Reich Easydriver basic am GT 230

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neja
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Reich Easydriver basic am GT 230

Beitrag von neja »

Moin, ich möchte mal den Reich easydriver basic 1.8 bei meinem GT230 vorstellen.
Gibt ja viele Hinweise zu Movern bei größeren Tourings, nur für den GT230 (Puck L) ist da, vermutlich mangels Bedarf....., eher sehr wenig zu finden.

Zum Bedarf:
Ein Mover gehörte schon immer auf meine Wunschliste, denn mit urlaubsfertigen ca 800kg Gesamtgewicht (zul GG: 850kg, werkseitige Auflastung), ist der durchaus nicht sehr leicht.
Dazu kommen die Miniräder (155/80-13), die sich bei weichem Untergrund dort gerne etwas hineindrücken, was das Schieben deutlich erschwert.

Die Recherche, ist nicht ganz ohne.
Die Frage ob alles beim GT230 passt, ist nicht so ohne weiteres sofort eindeutig zu beantworten. Ein Grund ist die teilweise mangelnde Information durch den Hersteller (betrifft m.E. nicht nur Fa.Reich...scheint branchenüblich zu sein, sind wohl alles hochbrisante technische Geheimnisse).

Für die älteren Tourings wird ja ein Adapterblech benötigt, welches am Rahmen des Touring angeschraubt werden muss. Dieses Blech (2 Stück), ist in meinem Augen nicht nur unverhältnismässig teuer (ca 170€), sondern es finden sich beim Hersteller dazu leider keine Maße.
Ohne Maße kann man vorher aber nicht wirklich abschätzen, wie es sich z.B. mit der späteren Bodenfreiheit verhält und das ist nun mal, gerade beim GT230/Puck L eine entscheidende Geschichte.
Erst nach telefonischer Nachfrage bei Fa.Reich habe ich das für mich wichtigste Maß (die Höhe des Adapters) netterweise mündlich überliefert bekommen....hoffentlich wird dem Mitarbeiter jetzt nicht gekündigt.

Zur ABE:
Der Movereinbau benötigt eine ABE oder eine Eintragung in die Zulassungsbescheinigung.
Ich war vorher der Meinung (habe ich hier im Forum auch vertreten...), dass eine Eintragung beim TÜV unumgänglich ist, da ja eine Veränderung (4 Bohrungen) am Chassis des WoWa vorgenommen werden muss und in der Montageanleitung der Fa. Reich steht:
"Alle Veränderungen am Chassis bedürfen in Deutschland der Abahme durch einen KFZ-Sachverständigen".

Ich habe daraufhin telefonisch (und später auch per Mail) von Reich, neben einer Kopie der ABE, die Auskunft erhalten, dass das nicht notwendig sei, da das Adapterblech zur ABE des Movers dazu gehört. So wie ich es gesehen habe, ist das bei der ABE älterer Mover der Fa.Reich (die hatte ich bis dahin im Netz gefunden) nicht der Fall gewesen, aber für die Typen active, basic und pro ist das tatsächlich der Fall, denn dort sind alle möglichen Adapter in der ABE aufgeführt.
Meine Bemerkung dazu:
Gerade bei dem Preis der Adapter wäre es vielleicht nicht schlecht, diesen auch mit der entsprechenden KBA-Nummer fest zu kennzeichnen, denn es kann niemand bei einer Prüfung erkennen, ob es sich wirklich um das Teil gem. ABE handelt.

Vorführung beim TÜV also sehr wahrscheinlich nicht notwendig und das Höhenmaß des Adapters passt noch relativ gut. Also erst mal Mover plus Adapter kaufen. Für gesamt rund 1020€ ist das m.E. ok. (der heruntergesetzte Preis des Movers kompensiert den hohen Preis der Adapterbleche...).

