Moralische Fragen des Reisens I

Touringthemen, .... aber bitte nicht alles ernst nehmen hier!
Roman
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Moralische Fragen des Reisens I

Beitrag von Roman »

Liebe Gemeinde, heute möchte ich mal eine ethisch-moralische Fragestellung zur Diskussion stellen, die mich gestern die ganze Fahrt von Gordes nach Köln beschäftigt hat.

Schon kurz nach Aufbruch entdeckte meine Frau einen blinden Passagier an Bord, eine kleine Ameise rannte kreuz und quer durch den Kangoo. Eine denkbar tragische Situation für das Tier. Bekanntlich liegt der Sinn eines Ameisenlebens hinaus in ihre kleine Welt zu schweifen, um Atzung für die Community aufzutreiben und dann in den heimatlichen Bau zu zerren. Alternativ ihr Leben zu opfern, z. B. im Kampfe mit Vertreterinnen eines anderen Staates, alles im Dienste der Gemeinschaft.

Wenn wir davon ausgehen, dass es für Ameisen so etwas wie Lebensglück gibt, dürfte das in der Erfüllung dieser Tätigkeiten liegen.
Leider lagen genau die für unsere kleine Ameise in unerreichbarer Ferne. Ja, mit jeder Sekunde bewegte sie sich mit für sie astronomischer Geschwindigkeit davon weg, also vom Bau ihrer geliebten Königin und ihrer Kollegen-Schwestern. Auch der Tod würde ein baldiges, qualvolles Verenden bedeuten, ohne Sinn, ohne Belang.

Rastlos rannte das Tierchen kreuz und quer durch’s Auto, sogar auf mir und meiner Frau herum. Ich wusste es, wir wissen es alle, umsonst.

Jetzt zu der Frage, die mich beschäftigt hat: Wäre es nicht ein Akt der Gnade, dem grausamen Spiel, dem sinnfreien Suchen, ein kurzes und schmerzloses Ende zu bereiten? Patsch. Oder ihr noch einen letzten Rest an schmerzhaften, sehnenden Stunden, Hoffnung! zu lassen.
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Helmut aus der Pfalz
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Re: Moralische Fragen des Reisens I

Beitrag von Helmut aus der Pfalz »

Ein Gemeindeglied antwortet wie folgt:
Mein erster Gedanke: Ja, patsch!
Mein zweiter Gedanke: Was erlauben Roman, den Sinn des Ameisenlebens final zu definieren!? Wieso sinnfreies Suchen? Woher willst du das wissen? Wer gibt dir die Berechtigung, in diesem Zusammenhang ein solch alles andere ausschließende Adjektiv ("sinnfrei") zu benutzen?
Denn auch für diese kleine Kreatur gilt Goethes Weisheit "In allen Dingen ist hoffen besser als verzweifeln"!
Also, lass den kleinen Erdenbewohner weiterleben und wünsch ihm alles Gute auf seiner abenteuerlichen Reise nach Köln und danach!
Und nicht: Patsch!
Roman
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Re: Moralische Fragen des Reisens I

Beitrag von Roman »

Helmut aus der Pfalz hat geschrieben: 27.05.2018, 23:31 Mein zweiter Gedanke: Was erlauben Roman, den Sinn des Ameisenlebens final zu definieren!? Wieso sinnfreies Suchen? Woher willst du das wissen?
:thumbs: Hab ich mir auch gedacht.
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yoho
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Re: Moralische Fragen des Reisens I

Beitrag von yoho »

Wir haben mal im Troll Ameisen aus der Toskana mit nach Dortmund gebracht. Die haben sich dann mit den Ameisen, die vor unserem Haus unter dem Bordstein wohnen, zusammen getan und eine Eroberungswelle in Richtung Touring gestartet. Also nichts mit einsame Ameise auf Reisen.
Wir lieben alle Lebewesen, egal ob Mensch oder Tier. Aber es gibt Grenzen. Die sind überschritten, wenn man des nächtens erwacht und sich vor dem weitsichtigen Auge im Mondlicht, das durch das Hubdach ins Wohnwagen-Bett fällt, ein zunächst undefinierbares Gewusel abspielt, dass sich durch die schärfenden Linsen der Lesebrille betrachtet dann als Ameisenstraße fünf Zentimeter neben meinem Kopf entpuppt.
Was soll ich sagen, wir haben alle Ameisen umgebracht, deren wir habhaft werden konnte. Es waren hunderte. Die Überlebenden haben wir zwangsweise mit nach Deutschland genommen.
Auf die Koalition mit unseren Bordstein-Ameisen habe ich mit dem Kauf eines Giftköders reagiert. Das hat die Fronten ein für allemal geklärt.
Auslöser der Invasion in der Toskana war übrigens eine Packung sehr süßer Haferkekse, die wir sorgfältig in einen Tiefkühlbeutel gewandet hatten, was die Ameisen aber nicht davon abhielt, wie eine homogene schwarze Masse auf diesem Beutel zu kleben.
Die Sorte Kekse haben wir nie wieder gekauft.
Killerdackel
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Re: Moralische Fragen des Reisens I

