Wir waren Helden...!

Touringthemen, .... aber bitte nicht alles ernst nehmen hier!
Trollpatsch
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Wir waren Helden...!

Beitrag von Trollpatsch »

Ich hoffe, ich trete niemandem zu nahe, wenn ich meine, dass hier nicht alle Touring Liebhaber im jugendlichen Alter sind....
Als ich dieser Tag die Diskussion über Hygiene Vorstellungen in den Sanitärgebäuden der CPs las, musste ich unwillkürlich an diesen Text denken, den ich mir mal irgendwo (eine Quellenangabe sucht man also vergebens) kopiert habe.
WIR WAREN HELDEN !!
Wenn du nach 1990 geboren wurdest, hat das hier nichts mit dir zu tun!
Kinder von heute werden in Watte gepackt. Alle anderen weiterlesen!
Wenn du als Kind in den 70er, 80er oder 90er Jahren lebtest, ist es zurückblickend kaum zu glauben, dass wir so lange überleben konnten!
Als Kinder saßen wir in Autos ohne Sicherheitsgurte und ohne Airbags.
Unsere Bettchen waren angemalt mit Farben voller Blei und Cadmium.
Die Fläschchen aus der Apotheke konnten wir ohne Schwierigkeiten öffnen, genauso wie die Flasche mit Bleichmittel.
Türen und Schränke waren eine ständige Bedrohung für unsere Fingerchen und auf dem Fahrrad trugen wir nie einen Helm.
Wir tranken Wasser aus Wasserhähnen und nicht aus Flaschen.
Wir bauten Wagen aus Seifenkisten und entdeckten während der ersten Fahrt den Hang hinunter, dass wir die Bremsen vergessen hatten.
Damit kamen wir nach einigen Unfällen klar.
Wir verließen morgens das Haus zum Spielen.
Wir blieben den ganzen Tag weg und mussten erst zu Hause sein, wenn die Straßenlaternen angingen.
Niemand wusste, wo wir waren und wir hatten nicht mal ein Handy dabei!
Wir haben uns geschnitten, brachen Knochen und Zähne und niemand wurde deswegen verklagt.
Es waren eben Unfälle. Niemand hatte Schuld außer wir selbst. Keiner fragte nach "Aufsichtspflicht".
Kannst du dich noch an "Unfälle" erinnern? Wir kämpften und schlugen einander manchmal grün und blau.
Damit mussten wir leben, denn es interessierte die Erwachsenen nicht besonders.
Wir aßen Kekse, Brot mit dick Butter, tranken sehr viel und wurden trotzdem nicht zu dick.
Wir tranken mit unseren Freunden aus einer Flasche und niemand starb an den Folgen.
Wir hatten nicht: Playstation, Nintendo 64, X-Box, Videospiele,64 Fernsehkanäle, Filme auf Video, Surround Sound, eigene Fernseher,Computer,Internet-Chat-Rooms. Wir hatten Freunde!!!
Wir gingen einfach raus und trafen sie auf der Straße. Oder wir marschierten einfach zu deren Heim und klingelten. Manchmal brauchten wir gar nicht klingeln und gingen einfach hinein. Ohne Termin und ohne Wissen unserer gegenseitigen Eltern.
Keiner brachte uns und keiner holte uns... Wie war das nur möglich?
Wir dachten uns Spiele aus mit Holzstöcken und Tennisbällen. Außerdem aßen wir Würmer. Und die Prophezeiungen trafen nicht ein: Die Würmer lebten nicht in unseren Mägen für immer weiter und mit den Stöcken stachen wir auch nicht besonders viele Augen aus.
Beim Straßenfußball durfte nur mitmachen, wer gut war. Wer nicht gut war, musste lernen, mit Enttäuschungen klarzukommen. Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere. Sie rasselten durch Prüfungen und wiederholten Klassen.
Das führte damals nicht zu emotionalen Elternabenden oder gar zur Änderung der Leistungsbewertung. Unsere Taten hatten manchmal Konsequenzen.
Das war klar und keiner konnte sich verstecken. Wenn einer von uns gegen das Gesetz verstoßen hat, war klar, dass die Eltern ihn nicht automatisch aus dem Schlamassel heraushauen. Im Gegenteil: Sie waren oft der gleichen Meinung wie die Polizei! So etwas! Unsere Generation hat eine Fülle von innovativen Problemlösern und Erfindern mit Risikobereitschaft hervorgebracht.
Wir hatten Freiheit, Misserfolg, Erfolg und Verantwortung. Mit alldem wussten wir umzugehen! Und du gehörst auch dazu?!?
Herzlichen Glückwunsch !!!
geb. nach 1990 => So, jetzt wisst ihr Warmduscher das auch ;-) geb. bis 1990 => WIR WAREN HELDEN !!!