Zum mechanischen Einbau:
Ich habe die Adapterbleche zur Sicherheit vorher provisorisch befestigt und auch die Antriebe einzel provisorisch eingehängt. Es ist beim GT230 durchaus auch bezüglich der horizontalen Abmessungen relativ knapp. Das Adapterblech hat eine etwas großzügig bemessene Laschenlänge. Es wäre durchaus sinnvoll, ohne die mechanische Festigkeit zu verringern, diese beidseitig um 10mm zu kürzen.
Es kommt beim GT230 ohne Kürzung gerade eben so hin:
Man muss den (übrigens scharfkantigen) Adapter horizontal bis direkt an den Längsträger (an die Schweißnaht...)schieben, damit später seitlich alles passt. Das angegebene Drehmoment (40Nm) der Befestigungsschrauben ist, zumindest mit den beiliegenden Unterlegscheiben, m.E. zu hoch, denn der gesamte Rahmen am WoWa plus die Lasche des Adapters biegen sich bereits bei 35Nm sichtbar etwas durch.

Das Adapterblech ist eigentlich unnötig hoch. 1cm weniger Höhe hätte es, ohne die Bewegungsfreiheit des Movers zu groß ein zu schränken, auch getan, was dann 1cm mehr Bodenfreiheit bedeuten würde.
Das Adapterblech sollte möglichst bis an "den Anschlag" so hoch wie möglich montiert werden, da sonst ebenfalls Bodenfreiheit verschenkt wird.
Da gibt es Bilder im Internet, wo das definitiv nicht der Fall ist.
Beim GT230 ist das aber relativ wichtig.

Wenn man das Blech so weit oben wie möglich befestigt, müssen die 10,5mm-Löcher im Rahmen des Touring so gebohrt werden, das ca nur 30mm Abstand zum Wagenboden übrig bleiben.
Das geht, sofern man wirklich horizontal bohrt und nicht schräg herum murkst...., definitiv nicht mit jeder Bohrmaschine. Um da gut heran zu kommen, musste ich zudem die Räder abnehmen.

Der mechanische Rest, der Einbau des eigentlichen Movers, ist dagegen völlig unproblematisch und schnell gemacht. Das 4-kant-Stabilisatorrohr muss gekürzt werden. Ich habe es auf 140cm gekürzt. Es wäre aber auch etwas länger oder etwas kürzer möglich.

Schlecht gelöst, ist die Befestigung des Synchronstangenlagers am Stabilisierungsrohr:
Die Befestigung ragt nach unter heraus und schränkt dadurch die Bodenfreiheit genau in der WoWa-Mitte unnötig ein.

Die Holzstäbchen zum Abstandhalten des Movers bei Montage braucht man, zumindest bei den manuell anfahrbaren Movern, nicht. Das geht über die ohnehin vorhandene Verstellmöglichkeit des Movers besser und einfacher.
Die Einbauanleitung für den sogenannten neuen Befestigungssatz (227-2247) ist m.E. fahrlässig unvollständig:
In einem Halter sind 6 Verschraubungen vereint, wovon 2 nur zusätzlich Klemmen sollen. (früher gab es dafür Extra-Klemmblöcke, die eine zusätzlich Rutschsicherung bewirken sollen).
Die Angabe der Montagereihenfolge fehlt.
Man kann m.E. nicht standardmässig davon ausgehen, dass jeder Monteur technisch so versiert ist, dass er immer die richtige Reihenfolge vorsieht.
Da gehört heutzutage, wo es i.d.R. in Anleitungen mehr Sicherheitshinweise als Anleitung gibt, unbedingt ein Hinweis hinzu.
Zudem wird die Montage des neuen Befestigungssatzes im Text überhaupt nicht erwähnt.

Elektrischer Einbau:
Eigentlich auch kein Problem. Die Motorkabel sind recht lang (4m) und haben (unverständlicherweise) bereits gecrimpte Stecker an ihren Enden.
Da i.d.R. ohnehin gekürzt werden muss und auch andere Stecker noch vom Monteur gecrimpt werden müssen, hätte man diese 4 Stecker lieber lose, als Ersatz für Fehlversuche..., beilegen können.

