Roman hat geschrieben: ↑10.08.2020, 18:37
Wird zudem die Teerpampe nicht traditionell engesetzt, um unfachm... äh, ich meine kreativ ausgeführte Karosserie- und Rahmenreparaturen vor überkritischen Blaukitteln zu verstecken?
Überkritisch war nicht immer nötig...
Zu meiner Landreporterzeit kannte man ja jeden Polizisten in weitem Umkreis. Und so sah ich einen der Grünjacken kopfschüttelnd vor einem VW-Käfer stehen.
Auf meine Frage, was denn los sei, deutete er wortlos auf den Bereich unterhalb der vorderen Haube, der gut zu sehen war, weil die Stoßstange vor dem Auto auf der Straße lag.
"Na ja", sagte ich. "Unterbodenschutz." – "Guck mal genau hin!"
Ich ging in die Hocke und da ragten überall so rote Fäden aus dem schwarzen Zeugs heraus. Wir haben dann gemeinsam etwas daran gezubbelt. Erst kam gar nicht und dann plötzlich ganz viel.
Es handelte sich um Gips, in das ein Apfelsinennetz eingearbeitet war, halbherzig getarnt mit eben dieser schwarzen Pampe.
Der Besitzer des Gips-Käfers kam wenig später hinzu. In weißem Overall und rundum mit genau dem Material bekleckert, mit dem auch der Käfer, wie wir dann feststellten noch an ganz vielen neuralgischen Punkten, restauriert wurde. Ein Stuckateur.
Der Mann in Grün machte kurzen Prozess. Da die Kennzeichen-Verschraubung so festgerostet war, dass sich die Muttern nicht mehr lösten, nahm er einfach die vordere Stoßstange und die Heckklappe mit. Letztere hing, praktischerweise, nur noch in Angeln aus Weinbergs-Bindedraht.
Was das Misstrauen des Polizisten geweckt hatte: der Wagen lag, durch das Gewicht vieler Säcke verarbeiteten Gipses etwas aufgelastet, sehr tief, war aber innendrin recht aufgeräumt. Und da hat er mal genauer hingesehen. An der rostigen Stoßstange gerüttelt und das Unheil nahm seinen Lauf.