Wir, mein Mann und ich, haben auch nicht in Erinnerung, dass in unseren jungen Tagen Sicherheit und hygienisch einwandfreie Verhältnisse das Maß aller Dinge waren.
Und so halten wir es auch immer noch beim Campen...! :W:
Troll GT 540 Bj.2020
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toptouri
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Re: Wir waren Helden...!

Beitrag von toptouri »

:thumbs:
Unterwegs mit:
Hymer Eriba Touring 430 "60 Edition"
Bild
cailin
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Re: Wir waren Helden...!

Beitrag von cailin »

:thumbs: bin dabei.... Und dankbar dafür
Man sollte einfach mal das tun, was einen Glücklich macht, anstatt immer nur das, was Vernünftig ist.

Sprachs und kaufte sich nen Triton (1992)
und machte sie zur Tritonette


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Andy111
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Re: Wir waren Helden...!

Beitrag von Andy111 »

Ich bin zwar Jahrgang 92, darf aber trotzdem behaupten, dass ich so groß geworden bin.
Direkt am Wald, im Kellerloch ausziehen müssen weil man selbst für den Keller zu dreckig war. Das waren noch Zeiten!
:mrgreen: :thumbs:
trolloholic
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Re: Wir waren Helden...!

Beitrag von trolloholic »

und Opa erzählt vom Krieg...
Immer wenn unser Troll rumzickt, kommt mir C. Bukowski in den Sinn:
"Find what you love and let it kill you."
Roman
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Re: Wir waren Helden...!

Beitrag von Roman »

Mein Sohn würde sagen: OK, Boomer.

Mir fällt zu der larmoyaten Liste eine ganze Menge ein, man liest die ja öfter. Je nachdem, wie man sie versteht. Ich finde sie eigentlich ziemlich übel.

Sie will Kritik üben an der aktuellen Jugend und ihren Eltern:
Ich frage mich dann, liebe Helden, warum habt ihr diesen Kindern dann so eine beschissene Welt gebaut, wenn ihr sie jetzt beklagt? Das ist doch euer Werk! Warum habt ihr eine Vollkasko-Welt gebastelt, in der Sicherheit über alles geht? Warum muss für jeden Scheisz jemand haften? Warum war eure Gier so maßlos, dass ihr nur noch Lebensmitteldreck prodziert, bei dem Eltern wie Don Quichotte gegen Windmühlen gegen eine übermächtige Werbeindustrie kämpfen muss? Wer hat denn die ganzen miesen Fernsehprogramme, dann die blöden Videorekorder, danach die Spielekonsolen, danach den Computer und das Netz erfunden und verkloppt den Mist, wieder nur aus wahnwitziger Gier?
... so könnte ich immer weiter schreiben. Das wart doch alles ihr! Warum heult ihr rum über eure beschissene Welt? Zuerst den ganzen Dreck anzetteln und dann denjenigen einen Vorwurf machen, dass irgendwie darin zurechtkommen müssen.