Im Gegensatz zu den Motorkabeln, war man bei den Schutzrohren der Motorkabel (Wellrohr) offenbar etwas sehr zurück haltend, denn diese sind jeweils nur 1m lang und das reicht nicht mal beim GT230....man muss/sollte also weiteres Wellrohr beschaffen.
Wie einfach wäre es gewesen, sagen wir mal jeweils 2,5m Wellrohr anstatt 1m Wellrohr zu verwenden.....
Wellrohr kürzen sollte niemanden überfordern.
Wahrscheinlich waren bei der Produktion meines Movers gerade die Weltmarktpreise für Wellrohr sehr hoch, ansonsten kann ich mir diesen teilweisen Anfall von Geiz nicht erklären.

Bei den Batteriekabeln ist das m.E. auch nicht so ganz glücklich gelaufen:
Die sind mit jeweils 1,5m sicherlich ausreichend lang, wenn man einen Mover mit kleinem Extra-Schalter hat (z.B. die 2.3er Ausführung des basic o.ä.).
Bei den kleinen Movern liegt aber nun mal nur ein direkter Hauptschalter bei, der in die Batteriezuleitung eingeschleift werden muss.
Dazu soll der Hauptschalter ja möglichst an einer gut zugänglichen Stelle platziert werden.
Das bedeutet dann aber zwangsläufig, dass eine Zuleitung (i.d.R. Plus), wo der Schalter enthalten ist, länger sein sollte, als die andere Leitung (i.d.R. Minus), die direkt von der Batterie zum Steuergerät führt.

Mit den beiliegenden Kabeln wird es dann schnell knapp. Das Minuskabel kann i.d.R. gekürzt werden und das ebenfalls nur 1,5m lange Pluskabel inkl. verdrahteter 150A-Sicherung muss von der Batterie über den Schalter zum Steuergerät geführt werden, wobei noch die Sicherungshalterung möglichst irgendwo sinnvoll befestigt werden sollte. Das wird knapp bzw. schränkt das den Montageort des Schalters ganz erheblich ein.

Also:
Wenn man schon die Zuleitungsgesamtlänge unbedingt auf 3m begrenzt (lt. Anweisung in der Anleitung) und einen direkten Hauptschalter in der Zuleitung vorsieht, könnte man z.B. das Minuskabel 1m lang lassen und dafür das Pluskabel auf 2m bringen. Dann hätte der Monteuer eine deutlich bessere Möglichkeit, Sicherung und Schalter sinnvoll unterbringen zu können.
Ansonsten wäre man gezwungen, ein längeres Stück rotes 10mm²-Kabel zusätzlich zu kaufen und das bedeutet zumindest bei Hobbyschraubern meist eine Unterbrechung der Montage.

Wenn die vorgeschriebene maximale Gesamtlänge von 3m mit direktem Schalter grundsätzlich nicht sinnvoll machbar ist, muss man den kleinen Extra-Schalter von Reich nehmen, der sich mit über 50€ ca auf dem gleichen, m.E. überzogenen Preisniveau, wie die Adapterbleche befindet.
Es ist nur ein beleuchteter Schalter....die einzige Besonderheit ist der dreipolige Stecker für die Platine.....

Unbedingt sollte deutlich darauf hin gewiesen werden, dass es für die elektrische Montage zwingend nötig ist, geeignete Crimp-Zangen zu verwenden.
irgendwelche "Spielzeug"-Crimpzangen für 5€ sind definitiv nicht für derartige Verbindungen geeignet, weder für den 6mm² Anschluss an den gelben Quetschverbindern, noch für den 10mm² Anschluss für die unisolierten Ring-Kabelschuhe am Schalter, noch für die Anschlüsse an der Batterie, die man noch dazu kaufen muss.
Die Steuereinheit ist übrigens recht groß geraten und muss wohl für alle Zusätze (z.B. für den pro) herhalten, denn zum großen Teil enthält die bei mir nur Luft. Somit nimmt sie im nicht allzu üppigen Bettkasten des GT230 viel Platz ein, aber sie könnte bei der Unterbringung von Schmuggelgut eventuell mal gute Dienste leisten.

