Camping des Grauens

Reisen, Urlaub, Campingplätze
Cucuron
Beiträge: 732
Registriert: 07.07.2014, 15:59
Wohnort: Konstanz-Dingelsdorf

Re: Camping des Grauens

Beitrag von Cucuron »

Na da will ich doch auch ein Highlight des Grauens anfügen.
Campingplatz Kalte Quelle bei Würzburg. Überall liegt alter Mist herum, es sieht teilweise aus wie die Zufahrt zu einem Schrottplatz.
Dazu die Geräuschkulisse der nahen A3 die den Main auf einer hohen Brücke überquert, paralell zum Platz eine Bahnstrecke auf der gefühlt alle 5 Minuten ein Zug fährt, und als Sahnehäubchen kommt dann gelegentlich noch ein Frachtschiff auf dem Main.

Primitive Plätze schrecken uns nicht, aber vermüllte und laute.

Viele Grüße
Thomas

@ Roman, wo sortierst Du eigentlich Touringfahrer, ein die einen neueren Touring ohne Toilette haben?
("Es ist klar, dass dazu auch unbedingt ein Klo gehört, ein extrem intimer Ort für eine extrem verletzliche Verrichtung. Dazu möchte man eben nicht raus in die böse Natur, und sei die nur ein Rastplatz-Klo.")
zieh lieber mit uns fort, sagte der Esel, etwas besseres als den Tod findest Du überall...
(Triton 410, 2017 und Froli Zona Mobil Festbettumbau)
Roman
Beiträge: 20089
Registriert: 18.02.2008, 21:19
Wohnort: Köln

Re: Camping des Grauens

Beitrag von Roman »

Na, "irgendwo dazwischen." Wie immer eigentlich im Leben. :wink:
Achte immer auf den Horizont!
Jorge_W
Beiträge: 544
Registriert: 10.08.2016, 19:05

Re: Camping des Grauens

Beitrag von Jorge_W »

Ui. Haben wir dann mit älterem Touring und mit Klokabine auch Chancen auf die Zwischenwelt?

Warum muss das Mittelmeer in Italien überall aussehen wie ein Hotelpool mit Sand?


Triton BSA 1993
tritoning.com
Skandinavienreisender ETC 585
Beiträge: 4976
Registriert: 27.10.2007, 18:45

Re: Camping des Grauens

Beitrag von Skandinavienreisender ETC 585 »

...und wie sieht es aus mit altem Triton, Porta-Potti-Nachbau ohne Kabine? :mrgreen:
Grüße
Tilo

Bild
Je älter, je besser!
Triton Bj.'84
Jorge_W
Beiträge: 544
Registriert: 10.08.2016, 19:05

Re: Camping des Grauens

Beitrag von Jorge_W »

Und: Was wiegt schwerer? Das Baujahr oder die sanitäre Grundausstattung? :?

Warum muss das Mittelmeer in Italien überall aussehen wie ein Hotelpool mit Sand?


Triton BSA 1993
tritoning.com
Cucuron
Beiträge: 732
Registriert: 07.07.2014, 15:59
Wohnort: Konstanz-Dingelsdorf

Re: Camping des Grauens

Beitrag von Cucuron »

Fragen über Fragen! Sehr komplex das alles! Das richtige Touring Leben ist eines der schwersten!
Die großen Philosophen haben das ausgespart, weil es Ihnen doch zu heikel erschien.
Aber wir haben Roman. Da wird schon noch was kommen :wink:

Viele Güße
Thomas
zieh lieber mit uns fort, sagte der Esel, etwas besseres als den Tod findest Du überall...
(Triton 410, 2017 und Froli Zona Mobil Festbettumbau)
Roman
Beiträge: 20089
Registriert: 18.02.2008, 21:19
Wohnort: Köln

Re: Camping des Grauens

Beitrag von Roman »

Mitnichten haben die das ausgespart. Ich sag nur Diogenes in seiner Tonne. Das war sozusagen ein Urtouring. Oder die Monade von Leibniz.

Ich würde sagen: Je selbstgemachten, um so radikaler. Hier spielt der amerikanische Siedler-Mythos seine Rolle. Im Planwagen alles dabei um der Natur die Zivilisation abzutrotzen. Nicht umsonst fällt der große Camping-Boom in die Hochzeit des Filmgenres Western. Ich glaube, darin liegt der Reiz, an seinem Touring herumzufrickeln. Hier noch ne Optimierung, da noch ein Klöchin versenkt... Wir leben in einer ultrakomplexen Welt, mit schafft man sich für einen Augenblick die Illusion, man alles im Griff. Wie die Siedler im Western.

