Diaabend Auvergne

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stormy_weather
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Re: Diaabend Auvergne

Beitrag von stormy_weather »

mikegold hat geschrieben:
stormy_weather hat geschrieben:...
Die Unsummen für Fotopapier, 4x5 inch Filme und Entwicklerbäder ausgegeben hätten locker für einen gebrauchten Touring gereicht.
Was machst du dann genau mit dem Film ? Prints wahrscheinlich.
Ich fotografiere die Negative (oder Dias) von einer Leuchtplatte ab, mit Digitalkamera und Makrobjektiv. Ausbelichten übers Internet geht dann natürlich problemlos, aber die Bilder auf einem schönen, großen Fernseher anzuschauen ist auch nicht übel.

Gruß,

Sven
Roman
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Re: Diaabend Auvergne

Beitrag von Roman »

stormy_weather hat geschrieben:Toll, wenn auch, ähh, strange. Man kann eine ganze Menge Sachen prima analog machen und alte Kameras sind sehr reizvoll, aber es gibt doch viele Sachen (z.B. alles bei schlechtem Licht, Sport, Landschaft), die man digital viel besser machen kann (durchaus nicht nur einfacher...). Sich diese Möglichkeiten gleich von vornherein zu nehmen, wundert mich. Ich wüsste gern, wie sie das erklärt.
Ich verstehe es auch nicht, ich wollte ihr schon oft eine Digiknipse schenken, aber nein, sowas will sie nicht. Sie begründet es: Die digitalen Bilder sind zu scharf, zu kalt. Und in der Tat wird bei ihr oft das Korn herausgearbeitet. Übrigens oft digital. Das Negativ wird extrem hochauflösend gescannt, dann digital bearbeitet, dann ausgedruckt oder ausbelichtet. Auch das Druck- oder Belichtungsverfahren ist wichtig für das Endergebnis. Wobei sie gerade erst das Grundstudium beendet hat, dort werden die Studies wahrscheinlich erst einmal mit dem Handwerk der Fotografie durch alle Produktionsschritte geführt, damit sie überhaupt wissen, was möglich ist.

Wenn ich das als Außenstehender betrachte: Es ist auch einfach Usus an der Hochschule. Die allermeisten arbeiten dort mit Film, der ist das Normale. Sie hat dann sozusagen eine kleine Revolution angezettelt, als sie ihre Zwischenprüfungsarbeit mit dem Smartphone fotografiert hat. Das kam nicht an bei der Professorin und bei den Kommilitonen auch nicht, das sei "Amateur-Ästhetik", so die Kritik. Jetzt macht sie ein Gastsemester in der Klasse von Jürgen Teller in Nürnberg, das ist ein Modefotograf, der arbeitet auch meistens mit Film. Keine Ahnung, warum. Ich glaube, Film gibt durch die Beschränkung einen ganz bestimmten Style, der oft als schön empfunden wird. Die letzten StarWars-Filme wurden auch auf Film gedreht, dann digitalisiert und bearbeitet. Man wollte wohl die Atmosphäre der ersten Filme aufnehmen.

Aber sie hat schon vor dem Studium ausschließlich analog fotografiert und den Kram in unserem arschkalten, stinkenden und ungeheizten Albaukeller vergrößert. Vielleicht hat sie auch deshalb den Studienplatz bekommen.
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mikegold
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Re: Diaabend Auvergne

Beitrag von mikegold »

stormy_weather hat geschrieben: Ich fotografiere die Negative (oder Dias) von einer Leuchtplatte ab, mit Digitalkamera und Makrobjektiv. Ausbelichten übers Internet geht dann natürlich problemlos, aber die Bilder auf einem schönen, großen Fernseher anzuschauen ist auch nicht übel.

Gruß,

Sven
Ein Hybridverfahren also. Bringt das Abfotografieren gegenüber dem Scann Vorteile ?
road-movie
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Re: Diaabend Auvergne

Beitrag von road-movie »

Roki ETC 317 hat geschrieben:als ich mit meinem Vater in der finsteren Küche unter Rotlicht mit Rot- Orange- Grau-Filtern hantieren durfte um Kontraste zu holen oder falsch belichtete Motive zu retten. Anschließend vergrößern, entwickeln nach Zeit und/oder Auge, fixieren, wässern, trocknen. Tempus fugit...
Aus diesem Grund habe ich unvernünftigerweise mein SW-Labor bis jetzt aufgehoben. Um es nochmal auszupacken und meiner Tochter zu zeigen - aber ob ich es jemals tue?! Ich denke nicht, das ich mir den Aufwand nochmal gebe :(
Roman
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Re: Diaabend Auvergne

Beitrag von Roman »

Unterschätze nicht die Magie, wenn in der Entwicklerschale das Bild entsteht.

