Hallo zusammen,
jetzt also mal meine Meinung zur Sache. So ein bisschen graue Theorie im Hintergrund schadet sicher nicht. Sicher ist beim Schweißen sehr viel Übung dabei, aber ohne die Theorie zu kennen, macht man gerade als Anfänger zu viele Fehler, die man vielleicht nicht einmal bemerkt.
Autogen- oder Gasschmelzschweißen, also ohne Strom :
Als Ausstattung braucht man je eine Flasche Acetylen und Sauerstoff, Druckminderer, Flammschlagsicherungen, ein Schlauchpaket, einen Brennerkasten, eine einfache dunkle Schweißerbrille und ein Bündel Schweißdraht. Bei Neukauf sind da mit den Flaschen geschätzt etwa 800 Steine fällig. Die Gasflaschen sind Gefahrgut und erfordern eine gewisse Vorsicht beim Umgang. Wenn die Flasche mit dem Acetylen umfällt, kann es zur Gaszersetzung kommen und die Flasche explodiert eine Zeit später
In der Praxis ist das Verfahren, von eventuellen Spezialanwendungen abgesehen, nicht mehr Stand der Technik. Im Vergleich dauert das ewig, die Kosten sind hoch (Nachfüllung der Gasflaschen) und man bringt sehr viel Wärme ins Werkstück und hat Probleme mit dem Verzug.
Lichtbogenhandschweißen oder Elektrodenschweißen, also elektrisch
Da braucht man nur einen Schweißtrafo, einen Schlackenhammer, einen Schweißerschild und ein Päckchen Elektroden. So ein Starter-Kit habe ich vor zwei Jahren letztendlich verschenkt, als ich den Haushalt meines Vaters aufgelöst habe, da wollte niemand Geld für geben......
Das Ganze war natürlich uralt, hat aber noch einwandfrei funktioniert. Die alten Trafos sind eher für 380 Volt gedacht und sackeschwer, deswegen will die keiner mehr haben. Wenn man eine entsprechende Steckdose in der Werkstatt hat, ist das kein Thema.
Also zum Einstieg optimal, wenn da nicht die Nachteile des Verfahrens wären:
Da fliegen die Funken (Brandgefahr), das es eine Pracht ist ! Damit die Schweißnaht vor Sauerstoff geschützt wird, brennt die Umhüllung der Elektrode ab und bildet eine Schlacke, die die Naht schützt. Das raucht natürlich gewaltig und und stinkt wie die Pest. Damit die Werkstatt nicht abfackelt und man sich keinen Lungenschaden holt, macht man das am besten im Freien.
Die Schlacke ist ein Problem für sich, die hängt immer da, wo sie nicht sein soll, nämlich mittenmang in der Schweißnaht. Gerade beim Heften ist das immer wieder ein Problem. Dünne Bleche kann man mit Viel Übung schweißen, aber da ist das Verfahren auch nicht mehr Stand der Technik. Abseits dieser Probleme mache ich das gerne bei Materialstärken ab 4 mm, weil es so einfach ist und die vom Opa geerbten Elektroden nichts kosten.
MAG oder Metall-Aktiv-Gas-Schweißen, das ist das, wo die meisten dran denken, wenn sie Schutzgasschweißen sagen
Hier braucht man einen passenden Schweißtrafo mit Brenner, eine Buddel Mischgas, einen Druckminderer, eine Rolle Schweißdraht und ein Schweißerschild. Moderne Geräte gehen auch mit 230 Volt, preislich würde ich da den Einstieg bei 500 Euro neu ansetzen.
Damit kann man Stahl von roundabout 0,5 bis 4 mm Dicke schweißen, wenn man mal von einem 230 Volt Gerät ausgeht. Dickere Materialien brauchen mehr Dampf, da ist dann ein 380 Volt Gerät anzuraten. Handhabung ist einfach, man hat eine Pistole in der Hand, die hält man dahin, wo man schweißen will, drückt auf den Abzug und das Ganze geht los. Die andere Hand bleibt frei, damit hält man den Schweißerschild oder das Werkstück beim Heften. Ohne Schutzschild heften sollte man nicht zu oft, das gibt einen ganz üblen Sonnenbrand
Da fliegen auch die Funken und es raucht, aber lange nicht so heftig wie bei den Elektroden. Das geht auch in der Werkstatt, wenn nicht gerade überall die ölgetränkten Putzlappen rumliegen. Das Verfahren ist relativ einfach zu erlernen und für mich die erste Wahl für den Anfänger. Ein weiterer Vorteil ist, dass man auch in den Zwangslagen gut arbeiten kann. Zwangslage ist, wenn man sich die Schweißnaht nicht so auf die Werkbank legen kann, dass man gut beikommt, sondern da schweißen muß, wo die Naht halt eben ist.
Für Stahl nimmt man Mischgas aus 72% Argon und 18% CO2, das CO2 ist aktiv und sorgt für eine gute Durchmischung der Schweißschmelze, deswegen MAG. Nimmt man stattdessen reines Argon, nennt man das ganze MIG-Schweißen, wegen Metall-Inert-Gas. Angeblich geht das für Edelstahl, aber da liegt IMHO kein Segen drauf.
WIG oder Wolfram-Inert-Gas-Schweißen
Ausstattung auch hier: Ein Trafo mit Brenner, ein paar Wolframelektroden, eine Buddel Gas mit Druckminderer, ein Bündel Schweißdrähte und ein Schweißerschild. Das geht auch so ab 500 Euro los, aber statt dem einfachen Handschild ist ein elektronisches Schild für 100 Euro aufwärts fällig, da man für WIG beide Hände braucht.
In der einen Hand hat man denn Brenner mit der Wolframelektrode, der macht die Wärme, also wie Autogen, aber halt elektrisch und viel präziser. In der anderen Hand hat man den Schweißdraht und dosiert nach Belieben. Da sind wir in der Königsklasse angekommen. Da geht Stahl, Edelstahl und, wenn der Trafo DeLuxe auch Wechselstrom kann, sogar Aluminium.
Jetzt bleibt natürlich nur die Frage, warum man nicht alles damit macht
Im Vergleich zum MAG dauert es einfach länger, und wenn man dickere Materialien (ab 4 mm) schweißen will, ist ein sacketeurer wassergekühlter Brenner fällig, das Ding wird sonst schnell so heiß. dass man sich die Flossen verbrennt. In der einen Hand den Brenner und mit der anderen Hand den Draht dosieren, das erfordert eine Menge Übung, das lernt man nicht so schnell wie das Pistole-hinhalten-abdrücken beim MAG. Zwangslagen sind schwierig, Brenner, Draht, beide Hände und dann auch noch den Kopf so hinhalten, damit man was sieht........
Und das ewige Problem ist die Wolfram-Elektrode : Die wird piekse-spitz angeschliffen (außer bei Alu) und hat bei der Arbeit etwa ein bis drei Millimeter Abstand zum Schmelzbad, dem Werkstück und dem Schweißdraht (alles gleichzeitig !!!) . Einmal Feindberührung wegen Zitterhand und die Spitze ist hinüber. Also anhalten, Wolframelektrode ausbauen (Gott ist die heiß) und frisch anschleifen..........
So, da habt ihr eine launige, unvollständige und sicher nicht umfassende Meinung.
Die letze Wahrheit ist das sicher nicht, aber um die absolut Ahnungslosen aufzuschlauen oder eine Diskussion zu starten, sollte das reichen.
Gruß von der Schweißerlaus
Mike