Sie ist ernst gemeint und man hält sich wirklich für Helden.
Wieso, ihr Helden, scheiszt ihr euch denn dann heute so ins Hemd wegen eines kleinen Virus? Warum dürfen die Kinder nicht mehr zu Schule gehen, wenn euch doch ein paar Tote mehr oder weniger immer schon egal waren? Ich meine, all diejenigen, die durch die Fensterscheibe geflogen sind beim kleinsten Auffahrunfall. Oder diejengen, die schon lange der Krebs geholt hat, weil man recht locker mit den Chemikalien umgegangen ist. Wo ist denn euer Heldentum geblieben, liebe Boomer?

Ich ergänze die Liste, warum wir Helden sind.
Wir haben nicht so ein Gewese gemacht, wenn wir mal des Pfarrers Glied lutschen mussten. Das hat jeder gewusst, dass manche Pfarrer dazu neigen und alle haben Witze drüber gemacht, war sozusagen ein Kavaliersdelikt. Hahahaha
Auch wenn der Onkel mal des Nachts, oder Vaddern, bei der Schwester leise die Tür geöffnet hat, um mal rüberzurutschen, dann hat "die das ja eh gewollt, die kleine Schlampe". Schwamm drüber, reden wir nicht drüber. Bleibt in der Familie.
Wenn Papa die Mama verprügelt hat, dann war das eben so, da hat man die Zähne zusammengebissen und die Ohren ins Kopfkissen gedrückt. Damals hielt die Familie zusammen, nicht so ein Blödsinn mit Frauenhaus und so. 'Blaue Flecken heilen wieder. Die Goldhochzeit wäre toll gewesen, wenn Vaddern nicht vorher traurig verschieden wäre. Die Leber....
Wer von uns schwul war, oder sonstwie unterschiedlich von der Norm, hat sich halt den Strick genommen, denn wer wollte sich von der gesamten Gesellschaft fertig machen lassen? Wer stabil genug gewesen ist und die Pubertät überlebt hat, konnte versuchen, das 'Problem' zu lösen, in dem er Pfarrer wurde, weil dort ein Leben ohne Sexualität idealisiert worden ist; Nicht selten hat der Plan nicht so geklappt. Siehe oben. Oder aber er wurde selbst zum radikalen Homophoben, um seine Natur zu unterdrücken. Manche haben es in eine Großstadt wie Köln oder Berlin geschafft. Aber nicht viele.
Wenn der Lehrer ein Idiot, ein Sadist, unfähig war oder uns einfach nicht mochte, dann hatten wir eben verloren. Auf Hilfe der Eltern brauchten wir nicht zu hoffen. Der Lehrer hatte immer Recht.
Wenn die Clique uns nicht mochte, dann wurden wir eben gemobbt bis zum bitteren Ende. Das hat keinen interessiert, es sei denn, man hatte einen großen Bruder, der sich verantwortlich gefühlt hat. Siehe oben, Homosexualität, Lösung Suizid. Nur die Harten kommen und Garten.
usw. usw.

Ich finde, so schlecht ist die Welt nicht geworden, ehrlich gesagt.
Achte immer auf den Horizont!
macgoerk
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Re: Wir waren Helden...!

Beitrag von macgoerk »

trolloholic hat geschrieben: 23.02.2021, 21:18 und Opa erzählt vom Krieg...
...und von der Pest...
Touring ! Von 1983 bis 2023 !
yoho
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Re: Wir waren Helden...!

Beitrag von yoho »

Ich glaube, es ist eine zutiefst menschliche Neigung, die Vergangenheit zu idealisieren oder sich schön zu reden. Vielleicht braucht man das auch, als Schutzmechanismus, weil man sonst an den ganzen Altlasten vor die Hunde geht.

Ich weiß jedenfalls, warum ich meiner Kindheit und Jugend nicht nachtrauere. Ich weiß, warum ich mit neunzehn, direkt nach dem Abitur und einem Jahr Berufseinstieg, mein Dorf verlassen habe. Und ich weiß ganz bestimmt, warum ich nicht dorthin zurück möchte, auch wenn es dort ein Haus gibt, das ich haben könnte.