Wie ist es denn in der Musik? Man kann jeden Flügel und jede Trommel digital simulieren. Der Sound ist reiner als der jeder Aufnahme irgendeines akustischen Instruments. Die Unreinheiten kann man auch reinrechnen. Aber irgendwie ist das Ergebnis dann doch nicht das gleiche. :wink:
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road-movie
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Re: Diaabend Auvergne

Beitrag von road-movie »

Roman hat geschrieben:Und in der Tat wird bei ihr oft das Korn herausgearbeitet. Übrigens oft digital. Das Negativ wird extrem hochauflösend gescannt, dann digital bearbeitet, dann ausgedruckt oder ausbelichtet.
Ich kann das nachvollziehen. Mein Lieblingsbild ist nicht nur nur sehr unscharf sondern hat auch ziemlich grobes Korn. Ich habe mal in einer Medienfirma gearbeitet. Da hat mir ein Kollege das Negativ mit einem Trommelscanner digitalisiert. Jetzt habe ich das Bild auf 120cm Leinwand drucken lassen. Sieht m.E. klasse aus:
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Indien_Poster_50.jpg
Roman
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Re: Diaabend Auvergne

Beitrag von Roman »

Ja, das ist ein tolles Bild. Ich glaube, es zeigt, worin der Wert von analoger Fotografie heute liegt. Es geht dabei nicht mehr darum, ein technisch perfektes Bild zu machen, also möglichst scharf und klar, sondern es geht mehr ins grafische, in die Malerei, Abstraktion.

Vielleicht vergleichbar mit einer Elektrogitarre. Die liefert keinen klaren Sound von der schwingenden Seite, sondern verzerrt den Klang im Verstärker. Eigentlich fährt man die Röhren oder Transistoren weit jenseits ihrer Spezifikation und das Ergebnis wird als sehr ausdrucksstark empfunden. So wie das Foto.

Wenn man sich die Fotos von besagtem Jürgen Teller ansieht:

https://www.google.de/search?q=J%C3%BCr ... 20&bih=978

Die sind ja sehr pathetisch, expressiv, trashig. So wie Punkrock-Musik.
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Re: Diaabend Auvergne

Beitrag von Roki ETC 317 »

Roman hat geschrieben: Es geht dabei nicht mehr darum, ein technisch perfektes Bild zu machen, also möglichst scharf und klar, sondern es geht mehr ins grafische, in die Malerei, Abstraktion.
Foto kann jeder.
Graphie, der 2. Teil des Wortes Photographie, wie man es einst schrieb, wird gerne vergessen.
Die Beachtung des Goldenen Schnittes alleine würde aus manchem Foto ein Bild machen.
Abstraktion hingegen würde ich lieber der Malerei überlassen.
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Re: Diaabend Auvergne

Beitrag von mikegold »

Roki ETC 317 hat geschrieben: Abstraktion hingegen würde ich lieber der Malerei überlassen.
Das schreibt sich so leicht.
Emphehle hierzu den Aufsatz "Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit" von Walter Benjamin.
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Re: Diaabend Auvergne

Beitrag von Roki ETC 317 »

mikegold hat geschrieben:
Roki ETC 317 hat geschrieben: Abstraktion hingegen würde ich lieber der Malerei überlassen.
Das schreibt sich so leicht.
Emphehle hierzu den Aufsatz "Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit" von Walter Benjamin.
Dein Zitat ist ja ganz interessant zu lesen, aber selbst die genauere Betrachtung der Kapitel XII bis XV lassen mich den Bezug Deines Hinweises nicht erkennen.
Sehr spannend das Nachwort über die Ästhetik des Krieges, für mich als immer noch 68er -wenn auch geläutert- an Perversität unter dem Deckmantel Kunst kaum zu überbieten.

Jedenfalls macht es mir das Schreiben daß ich die Abstraktion lieber der Malerei überlassen würde nicht schwerer.
Mir scheint es weiterhin einfacher mit den Möglichkeiten der Malerei ein Sujet oder Thema abstrakt darzustellen als mit Fotografie.
War Arcimboldo etwa schon abstrakt? (Ich weiß, Manierismus) Aber das Gemüse so zu fotografieren daß da die von W. Benjamin zitierte Aura wirksam wird wie auf Arcimboldos Gemälden?
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mikegold
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Re: Diaabend Auvergne

Beitrag von mikegold »

Kommt ganz drauf an, was man unter Abstrakter Malerei versteht. Manche verwechseln es ja gern mit gegenstandsloser Malerei.
Wenn es darum geht Wesentliches heraus zu arbeiten und den Aussagekern einer bildlichen Darstellung vom unwesentlichen zu trennen so kann das durchaus mit optisch-technischen Hilfsmittel geschehen, deren Ergebnis wiederum vervielfältigbar ist. Dass das Medium stilbeeinflußend ist klar. Aber das Wesentliche bleibt.
Man Ray mit seinen Fotogrammen gilt als Hauptvertreter der abstrakten Fotografie. Über diesen Begriff kann man natürlich streiten.

