Einfaches klappbares Stockbett

Wände, Dach, Tür, Fenster, Möbel, Unterboden
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Roman
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Registriert: 18.02.2008, 21:19
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Einfaches klappbares Stockbett

Beitrag von Roman »

Ich stelle meine Stockbettversion mal hier ins Technikforum, weil ich einige positive Feedbacks bekommen habe. Ich habe es schonmal ein wenig unglücklich unter 'Verkaufe' oder 'Suche' veröffentlicht, aber natürlich ist es da jetzt weg. Mein Stockbett ist nicht so schön wie die unter 'Tipps und Tricks' vorgestellten, aber es hat andere Vorteile und sicherlich ist die Idee noch ausbaubar und vermutlich nicht für jeden Touring sinnvoll.

Als Voraussetzung hatte ich einen 78er Troll M mit einer Bugsitzgruppe von max 1,20 Tiefe in der Spitze.
Ich wollte möglichst wenig von der Originalsubstanz zerstören und die Sache rückbaubar halten.

Ich habe keinen rechten Ansatzpunkt zur Befestigung des Stockbettes gefunden. Alle Seiten sind geschwungen und in der Liegehöhe befinden sich Fenster.

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(Vergößerungen mit Klick auf die Bildchen)

Ich habe darum vorne zwei Spanten aus Kantholz eingezogen, die unten auf dem Boden stehen und mit einem Winkel fixiert werden. Oben sind sie direkt neben dem Dachschrank auch mittels Winkel an dem Vierkant des Rahmens befestigt. Dazu musste die Holzleiste um die Breite des Spant gekürzt werden. Das ist auch der einzige irreversible Eingriff in die Substanz. Bei einem Rückbau müssen die beiden Leisten ersetzt werden. Die Winkel habe ich in den Rahmen genietet. Dazu riet ein befreundeter Handwerker, der mir auch gleich die Nietzange dazu auslieh. Ich kannte dieses Werkzeug bisher nur vom Hörensagen, ich kann nur sagen, es ist tausendmal einfacher, als mit Blechschrauben oder Gewindeschneidern zu hantieren. Es lohnt sich, so ein Teil für diesen Zweck zu leien.

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Zuerst dachte ich, man müßte die Spanten irgendwie abrunden, weil ja auch die Wände rund sind und hatte schon wilde Sperrholzkonstruktionen aus dem Bootsbau im Sinn. Das ist aber nicht wirklich nötig. Die geraden quetschen sich ein wenig in die Kunstlederbespannung. Die Polster der Sitzgruppe lassen sich ebenfalls mehr Recht als Schlecht dazwischen drücken.

Das Bett selbst hängt vorne in zwei Beschlägen für Zimmertüren, wie man sie im Baumarkt bekommt. Dadurch ergibt sich der Nebeneffekt, dass es hoch und runterklappbar wird. Dabei kommt nicht das eigentliche Scharnier zum Einsatz, sondern der Bolzen, der normalerweise in die Tür geschraubt wird. Damit dreht sich Stahl in Holz. Sicherlich nicht die haltbarste Lösung, aber es ist ja keine Tür und die paar Klappaktionen wird es aushalten.

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Hinten hängt das Bettchen an zwei Stahlseilen/Haken oben an dem Innenrahmen des Hubdaches. Man bekommt das Seil samt der Beschlagteile für die Schlingen in jedem Baumarkt. Ich habe die Aluleiste mit ein paar Lagen Textilband vor dem Zerkratzen geschützt. Genauso die Schlingen und die Enden des Stahlseiles, damit sich durch die scharfen Kanten keine Verletzungen ergeben. Als Sturzschutz dient ein einfaches Brett, durch das längst zwei Löcher gebohrt wurden, durch die das Stahlseil läuft. Wieder ein Tipp vom Handwerkermeister: Wenn man keinen wirklich potenten Seitenschneider hat, kürzt man das Seil sauber mit einer gewöhnlichen Beißzange. Dabei hält man den Kopf der Zange mit dem Seil dazwischen auf einen stabilen Klotz und schlägt mit einem größeren Hammer auf die obere Beißwange. Die alten Hasen unter euch werden da wieder abwinken, mir war es neu.

Das Bett selbst ist eine einfache Rahmenkonstruktion aus Kanthölzern, Stuhlwinkeln und einer Platte aus 6-mm-Papelsperrholz oben drauf, die das ganze stabilisiert. Die Breite habe ich mit etwas über 70 cm genommen, weil man dafür leichter fertige Matrazen bekommt. Fürs erste tat es die ausgemusterte aus dem Kleinkinderbettchen (70 x 140 cm) im Keller. Dazu kommen bei mir ca. 28 cm für die Spitze, die erstmal matratzenfrei blieb, und nur dazu dient, dass sich das Kind nicht verklemmt und nichts nach unten fällt. Die Länge ergibt sich aus dem Abstand der beiden Spanten abzüglich der beiden Scharniere. In meinem Fall sind das knapp 160 cm.

