Woher kommt dieser Hass auf Caravans?

Touringthemen, .... aber bitte nicht alles ernst nehmen hier!
yoho
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Woher kommt dieser Hass auf Caravans?

Beitrag von yoho »

Wir waren Ende November noch mal ein paar Tage mit dem Touring unterwegs. Ostfriesland. Keine sensationelle Reise, aber erholsam. Gerade das Richtige.
Sonntagabend zurück. Schnell alles rausgeräumt und den Caravan 'trocken gelegt', denn es ist starker Frost angesagt.
Der Touring bleibt am Straßenrand stehen. Denn vor der Fahrt zum Unterstellplatz ist noch Putzen im Bad und in der Küche angesagt. Einige kleine Reparaturen sind auch fällig.
Von Montag bis Mittwoch bin ich in Sachen Familie unterwegs. Mein dementer Vater muss sich einer lebenswichtigen Operation unterziehen. Ich soll dafür sorgen, dass er sich auch wirklich ins Krankenhaus einweisen lässt. Auf mich hört er.
Der Wohnwagen steht derweil schräg gegenüber. Das hier ist eine kleine Anliegerstraße mit Ein- und Zweifamilienhäusern. Der Touring behindert niemanden. Auf dem Bürgersteig ist genug Platz, notfalls sogar für einen Zwillingskinderwagen. Auf der Straße passt die Müllabfuhr noch durch. Ich versperre keine Hauseinfahrt. Das Gebäude, vor dem er steht, hat zur Straße keine Fenster. Das Haus gegenüber ist durch eine vier Meter hohe Hecke abgeschirmt.
Als ich von den Eltern zurückkomme, ist meine Frau krank. Ihr Arbeitsplatz ist ein Eldorado für Bazillen. Der Wohnwagen bleibt stehen.
Erst am Wochenende komme ich dazu, die Kleinreparaturen zu machen. Am Montag raffe ich mich auf, schmeiße die Truma an und will die Putzarbeiten erledigen.
Auf der Straße fängt mich der Bewohner des Hauses hinter der hohen Hecke ab. Er ist über achtzig. Und er ist aggressiv. Was denn der Wohnwagen da solle und wann der endlich weg käme?
(Normalerweise steht er immer bei uns direkt gegenüber. Nur da ist gerade eine Baustelle.)
Ich antworte freundlich, dass ich ihn heute noch weg fahren will. Scheint ihn nicht zu interessieren. Er fängt an rumzupöbeln. Wenn wir zu arm wären einen Stellplatz zu bezahlen, dann sollten wir hier abhauen. (Wir wohnen seit 1995 hier und hatten schon immer einen Stellplatz.)
Ich sage ihm, dass es völlig legal wäre, einen Caravan eine Woche am Straßenrand zu parken. – Weiß er. Und dass er den Wohnwagen aus seiner Wohnung gar nicht sehen könne. – Bestätigt er. Aber wenn er aus seiner Einfahrt geht, dann könne er ihn sehen.
Ich sage ihm freundlich, dann solle er einfach in die andere Richtung sehen. Meine Nerven sind nicht die besten. Es ist noch unklar, ob mein Vater seine OP letztendlich überleben wird.
Er argumentiert weiter. Wenn er Besuch bekäme, dann könnte da nur noch ein Auto gegenüber seinem Haus parken. Ich verweise auf seine vierzig Meter lange Hauszufahrt. – Da müssten die Besucher dann ja rückwärts rausfahren. Das ginge nicht. (Ich verkneife mir den Hinweis, dass sie dann vielleicht ihren Führerschein abgeben oder vor einem anderen Haus parken sollten.)
Und die Straßenreinigung könne auch nicht mehr reinigen. (Das kann sie auch dort nicht, wo Autos am Straßenrand parken. Und das sind einige, die dauerhaft dort stehen.)
Zum Schluss verlangt er, dass der Touring sofort zu verschwinden habe. Ich verweise ihn an die Polizei und fange (kochend vor Wut) an zu putzen.
Er pöbelt noch eine Weile draußen rum und verzieht sich dann.
Mit dem Nachbarn direkt gegenüber gab es ähnlich Probleme. Auch wenn er etwas kultivierter war. Vor zwei Jahren ist er gestorben. Er war ebenfalls über achtzig. Die neuen Besitzer des Hauses sind um die dreißig und haben keinerlei Probleme, wenn da ab und zu mal ein Wohnwagen am Straßenrand steht. Ist alles geklärt.
Auch die anderen Nachbarn sehen das locker. Sie sind um die fünfzig.