Im Studium hatte ich Vorlesungen bei Koliusis, der vom Fotograf zum Lichtkünstler mutierte. Fotografie war immer für ihn abstrakte Lichtmalerei.
yoho
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Re: Diaabend Auvergne

Beitrag von yoho »

Foto kann jeder.
Graphie, der 2. Teil des Wortes Photographie, wie man es einst schrieb, wird gerne vergessen.
Die Beachtung des Goldenen Schnittes alleine würde aus manchem Foto ein Bild machen.
Danke, Roman! - Auch wenn der 'Goldene Schnitt' keine Standardlösung ist. Wenn man zum Beispiel die Weite einer Landschaft darstellen will, empfiehlt es sich, den Horizont auch schon mal etwas tiefer zu legen.
Marita und ich, wir sind übrigens lange der analogen Fotografie treu geblieben, obwohl wir jetzt keine Foto-Künstler sind. Noch Mitte der zweitausender Jahre waren Canons aus den siebziger Jahren die Kameras unserer Wahl.
Dann mussten wir auf Digitalfotografie umstellen, hatten aber anfangs nicht wirklich Spaß daran. Erst seit wir gelernt haben mit RAW-Dateien zu arbeiten und die, wie einst einen Abzug im Labor, zu manipulieren, fängt die Digitalfotografie an Spaß zu machen.
Und im Endeffekt ist auch dabei wieder jedes Bild, das am Rechner entsteht, ein Unikat.
road-movie
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Re: Diaabend Auvergne

Beitrag von road-movie »

Ich schlage vor, dass ein Moderator diesen Thread aufräumt und "künstlerische Fotografie" vom Diaabend Auvergne trennt. Vielleicht steht mir dieser Wunsch als nicht-Threadstarter gar nicht zu, vielleicht haben die Mods auch keine Lust darauf, aber schreibe hier nur mit einem schlechten Gewissen OT.
Roki ETC 317
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Re: Diaabend Auvergne

Beitrag von Roki ETC 317 »

Schließe mich road-movie an, auch weil ich selbst Verursacher bin. :oops:
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Re: Diaabend Auvergne

Beitrag von Roman »

So hatte ich mir immer Diaabende vorgestellt. Immerhin ist es ja kein Klo-Thread geworden. :lol:

Abstrakt kommt glaube ich von lat. abstrahere = entfernen. Reduktion auf das Wesentliche, auf den Kern. Arcimboldo ist für keine Abstraktion, Dali auch nicht, es ist ja was dazugekommen. Picasso natürlich und die Impressionisten auch schon.

Ich finde, man muss bei Begriff Abstrakt gar nicht in die Hohe Kunst gehen, à la, was will uns der Künstler damit sagen, Comic ist auch hochgradig abstrahierte Grafik. Donald Duck ist keine naturalistisch gezeichnete Ente sondern eine Idee einer Figur, mit drei Strichen gemacht.

Warum sollte man nur abstrakt gestalten dürfen mit dem Pinsel? Road-movies Foto ist doch ein gutes Beispiel dafür, dass eine Foto auch gut geeignet ist. Ich glaube nicht, dass man das so malen könnte. Mit dem Computer ginge es vielleicht, aber wäre doch viel mühseliger als es einfach mit der Knipse zu machen. Ich weiß auch nicht, ob ich das Bild jetzt als "hohe Kunst" bezeichnen möchte. Für mich sieht es einfach gut aus, es wirkt, warum auch immer, ich könnte es mir auch an der Wand im Wohnzimmer vorstellen. In dem hängt schon ein ähnliches, allerdings schwarz-weiß, ist auch verwischt ein Pferd drauf, was sich im Dreck wälzt. Die Erstsemster-Arbeit, Abschluss "Einführung in die Photographie" vom Kind. Sicherlich noch kein großes Meisterwerk, macht aber was her. Übrigens aufgezogen auf Aludibond, woraus die Gasklappenkappen von den neueren Tourings sind.

Wenn man sich das Foto von road-movie man vorstellt als korrekt aufgenommen, scharf. Dann sähe man einen Menschen, der vermutlich an einem Bekleidungsgeschäft vorbei geht. Spannend ist anders. So hat es die Anmutung von der flirrende Hitze eines Basars. Ich sehe das zumindest darin.
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