Interessant auch bei Touring-Neukäufern. Zuerst wird lange überlegt, was man denn so alles wichtiges braucht. Kaum steht dann die Kiste vor der Tür, reicht das aber nicht, es weiter irgendwas verbessert werden. Man könnte auch sagen: Individualisiert.
Achte immer auf den Horizont!
cailin
Beiträge: 5975
Registriert: 28.09.2016, 13:42
Wohnort: Im Schwäbischen..

Re: Camping des Grauens

Beitrag von cailin »

Roman hat geschrieben: 21.12.2019, 14:13 Kaum steht dann die Kiste vor der Tür, reicht das aber nicht, es weiter irgendwas verbessert werden. Man könnte auch sagen: Individualisiert.
Ich weiß jetzt nicht,, wen du meinst :PM:
Man sollte einfach mal das tun, was einen Glücklich macht, anstatt immer nur das, was Vernünftig ist.

Sprachs und kaufte sich nen Triton (1992)
und machte sie zur Tritonette


2017: 28 N
2018: 28 N
2019: 35 N
2020: 27 N
2021: 44 N
Cucuron
Beiträge: 732
Registriert: 07.07.2014, 15:59
Wohnort: Konstanz-Dingelsdorf

Re: Camping des Grauens

Beitrag von Cucuron »

Roman hat geschrieben: 21.12.2019, 14:13 Mitnichten haben die das ausgespart. Ich sag nur Diogenes in seiner Tonne. Das war sozusagen ein Urtouring. Oder die Monade von Leibniz.
Ja da ist was dran, vor allem beim Vergleich mit der Leibniz´schen Monade. Ich war schon immer der Meinung daß der einzige Wohnwagen der eine Aura hat, der Touring ist.

Viele Grüße
Thomas
zieh lieber mit uns fort, sagte der Esel, etwas besseres als den Tod findest Du überall...
(Triton 410, 2017 und Froli Zona Mobil Festbettumbau)
road-movie
Beiträge: 5511
Registriert: 21.06.2010, 21:09
Wohnort: Dahoam is wost hi wuilst wanst weg bist.

Re: Camping des Grauens

Beitrag von road-movie »

@Cucuron: Von dem CP hätte ich gerne Gruselbilder gesehen. :)

Kennt Ihr die FB-Gruppe Gärten des Grauens? https://www.facebook.com/GaertenDesGrauens/

Bei Diogenes frage ich mich, ob der wohl ein Klo in seiner Tonne hatte? :PM:
macgoerk
Beiträge: 4065
Registriert: 17.01.2014, 17:23
Wohnort: Calenberger Land

Re: Camping des Grauens

Beitrag von macgoerk »

...und genau diese Aura möchte ich nicht missen.

Zwei Tourings haben uns in den letzten gut 35 Jahren begleitet.

Ich kann und möchte mir nichts anderes vorstellen,

... und die neueren Tourings gefallen mir überhaupt nicht....
Touring ! Von 1983 bis 2023 !
Roman
Beiträge: 20089
Registriert: 18.02.2008, 21:19
Wohnort: Köln

Re: Camping des Grauens

Beitrag von Roman »

Darum ist der Touring ja so erfolgreich und wird im Wesentlichen seit 60 Jahren gebaut. Er muss einen Nerv treffen. Die ganze Camping-Chose, die ja angeblich boomt wie nie.
Achte immer auf den Horizont!
Roman
Beiträge: 20089
Registriert: 18.02.2008, 21:19
Wohnort: Köln

Re: Camping des Grauens

Beitrag von Roman »

Heute spendiere ich eine weitere Folge der beliebten Serie Camping des Grauens. Wir dürfen ja alle gerade ein wenig DDR-Feeling genießen: Reisefreiheit war gestern, Bürgerrechte – scheiß drauf, die Überwachungs-App steht in der Pipeline und vor den Läden bilden sich Schlangen, eine Volkswirtschaft wird zu Grunde gerichtet und Geld lässt sich einfach drucken, wenn man welches braucht. Darum lasst uns ein wenig gruseln und betrachten, was uns vielleicht erspart geblieben ist mit dem ausgefallenen Osterurlaub. Deshalb will ich erzählen vom Osterurlaub letzten Jahres.