Rationale Argumente konnte der Wüterich nicht vorbringen. Es muss etwas Anderes sein, was ihn Wohnwagen hassen lässt. Er hat sich aufgespielt, als habe ich dort ein Dixi-Klo geparkt, überlaufend, bei vierzig Grad im Schatten.

Woher kommt bei den heute achtzigjährigen dieser Hass auf Wohnwagen, frage ich mich?
Vielleicht bin ich ja zu jung, um es zu verstehen.

Ist hier jemand im richtigen Alter, um mir das zu erklären?

Ommm!
Jörg99
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Re: Woher kommt dieser Hass auf Caravans?

Beitrag von Jörg99 »

die menschen sind halt einfach verschieden:

den einen stört ein wohnwagen in der straße
der andere findet wohnmobile gruselig

halt der ganz normale wahnsinn ;-)
upsma
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Re: Woher kommt dieser Hass auf Caravans?

Beitrag von upsma »

Immer positiv denken :wink:

Jetzt hat der ältere Herr wieder ein Aufgabe :wink: bevor er ganz zum Spießer wird :D (rein nach Wiki)

Wir leben in unserem Haus mit 3 Familien Generationen zusammen, da muss man sich immer was einfallen lassen :mrgreen:

Unser steht auch im Garten und es gibt Fragen! .....warum? er könnte doch auch.... :D
Gruß aus Seevetal upsma<<<
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Wer Touring fährt zeigt Größe, auch wenn er noch so klein ist!!!
Ekki ETC 11
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Re: Woher kommt dieser Hass auf Caravans?

Beitrag von Ekki ETC 11 »

Könnte mein Vater gewesen sein. Ist mit 96- 2015 verstorben. Aber das hat auch etwas mit unzufriedenen Meschen zu tun. Es könnten auch 30 jährige solche Bemerkungen machen.........
Moni-Ekki Volvo Cabrio C 70-2009,Troll 530-2001
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Roman
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Re: Woher kommt dieser Hass auf Caravans?

Beitrag von Roman »

Der Typ ist verbittert und hat zu viel Zeit. Ist bei Rentnern halt oft so. (letzteres) Ich würde mich auf gar keine Diskussionen einlassen, die fruchten nichts, er kommt vom Hölzchen auf's Stökchen. Immer freundlich bleiben, auf die Straßenverkehrsordnung pochen, in dessen Rahmen du dich bewegst (musst du dann halt auch), er könne sich gerne an die entsprechenden Stellen wenden. Zur Not musst du halt einmal die Woche mit dem Wagen um den Block fahren.

Du kannst den Spieß auch umdrehen, dabei immer freundlich und sachlich bleiben. Ist schwer, das weiß ich selbst. Frage ihn, wo man ja gerade bei Regeln sei, ob denn die hohe Hecke überhaupt dem Bebauungsplan entspräche? Vielleicht findet sich noch was anderes. Seine Garage z.B. Ob denn der geforderte Mindestabstand vom Nachbargrundstück eingehalten sei? Er wisse ja, der Brandschutz. Der werde so wichtig genommen in den letzten Jahren, aber das wisse er ja. Ob denn da nicht gegebenenfalls bauliche Maßnahmen notwendig würden (Euphemismus für Abriss). Es reicht, wenn sich das Flämmchen der Angst einnistet. Gerade Spießer sind dafür sehr empfänglich.
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carlotz ETC 517
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Re: Woher kommt dieser Hass auf Caravans?

Beitrag von carlotz ETC 517 »

Deinem nörgeligen Nachbarn wird es wurscht sein, worüber er sich gerade aufregen möchte.
Der Touring stand da nur gerade so günstig herum und du warst als Anpöbelopfer genau der Richtige.
Sicherlich hätte dein Nachbar auch etwas anderes gefunden. Über den Zaun hängende Zweige, ungefegter Bürgersteig...

Die vielgepriesene Gelassenheit, dauerhaft milde vor sich hinlächelnder Senioren, scheint jedenfalls nicht zutreffend zu sein.
Nee...Rentner zerkratzen Autos, nehmen Kindern ihre Bälle und Fahrräder weg und liefern sich in Schrebergärten Duelle mit Spaten und Forke :roll:
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Geht die Sonne auf im Westen, musst du deinen Kompass testen.
Schrauber
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Re: Woher kommt dieser Hass auf Caravans?