Beitrag von Killerdackel »

yoho hat geschrieben: 27.05.2018, 23:54 ... Auslöser der Invasion in der Toskana war übrigens eine Packung sehr süßer Haferkekse, die wir sorgfältig in einen Tiefkühlbeutel gewandet hatten, was die Ameisen aber nicht davon abhielt, wie eine homogene schwarze Masse auf diesem Beutel zu kleben.
Die Sorte Kekse haben wir nie wieder gekauft.
Kekspackung im Tiefkühlbeutel ??
HoHo joho - klingt verdächtig nach:
Haschuhaschischindentaschnhaschuimmerwaszunaschn.

Ham Drogenfahnder aus Bella Italia etwa ne Ameisenarmada drauf dressiert ??
sDaggele mitm Puck(eldimuckl) grüßt ausm Wilden Süden = wo andere urlaubern
Leben ist eine durch 6 übertragene chronische Krankheit mit tödlichem Ende
(Nico Semsrott)
Wenn no älle wäred wie i sei sodd Bild
yoho
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Re: Moralische Fragen des Reisens I

Beitrag von yoho »

Kekspackung im Tiefkühlbeutel ??
HoHo joho - klingt verdächtig nach:
Haschuhaschischindentaschnhaschuimmerwaszunaschn.
Nö, das ist unsere übliche Methode Krabbeltiere jeglicher Art von den Lebensmittelvorräten fern zu halten. Wirkt gegen Käfer, Motten und Mäuse. Nur nicht gegen Ameisen, wie wir inzwischen wissen.
Und mein Suchtmittel der Wahl ist übrigens Schokolade. Schon immer.
Schrauber
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Re: Moralische Fragen des Reisens I

Beitrag von Schrauber »

Roman hat geschrieben: 27.05.2018, 22:50... Jetzt zu der Frage, die mich beschäftigt hat: Wäre es nicht ein Akt der Gnade, dem grausamen Spiel, dem sinnfreien Suchen, ein kurzes und schmerzloses Ende zu bereiten? Patsch. Oder ihr noch einen letzten Rest an schmerzhaften, sehnenden Stunden, Hoffnung! zu lassen.
Nix Patsch. Zurückbringen! Und dabei ja keine Ameisen überfahren!
Roman
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Re: Moralische Fragen des Reisens I

Beitrag von Roman »

yoho hat geschrieben: 27.05.2018, 23:54 Die haben sich dann mit den Ameisen, die vor unserem Haus unter dem Bordstein wohnen, zusammen getan und eine Eroberungswelle in Richtung Touring gestartet. Also nichts mit einsame Ameise auf Reisen.
Das war aber was anderes. Sozusagen eine Dreivölkerschlacht, Kampf die Ressource Troll. Das kenne ich auch. Wir haben seinerzeit kapituliert und mit dem Troll die Flucht ergriffen. Ein andermal mit massiven Defensiv-Maßnahmen geantwortet: Stützen und Bugrad in Wasserschälchen gestellt. Trotzdem haben die Heere die Wassergräben mittels herangeschafften Grashalmen überwunden.
Schrauber hat geschrieben: 28.05.2018, 08:01 Nix Patsch. Zurückbringen! Und dabei ja keine Ameisen überfahren!
War auch ein Gedanke von mir. Die einzige Möglichkeit, moralisch sauber aus der Nummer herauszukommen. Leider ist das aber auch nicht so einfach. Problem: Auf der Rückfahrt wären unzählige geflügelte sechsbeinige Vettern an der Windschutzscheibe verendet. Zusätzlich zu dem Schlachtfeld. Also ein neues Dilemma. Ist es gerechtfertigt, potentiell viele Leben zu opfern, um eines zu retten?
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Sommerlaune
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Re: Moralische Fragen des Reisens I

Beitrag von Sommerlaune »

