Ach so, nur eine Ameise, ich dachte schon an ein Säugetier.
Das Säugetier sollte ethisch höher bewertet und dementsprechend besser behandelt werden (in diesem Fall sollte nicht "Patsch" gemacht werden) als ein niederes Tier, wie ein Weichtier oder Insekt. Wenn es sich bei dem Tier um einen Floh oder Zecke gehandelt hätte, wäre man nicht in die moralische Bredouille gekommen. Aber so?
Ich habe neulich bei einer Radtour an der Elbe einen sich in der Sonne windenden Regenwurm gesehen. Nach zehn Metern bin ich wieder umgedreht und habe den Regenwurm an die Seite auf den feuchten Rasen gelegt. Wieder auf dem Campingplatz angekommen, habe ich das meinem Mann erzählt und der meinte, das hätte gar keinen Zweck gehabt, der Wurm wäre eh dem Tode geweiht.
Aber wenn man sich überlegt, dass man irgendwann vorm jüngsten Gericht steht und da dann eventuell auch Regenwürmer vertreten sind, dann hat man doch bestimmt gute Karten.
Ich bin dafür, dass Kerstin leben darf.
(Vielleicht bringen ja französische Ameisen auch einen Hauch savoir vivre und eine lässige Lebensauffassung (toujour liberté) mit, die den deutschen Artgenossen eventuell ihre ganze schöne, korrekte Arbeitswelt kaputt macht.)