Beitrag von Schrauber »

yoho hat geschrieben:Ist hier jemand im richtigen Alter, um mir das zu erklären?
Werner :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

Spaß beiseite: Da gibt's nix zu erklären, solange du auf der legalen Seite bist nimmst du dein Handy und sagst, dass DU jetzt die Polizei rufst. Im Übrigen: lass' es nicht an dich 'ran, die alten Herren haben ein Problem, nicht du. Ich arbeite gerade selber daran, mit solchen Situationen besser ungehen zu können ... es ist noch nicht vollständig vollbracht, aber es ist machbar :wink:
Piratentroll
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Re: Woher kommt dieser Hass auf Caravans?

Beitrag von Piratentroll »

So wie du es einleitend schreibst, bist du ja eigentlich den Umgang mit geriatrisch veränderten Menschen gewöhnt.
Der Unterschied zu deinem Vater ist, das du eine emotionale Bindung zu deinem Vater hast und vieles überhörst und nachsichtiger bis und dieser -vermutlich- nicht durch den dementielen Abbau bösartig wurde.

Im Gegensatz zum Nachbarn. Hirnorganische Veränderungen und ihre Folgen sind nicht vorhersehbar. Der eine wird senil und ruhig und glücklich in seiner Welt, der Andere eben schimpffährig und böse.

Aufgrund seiner nur noch sehr begrenzten Fähigkeit auf neue Gegebenheiten adäquat zu Reagieren verkümmern Interaktionsmuster und es bleib altersstarsinnig wirkendes Handeln.

Der ist alt und krank. Der kann nicht anders.

Ich weise meine bösartige Nachbarin, wenn sie was zu meckern hat, immer darauf hin, das es das, was sie sagt, nur in ihrer Welt gibt. Wir anderen sehen das nicht. In der realen Welt existiert das alles nicht. Dann lasse ich sie stehen. Hilft eigentlich immer.

Glück Auf!
„per aspera ad astra.“
Wahlspruch der Sternenflotte

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Roman
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Re: Woher kommt dieser Hass auf Caravans?

Beitrag von Roman »

Nach der Idee des Konstruktivismus gibt es aber gar keine reale Welt, oder falls doch, können wir sie nicht erkennen.

Demnach sind alle konstruierten Welten nicht real, also auch deine nicht. Wenn du deine Welt als real, weil gemein mit der Mehrheit der Welten der anderen, gegen die Welt der Nachbarin als irreal stellst, diskriminierst du ihre Welt als weniger wertig. Schäm dich!
Achte immer auf den Horizont!
mikegold
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Re: Woher kommt dieser Hass auf Caravans?

Beitrag von mikegold »

Gottseidank wohnen wir in einer freundlichen Sackgasse. Unser Triton steht in der Camping-Saison oft vor dem Haus.
Vor 4 Jahren habe ich sogar einen Teil des durchgerosteten Hilfsrahmens + Boden vor dem Haus erneuert.
180820121002.jpg
Die meisten Nachbarn haben nett reagiert. Bis auf einen, den Bezirksquerulanten. Der auch mal Nachbarn wegen eines vollen Kompostbehälters verklagt.
Er kam schon her und hat die Restfahrbahnbreite zwischen Haus und Touring gemessen. (3,05 m) Es folgen immer handgetippte Briefe mit Paragraphenaufzählungen.
Unfreundlich wurde er weil ich mittags mal mit der Flex Lärm gemacht hatte. Prompt folgte wieder ein Schreiben mit Verweis auf die Mittagsruhe, die im Übrigen schon längst abegschafft ist. War mein Fehler. In der Mittagszeit sollte man einfach keinen Krach machen. Egal ob verboten oder nicht.

Solange die Leute nicht tätlich werden und den Wohnwagen beschädigen können sie mich anpöbeln so viel sie wollen. Ihnen missfällt es meistens , wenn so ein Ding über längere Zeit unbewegt da steht. Deshalb versetze ich ihn alle 14 Tage.
Schrauber
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Re: Woher kommt dieser Hass auf Caravans?

Beitrag von Schrauber »

Roman hat geschrieben:Nach der Idee des Konstruktivismus gibt es aber gar keine reale Welt, oder falls doch, können wir sie nicht erkennen.