Lieber Roman,
hast Du schon mit der Ameise gesprochen?
Möglicherweise hatte sie die Sippenhaft satt. Immer nur zum Wohle anderer, niemals als Individuum eigene, total egoistische und für die Entwicklung einer eigenen Persönlichkeit elementar wichtige Erfahrungen sammeln können.
Da hat eure Ameise vielleicht beschlossen, ihrem Leben eine neue Wendung zu geben.
Sich mutig neuen Herausforderungen zu stellen und so herauszufinden, wer sie wirklich ist und was sie in ihrem Leben so erreichen möchte. Oder vielleicht möchte sie sich treiben lassen, im Gefühl grenzenloser Freiheit einfach immer mit dem nächsten Touring mitreisen und die Welt erkunden.
Und Deine einzige Antwort darauf ist, ich zitiere: "Patsch".
??
Ich bin entrüstet :!:
Aber auch Schrauber's Vorschlag "zurückbringen" würde die mittlerweile weitgereiste und vermutlich inzwischen in ihrer Persönlichkeit gereifte Ameise in tiefe Depressionen stürzen- wäre sie doch in ihrem Heimatstaat wieder zum reinen Gruppenfunktionswesen degradiert, als Aussenseiter und Spinner von den Kollegen gemieden.
Nein, der einzig konsequente Weg im Umgang mit eurer Ameise (wie heisst sie eigentlich?) wäre, sie zu möglichst vielen Touringtreffen mitzubringen. Hier könnte sie Kontakt zu Gleichgesinnten aufnehmen-ich bin mir sicher, daß in vielen Tourings reisefreudige Ameisen wohnen- oder auch direkt umsteigen, in einen anderen Touring.
So, ich hoffe, ich konnte Dir weiterhelfen und wünsche euch eine schöne gemeinsame Zeit mit eurer mutigen Ameise.
:D
Die Bine
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Sommerlaune

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Roman
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Re: Moralische Fragen des Reisens I

Beitrag von Roman »

Ich nenne sie mal Kerstin.
Sommerlaune hat geschrieben: 28.05.2018, 12:18 So, ich hoffe, ich konnte Dir weiterhelfen und wünsche euch eine schöne gemeinsame Zeit mit eurer mutigen Ameise.
Ich befürchte, Kerstin ist noch im Auto. :shock: Bei der Ankunft habe ich nicht mehr an sie gedacht. Das Auto steht in der Sonne. :cry:
Achte immer auf den Horizont!
JensP
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Re: Moralische Fragen des Reisens I

Beitrag von JensP »

Roman hat geschrieben: 28.05.2018, 12:37 Ich nenne sie mal Kerstin.
Sommerlaune hat geschrieben: 28.05.2018, 12:18 So, ich hoffe, ich konnte Dir weiterhelfen und wünsche euch eine schöne gemeinsame Zeit mit eurer mutigen Ameise.
Ich befürchte, Kerstin ist noch im Auto. :shock: Bei der Ankunft habe ich nicht mehr an sie gedacht. Das Auto steht in der Sonne. :cry:
Ich glaube, jetzt ist es an der Zeit, den Tierschutzverein, den Nabu und PETA zu informieren!
Das geht gar nicht :evil:

Grüße
Jens
Alle sagten das geht nicht - dann kam einer und wusste das nicht - und machte das dann.
Bild
Schrauber
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Re: Moralische Fragen des Reisens I

Beitrag von Schrauber »

Roman, ich hoffe du hast Kerstins Zustimmung, dass du hier der Weltöffentlichkeit ihren Standort mitteilst?
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Re: Moralische Fragen des Reisens I

Beitrag von Piratentroll »

Made in China!

ich bin mir auch sicher, die Ameise hat sich auf Weltreise begeben und wurde nicht verschleppt. Gerade diese Individuen, die querdenkern und Neues wagen wie Columbus, Marco Polo, Galilei, Giordano Bruno, Luther usw. bringen die Welt voran.

Denkt nur mal an die kleine Made, die sich eines Tages aufmachte, um über Hamburg bis nach China zu reisen, um dort ihr Glück zu suchen.

Und damit auch alle hier in der alten Heimat wissen, dass es die Made nach China geschafft und es zu was gebracht hat -sie nennt ein Imperium ihr Eigen- druckt und klebt sie den Hinwaeis auf den Erfolg auf alles, was hier her exportiert wird, eben Made in China!

Glück Auf!
„per aspera ad astra.“
Wahlspruch der Sternenflotte

Reise vor dem Sterben, sonst reisen deine Erben!
eri ETC 379
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Re: Moralische Fragen des Reisens I

Beitrag von eri ETC 379 »

Roman, denk' doch mal an die Möwe Jonathan.... die wollt auch nicht mehr nur fliegen um Fische zu fangen...... Kerstin wollte evtl. auch nicht mehr nur für den Staat dasein..... die Überlegung: wird das Kunst oder kann das weg, kann ich aber nachvollziehen... Du hast dich aber gut aus der Affäre gezogen... es war die heiße Sonne :mrgreen: die... nein, ich denk nicht darüber nach.
Alle Rechtschreibfehler sind volle Absicht, zusammen ergeben sie eine Botschaft mit der ich versuche die Weltherrschaft an mich zu reißen.
Triton Bj. 80
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