Zu viele schlechte Erinnerungen. Auch schöne, durchaus. Aber zu wenige. Ich denke nicht, dass sich die Menschen dort in den letzten vierzig Jahren verändert haben. Solche Bemerkungen, wie eben von meiner 87jährigen Schwiegermutter, würde ich im Dorf meiner Kindheit sicherlich nicht hören: "Mir ist es egal ob mein Arzt schwul ist. Ich will ja nicht mit ihm ins Bett, sondern er soll sich um meine Gesundheit kümmern. Und das macht er gut, sonst wäre ich nicht mehr hier. - Punkt."

(Anlass für die Bemerkung: ein Taxifahrer hatte einen blöden Spruch über den schwulen Hausarzt gemacht. Da war er bei Heidchen aber an der falschen Adresse.)
renault troll 550
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Re: Wir waren Helden...!

Beitrag von renault troll 550 »

Das ist ein Beitrag von Monika Gruber, einer ziemlich bekannten bayrischen Kabarettistin. Sie hat einige Beiträge, bei denen einem das Lachen im Mund stecken bleibt.
Einige Beiträge sind auch nicht immer zu 100 Prozent politisch Korrekt, aber sie regen doch zum Nachdenken an.
Orangina ETC 613
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Re: Wir waren Helden...!

Beitrag von Orangina ETC 613 »

wir waren keine Helden, wir sind der traurige Rest, den es nicht erwischt hat... der Tod mein trauriger Begleiter.

Bei vielem hatte ich Glück - hätte böse schief gehen können - oder traf kurz vorher jemand anders als Warnung für mich.
Die traurigen Geschichten dahinter lass ich mal weg. Gruslige Unfälle, junge Tote, lebenslange Behinderungen, qualvolle Enden.

Ein Scheiß auf: "früher war alles besser".


Trotzdem kann man Spaß haben an Geschichte und alten Sachen :wink: dabei aber nicht die damalige Wirklichkeit verzerren...
yoho
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Re: Wir waren Helden...!

Beitrag von yoho »

Orangina ETC 613 hat geschrieben: 24.02.2021, 08:19 wir waren keine Helden, wir sind der traurige Rest, den es nicht erwischt hat... der Tod mein trauriger Begleiter.

Bei vielem hatte ich Glück - hätte böse schief gehen können - oder traf kurz vorher jemand anders als Warnung für mich.
Die traurigen Geschichten dahinter lass ich mal weg. Gruslige Unfälle, junge Tote, lebenslange Behinderungen, qualvolle Enden.
Vor allem schwere Verletzungen oder der Tod als Folge von Verkehrsunfällen waren in den siebziger und achtziger Jahren noch allgegenwärtig.
Ich habe noch vor dem Abi und in dem Jahr danach als kleiner, freier Lokalreporter und Fotograf bei einer Wiesbadener Tageszeitung angefangen und war am Ende, durch einen Zufall, für den ganzen Landstrich zuständig. (Der eigentliche Inhaber dieses Pfrundes hatte seinen Wagen mit eingegipstem Arm und reichlich Alkohol im Blut in den Graben gesetzt, was einen längeren Krankenhausaufenthalt und den Verlust des Führerscheins zur Folge hatte.)
Das Intermezzo dauerte etwa ein Jahr und in dieser Zeit hatte ich eine Hotline zur örtlichen Polizeidienststelle. Die Kollegen dort riefen mich an, wenn es irgendwo gekracht hatte. Der Service war allerdings nicht umsonst. Vor allem bei nächtlichen Einsätzen waren sie mit ihrer billigen Kamera, ihren Spielzeugblitzgeräten und ihren mangelhaften Fotografiekenntnissen völlig aufgeschmissen. Also habe ich ihnen die Beweisfotos für die Staatsanwaltschaft gemacht, wenn es Tote oder Verletzte gegeben hatte.

