Autark schon wieder!

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ballonwilli ETC 641
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Autark schon wieder!

Beitrag von ballonwilli ETC 641 »

Hallo Elektrobastler,

ich möchte für meinen diesjährigen Skandinavienurlaub meinen Troll 530 Baujahr 2013 auf Autark umrüsten weil der Betrieb bei längeren Standzeiten über Dauerstrom von Zugfahrzeug problematisch ist.

Ich habe folgende Bauteile eingekauft:

40 Ah LiFePo4-Lithiumbatterie mit BMS
den speziell für Wohnwagen vorgesehenen Ladebooster VOTRONIC Lade-Wandler VCC 1212-20 C, da das Schaudt CSV409 keine Ladekennlinie für LiFePo4-Lithiumbatterie mit BMS hat.
Offgridtec FSP-2 120W Ultra KIT MPPT 15A faltbares Solarmodul mit Victron SmartSolar MPPT 75/15 Solarladeregler 12/24V 15A
Victron 14.273.08 BlueSmart IP65 Batterieladegerät IP65 44172 mit integriertem Bluetooth für alle Batterietypen 12V 7A BPC120731064R

So jetzt meine Frage:

Ich möchte alle 12V Verbraucher inclusive 12V Steckdose komplett über den Hochstromausgang des Victron SmartSolar MPPT 75/15 Solarladeregler versorgen um ein Tiefentladen der Batterie zu vermeiden.
Geschalteter Ladeboster (gesteuert über Ladungsplus, Strom über Dauerplus), sowie Victron Laderegler und Batterieladegerät parallel an Batterie angeschlossen. Alle Verbraucher außer Kühlschrank an den Hochstromausgang des Victron Solarreglers angeschlossen.

Eingebaut ist im Wohnwagen das Schaudt CSV-300.

Ist mein Gedankengang so richtig, das ich die Kreise 1-5 des Schaudt CSV abtrenne? Wie ist die Belegung der 5 Kreise (was ist wo angeschlossen).
Würdet Ihr etwas anders machen? Oder kann ich den Hochstromausgang des Solar-Ladereglers am Schaudt z.B. anstatt Dauerplus einspeisen (Eingang 7 und 8 am CSV 300)?

Sonnige Grüße aus dem Allgäu

Wilfried
Troll 530 QB Bj. 2013 hinter Ford KUGA II TDCI 4x4
stefanp
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Re: Autark schon wieder!

Beitrag von stefanp »

Hallo Wilfried,

deine Batterie besitzt ein BMS, d.h. eine Tiefentladung ist damit nicht möglich. Wenn die Batterie leer ist, kappt dein BMS (in der Batterie verbaut) automatisch die Verbindung, nur Aufladen geht dann noch. Schaden tut das der LiFePo nicht wirklich, sie ist dann eben nur komplett leer.
Der Lastausgang am Solarladeregler kann nur 15 bis 20A. Wenn du größere Verbraucher hast, wie Mover oder Wechselrichter, musst du die direkt an die Batterie anschließen. Der Lastausgang kann so konfiguriert werden, dass er früher als das BMS abschaltet, um die Batterie nicht komplett zu entladen, was die Lebensdauer etwas verlängert. Aber auch wenn du die (LiFePo)-Batterie jedesmal komplett entleerst, würde sie mehrere hundert solcher Zyklen brauchen, bis sie merklich an Kapazität verliert.

Der CSV-300 ist eigentlich nur ein großer Trafo, der 230V zu 12V Gleichstrom umwandelt. Wenn Netzspannung anliegt, schaltet ein Relais die 12V vom Trafo auf die Kreise 1-5. Wenn nicht, dann kommt der Strom standardmäßig vom Dauerpluskreis des Fahrzeugs. Der Kühlschrank ist ab Werk an den Zündpluskreis des Fahrzeugs angeschlossen.

Wenn du jetzt bereits Ladebooster, 230V Akkulader, Solarregler und LiFePo hast, brauchst du den verbauten Trafo des CSV-300 eigentlich nicht mehr. Lediglich die Kreise 1-5 mit den Sicherungen und der 12V-Eingang werden noch benötigt - an letzteren kommt der Solarladeregler-Lastausgang.

- Im Autarkfall versorgt dein Solarladeregler den CSV mit 12V, welcher an die einzelnen Verbraucher verteilt. Der Kühlschrank läuft auf Gas.
- Mit angeschlossenem KFZ kannst du mit Dauerplus oder Zündplus den Kühlschrank versorgen, ansonsten liefert dein LiFePo Strom an alle Verbraucher.
- Mit Landstrom schaltet der CSV um auf Trafobetrieb, während die Batterie wieder vom Laderegler aufgeladen wird.

