj. 80
Triton Bj. 80
Re: Diaabend 2015 – Korsika
Ja, im Gegensatz zum "Das Kapital" von einem gewissen Marx ist der Roman "Kapital" von einem englischen Journalisten geschrieben worden, also gut lesbar. Beim Marxschen Kapitel handelt es sich ja um eines dieser Werke, aus denen alle Zitate zitieren, ohne es je als Ganzes gelesen zu haben. Ich hatte während meines Studiums das Vergnügen. Man stellt dann fest, dass viele der bekannten Zitate für sich gesehen aus dem Zusammenhang gerissen werden. Wenn man versucht, den aus diesem Geschwurbel herauszulesen, kommt man zu dem Schluss, dass es sich nicht um eine ökonomische und auch nicht um ein gesellschaftstheoretische Theorie handelt, sondern schlicht um eine parareligiöse Heillehre, bei der es wie üblich um die Überwindung des Todes geht, also Unsterblichkeit.
Lanchester dagegen erzählt zwar eine Geschichte, aber nach angelsächsischer Tradition hält er sich an die Realitäten. Dabei geht er durchaus mit den Auswüchsen des Liberalismus streng ins Gericht. Sein Thema ist das Bankenwesen im London vor und nach dem Finanzcrash. Er stellt Geschichten von ganz unterschiedlichen Familien nebeneinander, erzählt von ihren Wünschen, Träumen und wie sie zerplatzen, oder nicht, und wie die Protagonisten Lehren daraus ziehen, oder eben nicht. Alle leben von diesen ungeheuren Geldmitteln, die die Investmentbanken in die Stadt London spülen.
Ort der Handlung ist eine kleine Straße aus viktorianischen Reihenhäuschen von vormals Kleinverdienern, deren Wert plötzlich explodiert.
Da wären z.B. die Neureichen aus der Mittelklasse, die als Banker unfassbar viel Geld verdienen und eine Dekadenz ausleben, die einen entweder ein ungläubiges Lachen ins Gesicht treibt, oder die Faust in der Tasche ballen lässt. Oder der junge polnische Handwerker, der an dem Umbauwahn der Banker gut verdient, die Ungarin, die als Kindermädchen ihr Auskommen findet, der afrikanische Junge, der mit seinem Vater nach London geholt wurde, damit der zum Fußballstar aufgebaut wird, der Konzeptkünstler (kommt besonders schlecht weg ), die pakistanische Einwandererfamilie, die im Spannungsfeld von (islamischer) Tradition und Moderne lebt, eine Flüchtlingin (gibt es eine weibliche Form von Flüchtling?), die illegal arbeitet im quasi öffentlichen Dienst.
Alle streben nach ganz unterschiedlichen Lebensträumen und natürlich kommt es immer anders als gedacht. Lanchester schreibt klar, ungeschminkt und darum oft bitterböse. Aber auch ohne erhobenen Zeigefinger. Sehr gut hat mir die der Teil mit der pakistanischen Familie gefallen. Danach fragt man eigentlich nicht mehr, wie denn junge Menschen bei uns vom IS rekrutiert werden. Die Sache ist so simpel wie trivial. Tolles Buch!
Lanchester dagegen erzählt zwar eine Geschichte, aber nach angelsächsischer Tradition hält er sich an die Realitäten. Dabei geht er durchaus mit den Auswüchsen des Liberalismus streng ins Gericht. Sein Thema ist das Bankenwesen im London vor und nach dem Finanzcrash. Er stellt Geschichten von ganz unterschiedlichen Familien nebeneinander, erzählt von ihren Wünschen, Träumen und wie sie zerplatzen, oder nicht, und wie die Protagonisten Lehren daraus ziehen, oder eben nicht. Alle leben von diesen ungeheuren Geldmitteln, die die Investmentbanken in die Stadt London spülen.
Ort der Handlung ist eine kleine Straße aus viktorianischen Reihenhäuschen von vormals Kleinverdienern, deren Wert plötzlich explodiert.
Da wären z.B. die Neureichen aus der Mittelklasse, die als Banker unfassbar viel Geld verdienen und eine Dekadenz ausleben, die einen entweder ein ungläubiges Lachen ins Gesicht treibt, oder die Faust in der Tasche ballen lässt. Oder der junge polnische Handwerker, der an dem Umbauwahn der Banker gut verdient, die Ungarin, die als Kindermädchen ihr Auskommen findet, der afrikanische Junge, der mit seinem Vater nach London geholt wurde, damit der zum Fußballstar aufgebaut wird, der Konzeptkünstler (kommt besonders schlecht weg ), die pakistanische Einwandererfamilie, die im Spannungsfeld von (islamischer) Tradition und Moderne lebt, eine Flüchtlingin (gibt es eine weibliche Form von Flüchtling?), die illegal arbeitet im quasi öffentlichen Dienst.