Als erstes erwischte es eine Klassenkameradin aus der Grundschule. Sie war mit ihrem Freund in einem Audi-Coupé unterwegs. Der Wagen geriet in den Gegenverkehr. Sah eigentlich gar nicht so schlimm aus. Aber die beiden waren nicht angeschnallt und deshalb auf der Stelle tot.

Dann nahm mein Kumpel, mit dem ich viel in den Weinbergen zusammengearbeitet habe, auf dem Moped eine unübersichtliche Kurve zu eng. Das entgegenkommende Auto hat ihm den Unterschenkel zertrümmert. Er lief monatelang mit einem Metallgerüst in und an der Wade herum. Inzwischen ist er, gerade mal fünfzig Jahre alt, an Leukämie gestorben.

Der Vorbesitzer meiner Flosse hatte eine jüngere Schwester, die ich auch aus der Schule und von der Weinbergsarbeit kannte. Die saß auf der Rückbank eines Autos, dessen Beifahrer in einer Ortsdurchfahrt aus Jux die Handbremse bis zum Anschlag durchzog. Der Wagen kam ins Schleudern und krachte mit der Seite in das weit herausragende Fenstersims eines Schaufensters. Das Mädchen saß genau an dieser Stelle. Sie hat es nicht überlebt.

Einer aus meinem Abiturjahrgang, mit dem ich viele Kurse gemeinsam hatte, ist im Sommer nach dem Abi auf einer Motorradtour in Frankreich verunglückt. Tot.

Die Tochter eines der großen Hoteliers im Dorf – auch in meinem Alter, ansonsten aber definitiv nicht meine Kragenweite – fuhr mit ihrem Auto in den Rhein. Sie ist ertrunken.

Und mir selber ist ein besoffener Jüngling aus besseren Kreisen (Villa mit Rheingrundstück) mit einem dicken Renault 16 frontal in meinen 2CV gefahren. Die Beifahrerseite war komplett weg. Der Restraum auf der Fahrerseite hat gereicht, dass ich ohne schwerere Blessuren aus dem Wrack raus kam. Glück gehabt!

Nö, keine Helden. – Überlebende passt schon.
Trollpatsch
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Re: Wir waren Helden...!

Beitrag von Trollpatsch »

renault troll 550 hat geschrieben: 24.02.2021, 06:24 Das ist ein Beitrag von Monika Gruber, einer ziemlich bekannten bayrischen Kabarettistin. Sie hat einige Beiträge, bei denen einem das Lachen im Mund stecken bleibt.
Einige Beiträge sind auch nicht immer zu 100 Prozent politisch Korrekt, aber sie regen doch zum Nachdenken an.
Danke! Von Monika Gruber, ahja, dann wundert mich der Stil nicht.
Also, ich nehme diesen Beitrag als ziemlich ironisch wahr. Wer könnte es denn ernst nehmen: Helden vor dem Hintergrund des Fehlen all unserer Leben erleichternden Errungenschaften :lol:
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wanderbaustelle
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Re: Wir waren Helden...!

Beitrag von wanderbaustelle »

macgoerk hat geschrieben: 23.02.2021, 22:46
trolloholic hat geschrieben: 23.02.2021, 21:18 und Opa erzählt vom Krieg...
...und von der Pest...
:D :thumbs:

und unsere Enkel später von Corona

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eri ETC 379
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Re: Wir waren Helden...!