Ich habe den CSV-300 komplett entfernt und lasse alle Verbraucher permanent über die verbaute Batterie laufen. Ladebooster, Solarlader oder 230V-Lader laden ggf. die Batterie nach. Die Stromverteilung habe ich über Reihenklemmen von Wago realisiert.

Gruß
Stefan
Troll 550 GT, Modell 2016
ballonwilli ETC 641
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Re: Autark schon wieder!

Beitrag von ballonwilli ETC 641 »

Vielen Dank für die ausführliche Antwort. So wie Du das beschrieben hast habe ich das auch vor. Werde das berücksichtigen. So wie ich Dich verstehe wäre es im Moment das einfachste den Lastausgang des Solarreglers anstatt Dauerplus an das CSV300 anzuschließen. Sind das die beiden Steckkontakte rechts neben den 2x5 Kreisen? Da wir bald abfahren wollen wäre das jetzt die schnellste Lösung. Das komplette entfernen der CSV nehme ich mir dann im Winter vor. Kannst Du mir vielleicht bei Gelegenheit ein Foto von Deiner Installation zukommen lassen. Welche Wago Reihenklemmen muß ich da besorgen? Wie hast Du die Absicherung der einzelnen Kreise vorgesehen?
Ich hoffe ich löchere Dich nicht allzu sehr mit meinen Fragen!

Grüße aus dem Allgäu

Wilfried
Troll 530 QB Bj. 2013 hinter Ford KUGA II TDCI 4x4
stefanp
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Re: Autark schon wieder!

Beitrag von stefanp »

Kein Problem. So sieht das CSV-300 von innen aus:
csv.jpg
Links der 230V-Netzeingang. Rechts oben ein simples Netzteil, was die 12,5V erzeugt. Rechts unten ein schwarzes Wechselrelais, darunter die Klemmen (von links nach rechts) "Minus-Kreis", 5 mal und dann "Plus-Kreis", auch 5 mal. die letzten beiden Klemmen sind als "KFZ" gekennzeichnet, wobei die letzte ganz rechts nicht belegt ist.

Der Schaltplan:
schaltplan.jpg
Wenn Netzspannung anliegt, erzeugt der Trafo 12V. Im oberen Teil siehst du das Relais, welches hin- und herschalten kann zwischen den 12V vom Trafo oder den 12V von der KFZ-Klemme 7.

Als Quick-n-Dirty Autarklösung kann man die Wohnwagenbatterie auf Klemme 7 schalten. Wenn Landstrom angeschlossen wird, wird von Batterie auf Trafo umgeschaltet, das CSV kann also deine Batterie *nicht* nachladen - du hast dafür den Booster, den 230V-Lader und den Solarladeregler.

Ich habe den CSV gegen einen eigenen Verteiler ersetzt, weil ich den Trafo für obsolet halte. 5 Kreise reichen ausserdem hinten und vorne nicht, wenn man noch zusätzliche Sachen installieren möchte. Außerdem sind diese Flachstecker echt fummelig, entweder superstramm oder ausgeleihert. Bei jedem Stecken und Ziehen wirkt eine Kraft auf die Platine, die Lötstellen reißen irgendwann.

Hier ein Foto von meiner Lösung:
verteiler.jpg
Verwendet wurde:
  • Montage auf Tragschiene TS35
  • Kammbrücken 2002-40x
  • Schnellbezeichnungssystem 793-50x
  • Zwischenplatte für Sicherungsklemme 2002-1691
  • 2-Leiter-Sicherungsklemme 2002-1681
  • Zwischenplatte für Durchgangsklemme 2002-6391
  • 3-Leiter-Durchgangsklemme 2002-6301
  • Endklammer 249-117
Ganz links ist die Wasserpumpe, die kann ja durch den Küchenwasserhahn oder den Nasszellenhahn betätigt werden. Die Verschaltung war nach "Tischler-Art" mit Lüsterklemmen an Holzwand ausgeführt, ich habe die Drähte also der Vollständigkeit halber mit reingezogen.

Die nächsten 9 Klemmen sind die einzelnen Pluskreise, oben zwei dicke Kabel von der Batterie rein, unten die Verbraucher raus. Dazwischen Sicherungen, je nach Verbrauchertyp unterschiedlich groß.

Danach 6 Klemmen Masseblock, da kommen alle Minus-Leiter ran.

In der Mitte ein Doppelrelais, damit kann man ferngesteuert die Begrenzungsleuchten anmachen. Doppelt deswegen, damit die erforderliche galvanische Trennung zwischen KFZ und Wohnwagen erhalten bleibt.

Danach kommen die KFZ-Leitungen vom 13-poligen Stecker.

Disclaimer:
Die vorgestellte Lösung braucht Fachwissen zum Thema Elektrik, wenn ihr das nachmachen wollt, weise ich jegliche Verantwortung von mir.
Troll 550 GT, Modell 2016
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