Ich weiß nicht mehr, wie es kam, dass wir mit unserer Oster-Regel gebrochen hatten. Normalerweise halten wir in der frühen Jahreszeit unser Ziel sehr flexibel, wir fahren dorthin, wo sich ein stabiles Hoch auftut. Natürlich muss so sehr kurzfristig geplant werden. Nun sind wir 2018 in der Provence gewesen, im Landesinneren. Das war sehr schön, aber das Meer hat doch sehr gefehlt, gerade nach einem langen Winter war die Sehnsucht danach groß, so dass wir entgegen aller Wettervorhersagen doch die Cote d’Azur angesteuert haben. Obgleich im restlichen Europa schönstes Sommerwetter angesagt war, sind wir also in das einzige Regenloch gefahren.

Bild

Die Reise lief sich eigentlich gut an. Strahlender Sonnenschein auf ‚unserer‘ Autobahn, die Strecke kennen wir quasi auswendig.

Bild

Fantastische Autos überholen uns, …

Bild

Frühling auf den Rastplätzen, …

Bild

das Schnitzelbrötchen schmeckt!

Bild

Leider haben wir dann eine zweite Fehlentscheidung getroffen. Viele kennen die Geschichte, aber weil sie hierhergehört, erzähle ich sie noch mal. Eigentlich wollten wir – ohne Kinder unterwegs – eine Zwischenübernachtung auf irgendeinem CP einlegen. Aber dann zeigte gegen Abend das Thermometer eine sehr niedrige Zahl, im Auto war es kuschelig warm, so sind wir weitergefahren bis spät, um dann auf einem Rastplatz in der Provence zu pennen. Das haben wir dann auch getan, aber nur kurz. Gegen Viere saßen meine Frau und ich kerzengerade im Bett. Da war doch was? Stille – bis auf den Krach der Autobahn. Plötzlich ein metallenes Klirren. Ein Tier? Igel? Da war es mit zu bunt, ich wollte nachschauen gehen. Nur habe ich meine Hose nicht gefunden. Die Möglichkeiten in einem Touring seine Hose zu verlegen, sind begrenzt. Da dämmerte es mir langsam, auch als ich gesehen habe, dass die Tür einen Spalt aufstand. Ich ohne Hose raus, die lag vor dem Troll. Das Klirren wird wohl die Gürtelschnelle gewesen sein beim Aufschlagen auf den Asphalt. Ich habe noch ein Auto wegfahren sehen. Das Portemonnaie meiner Frau lag auf der Motorhaube vom Kangoo mit allen Papiern und Karten, zum Glück! Bargeld war weg, aber viel ist es nicht gewesen. Geklaut haben sie die Tasche meine Frau, da war an Wert nur ein guter Kopfhörer drin. Zum Glück hat der Dieb, oder war es ein Räuber?,meine Fototasche übersehen, obwohl die auf der Küche stand. Meine Brieftasche stecke ich immer in ein Versteck im Troll, das habe ich bei der Übernachtung nur aus einem Automatismus getan, weil ich es immer tue.
Morgens um Sieben trafen wir die Familie aus dem WoMo hinter uns. Die hatten nachts gar nichts bemerkt, als sie richtig ausgeräumt wurden. Alles Bargeld weg, alle Smartphones weg, Tablet weg, deren Urlaub war damit zu Ende. Und unserer stand unter keinem guten Start.

Kommen wir zu Fehlentscheidung Nummer 3. Ein paar Worte zur Wahl unserer Campingplätze. Da besteht eine feste Arbeitsteilung zwischen meiner Frau und mir. Ich stelle Ansprüche an die Reise und die Platzwahl, die leider oft sehr hoch sind. Schuld ist auch macgoerk daran, weil der nämlich hier die Maßstäbe immer höher setzt und ich natürlich dagegen anstinken muss. Meine Frau muss dann die Plätze finden. Es ist nicht immer leicht mit mir zu reisen.

Es ist auch nicht leicht an der Cote d’Azur einen guten Campingplatz zu finden, was daran liegt, dass die ehemals schöne Landschaft von oben bis unten zugebaut ist, und zwar vornehmlich mit Luxusvillen. So auch der Ort Saint Raphaël, wo wir uns den Platz Camping International de L'Ile d'Or ausgesucht hatten. Warum, weiß keiner mehr so genau, ich glaube wegen des nahegelegenen Naturschutzgebietes, weil wir mit genau so einem auf der Halbinsel Giens gute Erfahrungen gemacht hatten. Naja, Campingplätze können ein Ort maximaler Tristesse sein.

Bild

Das Wetter spielt manchmal auch eine Rolle.

Bild

Immerhin hatte unser Stellplatz Meerblick. Leider mit einem etwas eigenwilligen Vordergrund.