Zu den Vorteilen:
- Das Bettchen läßt sich einfach aus- und einhängen, wie eine Tür eben. Wenn man mal einen Tour ohne Kinder machen möchte, kann hinten das Bett und vorne der Tisch gemacht bleiben. Außerdem können bei hochgeklapptem Bett (dazu ist ein zusätzliches kurzes Seil mit Haken notwedig, mit dem es oben gehalten wird) sogar unten noch zwei Kinder sitzen und z.B. was malen. Das ist bei uns allerdings noch nie vorgekommen, wir haben den Tisch völlig umsonst 4000 km durch Europa gezogen. Bei gemachtem Bett unten ist aber mehr Platz zum Lümmeln. Wirklich wichtig ist die Klapperei, weil man das Bett so kurz anheben kann, um die Küchenablage auszuklappen.
- Der Eingriff in die Wohnwageninneneinrichtung ist minimal und läßt sich mit überschaubarem Aufwand rückbauen. Die Sitzgruppe bleibt, die Stauräume in den Bettkästen bleiben, die Umluftschläuche bleiben, alle Gardinen und Rollos bleiben.
- Das Bett ist leicht.
- Relativ schnell zu realisieren, zu zweit haben wir ein Wochenende gebraucht.
- Es bleibt ein schmaler Schlitz zur Durchsicht durch den Wohnwagen durch den Rückspiegel.

Zu den Nachteilen in der Praxis:
- Das Bettchen ist, wenn es an den Gardinenleisten vorbeigeklappt werden soll, in der Länge auf max 1,60 m beschränkt.
- Wenn man die Sitzgruppe, mit allem was dazu gehört, erhält, verschwendet man viel Höhe. Wenn die Kinder größer werden, könnte es knapp werden.
- Es gibt schöneres.
ThomasC
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Beitrag von ThomasC »

Roman, da kann ich nur sagen: Klasse!
Thomas - Triton 420, BJ 2005
Rob(Troll)
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Beitrag von Rob(Troll) »

Gute Idee.

Vielleicht könnte der Moderator diesen Beitrag aufnehmen unter 'Tips&Tricks' unter den Nahmen "Stockbetten im Bugbereich Umbau IV"
Uwe
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Beitrag von Uwe »

Moin!

Der Moderator hat auch schon daran gedacht, dass man so eine gute Idee unter Tipps & Tricks einstellen sollte. Leider kann das nur der Webmaster machen. Außerdem muss der Autor auch noch seine Zustimmung geben!

Es müsste aber schnell zu machen sein, denn den Beitrag muss man ja nur kopieren und einfügen.


Uwe
Zuletzt geändert von Uwe am 31.10.2008, 06:33, insgesamt 1-mal geändert.
Schönen Gruß

Uwe
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trollmeister
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Beitrag von trollmeister »

MoinMoin, sieht gut aus, das Bett, das mit dem Drehpunkt im Einbohrband ist tatsächlich so nicht vorgesehen aber die Drehung ist klein und es wir sicherlich verglichen mit einer Tür relativ selten bewegt, so dass es gehen sollte. Habe für unseren Sohn bislang ein sehr niedriges Bett auf den Boden gebaut aber wir denken schon über das Aufstocken nach oben nach, um Platz für mehr zu schaffen....

Dann hätte ich etwas mehr Luft nach oben als du, aber von der Idee her ist das eine tolle Anregung. Danke Roman :D :D :D
Troll dich, mach mal Urlaub, es grüßt: Der Trollmeister
Roman
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Beitrag von Roman »

Außerdem muss der Auto auch noch seine Zustimmung geben!
Natürlich, ich fühle mich geehrt, wenn die Idee in 'Tipps und Tricks' aufgenommen werden würde. Vielleicht aber eher als Aufhänger mit einem deutlichen Link zu diesem Thread hier. Ich bin eigentlich von der Community-Idee überzeugt und denke, viele Köpfe erfinden mehr als einer. Das Bett war auch ein ziemlicher Schnellschuss und musste an dem Wochenende vor der großen Reise fertig werden. Ich würde es eher als Konzept betrachten, an dem es sicherlich noch allerlei weiterzudenken gibt. Das Forum hier ist ein guter Ort dafür.
Legrand
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Registriert: 23.10.2008, 17:59

Tolle Leistung

Beitrag von Legrand »

Hallo Roman, ich hatte ja schon in einen anderen Tread zu deinem Bett geschrieben wie gut mir die Idee gefällt. Jetzt wo ich den Text dazu gelesen habe ein kleiner Tip für dich und alle anderen.

Die von dir so hochgelobte Nietzange deines Bekannten ist wirklich eine tolle Sache. Ich habe gerade selbt wieder einiges genietet (Habe einen kleinen Anhänger rundum mit Alublechen erhöht und eine Klappe eingebaut. Da ich meine alte Nietzange nicht mehr gefunden habe, hab ich eine im Baumarkt gekauft... und was soll ich sagen?

10 Euro kostet so ein Teil, ist sauber verarbeitet, sicher kein Profiteil aber absolut ausreichend! Sollte eigentlich in keiner Werkzeugkist fehlen, ein paar unterschiedlich starke Nieten dazu und fertig. Es gibt auch ein Komplettangebot (Zange und verschiedene Nieten) für 15 Euro.

Ich verwende größtenteils hochwertiges Werkzeug, das muß man dann aber auch dauernd nutzen. Mit einer solchen Zange macht man aber nichts verkehrt.

Gruß Thorsten
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