Beitrag von eri ETC 379 »

Die "Helden" von damals sind nun alt geworden - mich hat dieser Text (weiß die Quelle auch nicht mehr) mal angesprochen:

Wenn Eltern alt werden…
Meine Eltern lernten sich in einer Disco kennen. In den Siebzigerjahren, als John Travolta mit "Saturday Night Fever" seinen großen Erfolg feierte. Da waren beide Anfang zwanzig. Mein Papa trug Cordhose, Cordjackett und hatte langes Haar. Heute schütteln er und Mama ungläubig mit dem Kopf, wenn sie davon erzählen.
Das dunkle Haar ist mittlerweile grau, kurz und ein bisschen lichter geworden.In einer Disco tanzen sie schon lange nicht mehr. Am liebsten schraubt Papa in seiner Werkstatt, mäht den Rasen und kuschelt sich abends in seinen Sessel.
Für Mama und Papa dauert es nicht mehr lang bis zur Rente. Sie lieben es, auf unserem Hof herumzuwerkeln, mindestens einmal im Jahr wandern sie in Südtirol. Am Wochenende unternehmen sie etwas mit ihren Freunden. Am Abend schauen sie fern und trinken ab und zu ein Gläschen Rotwein. Meinen Eltern geht es gut. Sie sind liebevoll, gütig und große Vorbilder für mich.
Ich habe immer zu meinen Eltern aufgeblickt, das tue ich noch. Nur fühlt es sich heute anders an. Als Kind dachte ich, es gibt nichts, was meine Eltern nicht können. Papa erklärte mir für ein Referat, wie eine Batterie funktioniert. Mama half mir einmal heimlich bei einem Bild für den Kunstunterricht, weil ich es auch nach mehreren Versuchen einfach nicht hinbekam, und dann heimste ich für das Bild sogar eine 1 ein.
Papa baute mir ein zweigeschossiges Gartenhäuschen und eine Schaukel. Wenn für mich einmal die Welt unterzugehen schien oder ich großen Kummer hatte, massierte Mama mir die Füße und sagte: "Alles wird gut."
Heute erkläre ich meinen Eltern, wie sie ihr iPhone updaten müssen oder helfe Papa schon mal beim Schreiben einer Rede für eine Versammlung. Im gemeinsamen Italien-Urlaub soll ich beim Kellner das Essen bestellen. "Unser Englischunterricht an der Schule ist schon so lange her, und du sprichst doch auch Italienisch", sagt Mama.
Irgendwann kommt dieser Moment, an dem man merkt: Ich muss euch nicht mehr fragen, wie das Leben funktioniert. Jetzt bin oft ich diejenige, die euch Rat und Hilfe gibt. Es ist ein schöner, aber auch trauriger Moment: Meine Eltern werden alt.
Irgendwann kommt dieser Moment, an dem man merkt: Ich muss euch nicht mehr fragen, wie das Leben funktioniert.
Ich meine nicht "alt" im Sinne von krank. Klar haben sie mehr Wehwehchen als früher. Mein Papa hat Tinitus, meine Mama oft Schmerzen im Knie. Mit "alt" meine ich: Sie sind unsicherer und ängstlicher als früher, ab und zu vielleicht ein wenig unbeholfen und öfter mal nachdenklich.
Als ich erst in den Kindergarten, dann in die Schule kam, war das bestimmt schon genauso. Mache ich alles richtig in der Erziehung? Können wir ein neues Auto kaufen, oder sollen wir das Geld lieber sparen? Doch als Sechsjährige habe ich die Unsicherheit meiner Eltern nicht erkannt, in der Pubertät war ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt.
Zur Weihnachtszeit erzählte mir meine Mama, dass sie mit Freundinnen auf dem Weihnachtsmarkt verabredet sei, drei Orte weiter. Wenn es aber schneien sollte, würde sie sich das noch einmal überlegen. "Bei Eis und Schnee, und dann sehe ich im Dunkeln doch nicht mehr so gut", sagte sie. Und mein Papa fährt jetzt manchmal gerne den Polo von Mama und nicht seinen BMW. Vor allem wenn es ins Parkhaus geht, ist der schon praktischer.