Bild

Zwischen dem Campingplatz und dem Meer, also genaugenommen, zwischen der Hauptverkehrsstraße und den Villengrundstücken am Meer, verlief noch eine Bahnlinie. Das eher mäßige Wetter schien eine größere Menge an Amateur-Motorsportlern nicht von der Ausübung ihres Hobbys abzuhalten. Wieso gibt es eigentlich für jeden Mist Auflagen ohne Ende, nur für Lärm-Emissionen von Motorrädern nicht? Wieso darf jeder postpubertäre Idiot ganze Landschaften zubrüllen mit seinem Sportauspuff?

Bild

Viele Stunden habe ich mit dieser Ansicht verbracht. Ich könnt euch das heimelige Geräusch von Regen auf dem Dach dazu vorstellen. Nur unterbrochen von den Sportauspuffen und gefühlt alle 10 Minuten einen Hubschrauberflug. Vermutlich An- und Abreise der erlauchten Villen-Eigner. Natürlich hat es nicht immer geregnet. Darum habe ich ein paar Eindrücke sammeln können vom CP:

Bild

Ja, Home sweet home.

Bild

Vermutlich Mietobjekte. OK, mal kurz durchkehren vor Saisonbeginn…

Bild

Eigen die Sanitär-Architektur. Besonders die Ausführung der Decke gilt es zu beachten!

Bild

Architektonische Strenge wechselt mit …

Bild

baulichen Kapriziosen.

Bild

Hier wird der Landschaft abgetrotzt!

Bild

Für Schnellentschlossene: Ein Grundstück wird frei.

Bild

Ja, wer denkt hier nicht an Sommer, Sonne, Badespaß!? Man beachte den Spielplatz rechts im Bild!

Bild

Diese gartenbauliche Meisterleistung hatte ich vollkommen übersehen, bis ein junges Paar hinter mir sich ausgeschüttet hat vor Gelächter beim Fotografieren der Bäume. Irgendein Honk hat die beiden komplett einasphaltiert.

Bild

Wenn ich mal ein Hospiz bebildern muss, das wird ein heißer Kandidat dafür.

Bild

Nach wenigen Tagen haben wir die Reise abgebrochen und sind nach Hause gefahren. Das Foto habe ich am 24. April auf der Rückfahrt gemacht.

Bild

Am 27. April dieses hier. Das Motiv kennt ihr ja schon, der Blick aus unserem Badezimmerfenster. Also, warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah!?
Achte immer auf den Horizont!
yoho
Beiträge: 2113
Registriert: 16.09.2008, 22:49

Re: Camping des Grauens

Beitrag von yoho »

Tja Roman, ich finde ja, wer nach Südfrankreich fährt, sollte auch mit den landestypischen Eigenheiten der Eingeborenen leben (können). :wink:
Im Haus meiner Kindheit hatten wir als Nachbarn ein Ehepaar, das aus Südfrankreich stammte und sich vor Ort in der Gastronomie sein Geld verdiente. Haus und Garten sahen ähnlich aus wie der Campingplatz auf Deinen Fotos. Es waren liebe, nette Menschen, die rauchten wie die Schlote und sich freuten, wenn ich ihnen die Weinbergschnecken vorbeibrachte, die ich abends in unseren Salatbeeten eingesammelt hatte.
Sie haben sich sogar sehr bemüht mit mir ein Französisch zu sprechen, das ich verstehen konnte, obwohl ihnen das sichtlich schwer fiel.
Das etwas gewöhnungsbedürftige Ambiente ihres Heimes hat mich als Kind nicht groß gestört. Wahrscheinlich würde ich mich heute dort immer noch wohler fühlen als in einem der steinernen Vorgärten, die es hier um die Ecke an zwei Häusern gibt. Da wächst kein Grashalm zwischen den Kieseln.
Sehr beeindruckt hat mich ihre Lässigkeit. Sie hatten wenige Ansprüche an das Leben und wenn mal was schief lief… Passiert eben. Ihren Garten fanden sie schön. Den meiner Eltern dito. Der war auch nie unkrautfrei. Nur dass meine Eltern ab und zu ihren Müll verbrannten (war damals noch so üblich) und ihn nicht von Brennnesseln zu wuchern ließen.
Trotzdem wäre die Cote d’Azur nicht so mein Ding. Zu viele Touristen. Zu satt.
Roman
Beiträge: 20089
Registriert: 18.02.2008, 21:19
Wohnort: Köln

Re: Camping des Grauens

Beitrag von Roman »

Warum verbreitest du denn dann in deinen Fotos ein ganz anderes Klischee? Auch von Frankreich. Oder hab ich das übersehen? Das, was ich hier gezeigt habe, ist einfach nur die andere Seite der Medaille, die du sonst zeigst. :wink:
Achte immer auf den Horizont!
Antworten