Das passiert halt, wenn es für wichtige Interessen und auch Meinungen in der Bevölkerung keine Repräsentanz mehr in den Parlamenten gibt. Dann haben radikale Rattenfänger leichtes Spiel. In dem Artikel hier:
https://www.zeit.de/mobilitaet/2018-12/ ... ahnmeister
wird die A40 durch das Ruhrgebiet beschrieben. Dort steht, dass die täglich bis zu 115000 Autos benutzen, von einem Dieselfahrverbot wären 44000 betroffen. Also über ein Drittel der PKW werden quasi stillgelegt.
Aufgrund von neoliberaler Wirtschaftspolitik wird der Mensch zu immer mehr Flexibilität gezwungen und er muss damit immer weitere Wege zum Arbeitsplatz zurücklegen. Gleichzeitig wurde ihm jahrzehntelang von der Autoindustrie und der Bundesregierung erzählt, dass der Diesel die ökologischere Variante des Individualverkehrs ist, und jetzt auf einmal: "Ätschibätsch, doch nicht, leider verbieten wir dir jetzt, mit deinem Auto dort zu fahren, wo wir dich zwingen, fahren zu müssen." Sowas nennt sich, glaube ich, Doublebind. Man muss sich dann nicht wundern, wenn die Leute sauer werden.
Vermutlich haben die Franzosen schon kapiert, dass rechtsradikale Parteien keine Lösungen sind, denn man macht damit den Bock zum Gärtner. Die Partei mit dem neoliberalsten Parteiprogramm im Bundestag ist ja die AfD. Dann bleiben halt irgendwann nur noch gelbe Westen und Randale.
Ich glaube schon, dass wir vor ungeheuren ökologischen Herausforderungen stehen. Es wird nicht mehr so weitergehen wie bisher. Es muss aber einen Plan, eine Idee geben, wie man die Menschen bei Lösungen mitnimmt. Im Grunde so, dass jeder seinen würdigen Platz in der Gesellschaft findet, oder glaubt, eine realistisch machbare Chance auf einen solchen zu haben. Ich glaube nicht, dass die meisten es so dolle finden, jeden Tag 2 Stunden ihrer Lebenszeit im Stau auf der A40 zu verbringen. Ich vermute, dass das neoliberale Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell nicht das richtige ist, um tragfähige Lösungen zu finden. Auch wenn das Trump- und AfD-Wähler anders sehen.