Wie es sich anfühlt, an Weihnachten nach Hause zu fahren
Wenn Mama und Papa in den Urlaub fahren, fängt Mama schon eine Woche vorher mit dem Packen an – damit sie auch nichts vergisst.Und an der Fensterbank in der Küche klebt ein Meer an Post-It-Nachrichten. Joghurt kaufen, Bankgeschäfte regeln, Dienstag Oma zum Arzt bringen. Sowieso muss alles geplant sein. Wann soll Papa losfahren, damit er dich pünktlich am Bahnhof abholt? Was willst du essen, wenn du am Wochenende kommst? Ich fahr dann Mittwoch schon einkaufen.
Gerne schwelgen die beiden in Erinnerungen. Zum Beispiel, wie sie vor meiner Geburt den alten Bauernhof meiner Großeltern komplett renoviert und teils neu aufgebaut haben. "Weißt du noch, wie viele Anhänger mit Heu wir vom alten Dachboden geholt haben?" "Weißt du noch, wie wir beinahe die Katze eingemauert hätten?" "Weißt du,ob der Maurer noch lebt?"
Manchmal mache ich mich über meine Eltern lustig – liebevoll natürlich. Oft lachen sie mit mir, oft merke ich aber, wie es sie beschäftigt.
Und mich auch. Meine Eltern geben mir Halt – heute wie früher. Als mich meine erste große Liebe verließ, konnte ich stundenlang in ihren Armen liegen und mich ausheulen. Wenn ich nicht wusste, wie ich mich bei Studium und Beruf entscheiden sollte, berieten wir beim Abendbrot darüber. Danach sah ich viel klarer.
Das ist meist immer noch so, nur heute hat die Stimme meiner Eltern auch oft weniger Gewicht. Ich habe ganz andere Erfahrungen gemacht als sie. Habe studiert, war häufiger im Ausland, bin mehrmals umgezogen. Ich schätze vieles ganz anders ein.
Natürlich frage ich mich, ob ich meine Eltern später werde pflegen müssen. Die Zeit, bis ein Treppenlift eingebaut werden muss, scheint zwar noch weit weg. Aber erst kürzlich ließen sich meine Eltern die Dusche ebenerdig umbauen – vorsorglich.
Früher hatten meine Eltern Angst um mich, wenn ich über die viel befahrene Straße gehen musste, um zur Bushaltestelle zu kommen, oder als ich zum ersten Mal nur mit Freunden in den Urlaub fuhr. Heute habe ich Angst und Sorge um sie. Werden sie auch nicht müde auf der langen Fahrt in die Berge? Sind sie glücklich?
Was ist Alter, ist es körperlich oder mental?
Genauso wie ich mir Gedanken ums Altern mache, machen es sich meine Eltern wohl umso mehr. Mama erzählt mir davon: "Früher war man jung, der größte Teil deines Lebens lag vor dir. Du warst irgendwie flexibler, unbekümmerter, belastbarer. Jetzt liegt der größte Teil deines Lebens hinter dir. Die Strecke nach vorn ist kürzer als die nach hinten.
Was kommt jetzt noch für dich? Alter? Was ist das bei dir genau? Du verstehst dein MacBook nicht mehr wirklich. Deine Knochen erzählen hin und wieder von 58 Jahren täglicher Benutzung. Dein Blutdruck ist nicht mehr das, was er einmal war. Was ist Alter, ist es körperlich oder mental? Bist du nicht mehr en vogue? Ist es der Zeitpunkt, ab dem sich die meisten deiner Gedanken um dich selber drehen? Wie sieht dich dein Kind jetzt im Vergleich zu früher?"
Egal ob 38 oder 58, für mich sind meine Eltern das Größte. Und das werden sie immer sein.
Alle Rechtschreibfehler sind volle Absicht, zusammen ergeben sie eine Botschaft mit der ich versuche die Weltherrschaft an mich zu reißen.
Triton Bj. 80
Schrauber
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Registriert: 15.07.2011, 18:58
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Re: Wir waren Helden...!

Beitrag von Schrauber »

Der Text ist von Katharina Hölter:

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