Alle streben nach ganz unterschiedlichen Lebensträumen und natürlich kommt es immer anders als gedacht. Lanchester schreibt klar, ungeschminkt und darum oft bitterböse. Aber auch ohne erhobenen Zeigefinger. Sehr gut hat mir die der Teil mit der pakistanischen Familie gefallen. Danach fragt man eigentlich nicht mehr, wie denn junge Menschen bei uns vom IS rekrutiert werden. Die Sache ist so simpel wie trivial. Tolles Buch!
Achte immer auf den Horizont!
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Re: Diaabend 2015 – Korsika
Danke, diese Rezension erfüllt die Erwartung[WHITE SMILING FACE]. Steht auf der Beschaffungsliste.Roman hat geschrieben:Ja, im Gegensatz zum "Das Kapital" von einem gewissen Marx ist der Roman "Kapital" von einem englischen Journalisten geschrieben worden, also gut lesbar. Beim Marxschen Kapitel handelt es sich ja um eines dieser Werke, aus denen alle Zitate zitieren, ohne es je als Ganzes gelesen zu haben. Ich hatte während meines Studiums das Vergnügen. Man stellt dann fest, dass viele der bekannten Zitate für sich gesehen aus dem Zusammenhang gerissen werden. Wenn man versucht, den aus diesem Geschwurbel herauszulesen, kommt man zu dem Schluss, dass es sich nicht um eine ökonomische und auch nicht um ein gesellschaftstheoretische Theorie handelt, sondern schlicht um eine parareligiöse Heillehre, bei der es wie üblich um die Überwindung des Todes geht, also Unsterblichkeit.
Lanchester dagegen erzählt zwar eine Geschichte, aber nach angelsächsischer Tradition hält er sich an die Realitäten. Dabei geht er durchaus mit den Auswüchsen des Liberalismus streng ins Gericht. Sein Thema ist das Bankenwesen im London vor und nach dem Finanzcrash. Er stellt Geschichten von ganz unterschiedlichen Familien nebeneinander, erzählt von ihren Wünschen, Träumen und wie sie zerplatzen, oder nicht, und wie die Protagonisten Lehren daraus ziehen, oder eben nicht. Alle leben von diesen ungeheuren Geldmitteln, die die Investmentbanken in die Stadt London spülen.
Ort der Handlung ist eine kleine Straße aus viktorianischen Reihenhäuschen von vormals Kleinverdienern, deren Wert plötzlich explodiert.
Da wären z.B. die Neureichen aus der Mittelklasse, die als Banker unfassbar viel Geld verdienen und eine Dekadenz ausleben, die einen entweder ein ungläubiges Lachen ins Gesicht treibt, oder die Faust in der Tasche ballen lässt. Oder der junge polnische Handwerker, der an dem Umbauwahn der Banker gut verdient, die Ungarin, die als Kindermädchen ihr Auskommen findet, der afrikanische Junge, der mit seinem Vater nach London geholt wurde, damit der zum Fußballstar aufgebaut wird, der Konzeptkünstler (kommt besonders schlecht weg ), die pakistanische Einwandererfamilie, die im Spannungsfeld von (islamischer) Tradition und Moderne lebt, eine Flüchtlingin (gibt es eine weibliche Form von Flüchtling?), die illegal arbeitet im quasi öffentlichen Dienst.
Alle streben nach ganz unterschiedlichen Lebensträumen und natürlich kommt es immer anders als gedacht. Lanchester schreibt klar, ungeschminkt und darum oft bitterböse. Aber auch ohne erhobenen Zeigefinger. Sehr gut hat mir die der Teil mit der pakistanischen Familie gefallen. Danach fragt man eigentlich nicht mehr, wie denn junge Menschen bei uns vom IS rekrutiert werden. Die Sache ist so simpel wie trivial. Tolles Buch!
Und was ist jetzt mit Diaabend??
Gruß Francois
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Re: Diaabend 2015 – Korsika
Hach, ich freu mich
Wieder jemand, der sich hinsetzt und sich für uns Mitforumer viel Mühe und Arbeit macht,
einen sehr schön geschriebenen Reisebericht verfasst, der einen anschaulich mit auf die Reise nimmt und
(romantypisch) zu Begeisterung und Lächeln bringt...
Ich freu mich auch auf die Fortsetzung! Merci Roman!
Wieder jemand, der sich hinsetzt und sich für uns Mitforumer viel Mühe und Arbeit macht,
einen sehr schön geschriebenen Reisebericht verfasst, der einen anschaulich mit auf die Reise nimmt und
(romantypisch) zu Begeisterung und Lächeln bringt...
Ich freu mich auch auf die Fortsetzung! Merci Roman!