wir haben unsere Idee "Deutschland außerhalb der Grenzen zu umrunden" im vergangenen Jahr in den Monaten Mai bis August umgesetzt. Nachfolgend ein paar Erfahrungen und besonderen Erlebnisse.
Erst noch einmal vielen Dank für die vielen Tipps, die wir in der Planungsphase aus dem Forum erhalten haben. Leider konnten wir die meisten Tipps, da sie sich auf die Ostseeküste bezogen, nicht umsetzen. Wir haben die Umrundung vorher abgebrochen.
Wie die folgende Karte zeigt, sind wir von Köln aus über den Teutoburger Wald in Nordholland gegen den Uhrzeigersinn gestartet und haben von Südpolen aus die Rückreise über den Harz angetreten. Einer der Gründe, die geplante Reise nicht fortzusetzen, war die damals sehr große Hitze in Polen, die weder zu Wanderungen noch zu Besichtigungen animierte. Leider ist damit nicht nur die Reise entlang der Ostseeküste sondern auch durch Süddänemark auf der Strecke geblieben. Sicherlich Anreiz genug, die Tour irgendwann zu vollenden.
Nachfolgend Auszüge aus unserem Reisetagebuch:
Reisestrecke: ca. 6.700 km (incl. Ausflügen)
Reisedauer: 91 Tage
Übernachtungen: 23 CP
Auch wenn wir nur sehr begrenzte Einblicke in die verschiedenen Länder hatten und wir uns ausschließlich in grenznahen Bereichen aufhielten, nahmen wir gravierende Unterschiede zu Deutschland und den Ländern untereinander wahr. Deutliche Differenzen in Lebenshaltungskosten, Infrastruktur, Kultur, Geschichte, Landschaft, Verkehrswesen, Umweltbewusstsein, Lebenshaltung, Art der CP und Freundlichkeit/Hilfsbereitschaft prägten viele unsere Reiseerlebnisse.
Wir mögen naturnahe Campingplätze, wandern gerne und versuchen touristische sehr frequentierte Gebiete zu meiden. Dies ließ sich bei einer solchen Tour nicht immer umsetzen.
Unter diesem Aspekt waren wir besonders von den tschechischen CP angetan. In der Regel konnten wir dort einen Platz auf einer der Wiesen frei suchen und am Abend das Lagerfeuer vor dem Wohnwagen anzünden. So kamen wir schnell in Kontakt und haben über Sprachbarrieren hinweg tolle Begegnungen gehabt. Irgendwie ein anderes Gefühl als wenn man auf einem parzellierten Platz mit dem Gespann bis auf dem Meter eingewiesen wird (Ich verrate nicht, wo das war. ). Dafür nahmen wir Einschränkungen im Komfort gerne in Kauf.
Insbesondere unter dem Gesichtspunkt Wandern bleibt uns in Erinnerung:
- Das Dreiländereck Belgien/Luxemburg/Deutschland mit dem Our-Tal und einem spektakulären Gewitter über dem CP.
- Die Luxemburgische Schweiz mit wildromantischen Wanderwegen.
- Aber auch das Unwetter und Hochwasser an der Sauer, das zahlreiche Wege unpassierbar machte und zu einer Räumung der ufernahen Bereiche des CP führte.
- Die westlichen Vogesen um Gerardmer mit zahlreichen Seen und wildromantischen Wegen.
- Der Schweizer Jura mit seinen herrlichen Ausblicken auf die Alpen.
- Der Hallstädter See, eine landschaftlich sehr reizvolle Gegend, die wir allerdings fluchtartig verlassen haben, da uns der Massenansturm asiatischer Touristen überwältigte ("Die Besucherzahl in Hallstadt hat sich seit 2010 verfünffacht!").
- Der Sumava Nationalpark in Tschechien mit seiner Unberührtheit.
- Das bömische Erzgebirge, das vor allem bei Kletterern (auch vielen deutschen) beliebt ist.
- Das Riesengebirge, das sowohl von der tschechischen als auch der polnischen Seite viele schöne Bergtouren zu bieten hat.
- Die Hünengräber in der Nähe von Ees.
- Die Juffertore in Ounstwedde.
- Hasselt in der Provinz Limburg mit der Sint-Quintinuskathedraal am Vismarkt.
- Dietkirch in Luxemburg mit einem interessanten Museum zur Ardennenoffensive.
- Vianden mit seiner imposanten Burg.
- Metz mit seiner imposanten Kathedrale und den Resten der Stadtmauer.
- Strasbourg mit zahlreichen Attraktionen und einer schönen Altstadt an den Ufern Ill.
- Die Altstadt des kleinen Orts Le Landeron mit einem Ring mittelalterlicher Häuser.
- Das private Konzert eines Alphornbläsers (und -Lehrers) in Winden, der uns mit einem Schüler nicht nur ein Ständchen brachte sondern viel über dieses Instrument erzählte und uns "ausprobieren" ließ (Was rauskam, hatte mit Kultur aber nichts zu tun ).
- Die sehenswerte Altstadt von Krumlov.
- Die noch sichtbaren Reste deutscher Vergangenheit in dem von uns bereisten Südpolen(Niederschlesien).
- Die Fritten in Holland und Belgien (nicht wirklich).
- Süßigkeiten in Belgien. U.a. haben wir in Hasselt ein sehr leckeres, vor unseren Augen gestaltetes Eis in einer Pralinenmanufaktur genossen.
- Schwarzes Baguette in Nordfrankreich.
- Röst in der Schweiz. Wobei wir gelernt haben, dass es einen "Röstigraben", d.h. eine Grenze zwischen der französischen und deutschen Schweiz gibt. Gute Rösti gibts angeblich nur in der deutschen Schweiz (deshalb Graben ).
- Rivella, ein kohlesäurehaltiges, alkoholfreies Erfrischungsgetränk mit 35% Milchserum, das die Schweizer gerne als Nationalgetränk bezeichnen. Sollte man zumindest probiert haben.
- Brote mit "Ruchmehl" (einer speziellen Kornverarbeitung) in der Schweiz.
- Sehr preiswertes und gutes Bier in Tschechien.
- Süße Knödel mit Heidelbeerfüllung und Sahne in Krumov - sehr mächtig.
- Opladen, deren Vielfalt in Karlsbad besonders groß war und die dortigen heißen Mineralwässer (wer´s mag).
- Bömische Knödel und Semmelknödel in Tschechien.
- Schlesische (Kartoffel-)Knödel in Südpolen.
- Div. Wodgasorten, die ganze Regale in polnischen Geschäften füllen.
- Piroggen, gefüllt mit Kartoffelbrei/Topfen (Quark) und Palatschinken (mit Blaubeerfüllung) in einer Berghütte im polnischen Riesengebirge.
Die Reiseroute entstand aus einer persönlichen Situation, in der wir uns nicht zu weit von zu Hause entfernen wollten. Im Rückblick sind wir begeistert von den vielen unterschiedlichen Eindrücken, die uns das ganz nahe liegende "Europa" greifbarer gemacht haben. Vielleicht können wir mit dem Bericht ja andere zu einer ähnlichen Reise anregen.
Gruß Volker