Demnach sind alle konstruierten Welten nicht real, also auch deine nicht. Wenn du deine Welt als real, weil gemein mit der Mehrheit der Welten der anderen, gegen die Welt der Nachbarin als irreal stellst, diskriminierst du ihre Welt als weniger wertig. Schäm dich!
Da hatte ich gerade ein Streitgespräch mit einer Freundin, die sagte, dass psychisch gestörte Leute ihre eigene Realitat haben, während ich sagte, dass das aber keine Realität ist ...

Aber ich habe heute eine neue Formulierung in diesem Formulierungsherumeierbereich gefunden: "verhaltensoriginelle Schüler" :mrgreen: :thumbs:
Wolfg. von Reth
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Re: Woher kommt dieser Hass auf Caravans?

Beitrag von Wolfg. von Reth »

yoho hat geschrieben:...Ist hier jemand im richtigen Alter, um mir das zu erklären?
Ich gehe auf die siebzig zu, reicht das? Ne, mal Spaß beiseite, ich kenne derartige Erlebnisse und stehe da auch immer vor einem Rätsel. Sind es Vorurteile von wegen fahrendes Volk? Ist es der Neid auf Jüngere, die noch so viel unternehmen können, während man selber ein sinnentleerten Leben führt und ans Haus gefesselt ist? Oder ist es einfach Demenz? Man darf so etwas nicht an sich rankommen lassen. Ein kurzer Satz mit Hinweis auf die Rechtslage (14-Tagesfrist) und dann die Leute stehen lassen. Keine Diskussionen, keine Emotionen, sondern einfach weiter putzen oder reparieren. Wenn man die Leutchen ignoriert, gehen sie irgendwann.

Wolfgang
trolloholic
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Re: Woher kommt dieser Hass auf Caravans?

Beitrag von trolloholic »

Sehe ich genauso wie Wolfgang.
Man muß auch nichts Konstruktivistisches konstruieren :roll: ,
der Caravan- Hasser wird einfach nur mit seinem Traum konfrontiert.
Das schmerzt - und das läßt er Dich wissen.

tapfer bleiben!
trolloholic
Immer wenn unser Troll rumzickt, kommt mir C. Bukowski in den Sinn:
"Find what you love and let it kill you."
road-movie
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Registriert: 21.06.2010, 21:09
Wohnort: Dahoam is wost hi wuilst wanst weg bist.

Re: Woher kommt dieser Hass auf Caravans?

Beitrag von road-movie »

yoho hat geschrieben:Woher kommt bei den heute achtzigjährigen dieser Hass auf Wohnwagen, frage ich mich?
Vielleicht bin ich ja zu jung, um es zu verstehen.
Meine Oma wäre jetzt 106, darum weiß ich nicht ob es auf 80jährige Übertragen lässt. Um in der Sprache ihrer
Generation zu bleibe: vielleicht aus Assoziation und Ressentiments mit 'Zigeunern'. Meine Oma hat ihren Hühnerstall immer abgesperrt und den 15cm langen Schlüssel (vielleicht von einem Vorfahren selbst geschmiedet?!) abgezogen wenn alle paar Jahre die Wohnwagen i.d. Nähe Halt gemacht haben.
Roman
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Re: Woher kommt dieser Hass auf Caravans?

Beitrag von Roman »

Schrauber hat geschrieben: Da hatte ich gerade ein Streitgespräch mit einer Freundin, die sagte, dass psychisch gestörte Leute ihre eigene Realitat haben, ...
Lieblingsargument von Psychotikern. Im Grunde geht es aber immer darum, dass sich die anderen, also die Mehrheit, auf die Welt des psychisch Kranken einlässt. Also seine Welt als die richtige anerkennt. Also die ganzen Mätzchen stützt. Denn sonst ist ratzefatze das Konto weg, die Wohnung weg, zu Essen geben die Stimmen auch nichts. Spätestens dann, also wenn das System des Kranken nicht gestützt wird durch Angehörige, schlagen die Kranken in der Psychiatrie auf. Dort wird zwar trotzdem weiter gejammert, von wegen der verschiedenen Realitäten, aber für die Leut reicht eine offene Station. Die schlichte Möglichkeit, gehen zu können und dann ganz konkret mit Realitäten wie Hunger und Kälte konfrontiert zu werden, reicht zur Einsicht, besser zu bleiben.
Achte immer auf den Horizont!
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