Mein Fazit:
Es geht auch beim GT230.
Alle in den Einbauanleitungen geforderten Maße kann ich einhalten.
Die Bodenfreiheit ist ziemlich genau 12cm.
Auf mich macht die Geschichte mit den Touring-Adaptern den Eindruck (auch bei anderen Herstellern), als ob die kleineren (schmaleren) Tourings bei deren Konzeption nie ein Thema waren. Dann würden die Adapter vermutlich etwas anders aussehen, bzw. würde irgendwo in den Reich-Unterlagen und in der ABE stehen, dass die schmaleren Tourings ausgenommen sind. Steht aber m.E. nirgendwo und deshalb gilt auch die ABE.

Ansonsten gibt es sicherlich ein paar Dinge s.o. , die Reich besser lösen könnte.
Z.B. die Adapterbleche, damit die zudem mal in die Nähe von "preiswert" kommen. (Entgraten, Höhe veringern, Laschen kürzen, für links und rechts getrennt ausführen, damit nicht so viel sinnloses Blech unter dem WoWa hängt, KBA-Nummer und größere Unterlegscheiben vorsehen)

Fahren funktioniert.
Weniger als 12cm Bodenfreiheit (minimal 8cm wären laut Reich zulässig...) sollten es m.E. ganz bestimmt nicht sein.
Die eingeschränkte, minimale Bodenfreiheit ist ja auch in der Mitte des WoWa vorhanden.

Sanftes Anfahren funktioniert eher weniger....da wird nur mit Relais geschaltet.

Der Wirkungsgrad des Movers ist ziemlich schlecht:
Wenn die Rollen des Movers frei laufen (nicht am Reifen anliegen), ziehen beide Einheiten zusammen (nach ein paar Sekunden, vorher durchaus 50% mehr) ca 12A Strom.
In der Ebene soll der Mover ca 20A Strom brauchen (habe ich mangels Ebene nicht nicht probieren können).
D.h. für die zusätzliche Leistung, den WoWa zu bewegen wird weniger Strom gebraucht, als die Antriebseinheit bei Leerlauf braucht.....
Zusammen mit der KlickerKlacker-Relais-Steuerung ist das für mich jetzt nicht gerade ein Anzeichen von High-Tec....ok, dafür ist das Ding auch nicht so sehr teuer gewesen.
download/file.php?mode=view&id=77567
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Zuletzt geändert von neja am 08.03.2021, 13:36, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Reich Easydriver basic am GT 230

Beitrag von trolloholic »

Moin neja

food for thought :thumbs:

Hast Du von den klandestinen Adaptern eine Masszeichnung erstellt?

sonnige Grüße!
trolloholic

PS OT:
neja hat geschrieben: 08.03.2021, 12:38 In der Ebene soll der Mover ca 20A Strom brauchen (habe ich mangels Ebene nicht nicht probieren können).

und das im norddeutschen Tiefland :PM: Hier gibt es doch fast nur Ebene (und Wasser) oder bist Du umgezogen?
Immer wenn unser Troll rumzickt, kommt mir C. Bukowski in den Sinn:
"Find what you love and let it kill you."
neja
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Re: Reich Easydriver basic am GT 230

Beitrag von neja »

Ja ich habe irgendwo eine gekrickelte Skizze mit Maßen gemacht. Liefere ich nach.

Zur Ebene:
Ich wohne im Endmoränengebiet bei Kiel....
GT230/Puck L
neja
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Re: Reich Easydriver basic am GT 230

Beitrag von neja »

Die Skizze zum Adapter hatte ich tatsächlich schon mal als pdf abgespeichert....
download/file.php?mode=view&id=77568

Ein angenehmer Nebeneffekt des Movers ist, dass die Stützlast etwas geringer wird (theoretisch knapp 5kg), weil inkl. Adaptern ca 32kg 45cm hinter der Touringachse hängen.
Da hatte ich schon immer etwas Probleme, weil ich im Heck-Küchenbereich gewichtsmäßig gar nicht so sehr viel unterbringen kann/möchte und dies jetzt etwas weniger durch Wasserballast ausgleichen muss.

Hier noch zusätzlich ein Foto vom Bettkasten: Vielleicht mache ich das nach ein paar Kabelkürzungen, die ich noch durchführen werde, etwas netter....
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