Müssen Kreuzfahrtschiffe jeden Hafen anfahren können?

[Wanda112008]

Hallo liebe Touringgemeinde,
Wir sind nun seit ejn paar Tagen wieder zurück von der schönen Insel Bornholm in die wir uns bei unserer 2. Reise noch mehr verliebt haben.
Diese tollen kleinen Hafenstädtchen, in denen die Zeit scheinbar stehengeblieben ist, die Burgruine, die Vielfalt der Insel, die tollen Strände,
Die Natur.....u.s.w.....ich kann garnicht mehr aufhören zu schwärmen.
Nun haben wir dann, wie letztes Jahr auch kurz vor der Abfahrt unseren CP gewechselt, weil die Fähre dort näher dran war.
Diesmal wurde es Galökken Camping für 2 Nächte.Tagsüber waren wir schon etwas irritiert über die Geräuschkulisse weiter entfernt,
Hatten dabei aber an den nahen Flufplatz gedacht.
Ich schlafe mit Ohropax und stand um 7 Uhr morgens plötzlich senkrecht im Bett.Mein Mann dann auch.
Geräusch wie ein Presslufthammer...nur lauter und dumpfer.
Später erfuhren wir dann, es war eine Ramme die die Spundwand des neuen Hafens in Rönne befestigt, der extra für die grossen Kreuzfahrtschiffe gebaut wird.
Die Arbeiten laufen seit letztem Jahr täglich von 7 bis 20Uhr. Ab 2020 ist der erste Abschnitt des Hafens fertig, Planung geht wohl bis 2050.
Verstehe die Urlauber nicht, die es dort Wochenlang ausgehalten haben,und es tut mir leid für den an sich netten CP und deren Besitzer.
Wie soll diese kleine Insel z.b.600 Touristen von einem Kreuzfahrer auf einmal verkraften die z.b. mit Bussen nach Svaneke oder Gudjem gekarrt werden und die Orte zum platzen bringen.
Die Burg ist ja mit ihrem neuen Besucherzentrum und Parkplatz bestens auf MASSEN eingestellt.Oder die netten kleinen Buchten???
Wo sollen die Menschen alle hin? Und was hat es für Auswirkungen zukünftig auf Bornholm?
Mir ist schon bewusst, das Bornholm an seinem Tourismus arbeiten muss, aber so?
Muss man denn nun unbedingt jedes schöne Fleckchen Erde mit diesen monströsen Schiffen bereisen können ?
Wie seht ihr das denn so, ganz zu schweigen von der Umweltbelastung dieser Monsterschiffe ?
Ihr habt bestimmt in anderen Ecken schon ähnliche Erfahrungen machen müssen.....wie steht ihr dazu?

[Roman]

Ist halt das ewige Problem aller Touristen. Die stören immer massiv, insbesondere einen selbst, dummerweise ist man aber selber einer und damit Teil des Problems.

Oder anders: Man selbst möchte das Traumziel nicht teilen, denn dann ist es keines mehr. Noch schöner wäre Bornholm, wenn man die Insel für Autos sperrte, oder zumindest für Autos der Nichteinheimischen.

[Killerdackel]

... Ihr habt bestimmt in anderen Ecken schon ähnliche Erfahrungen machen müssen.....wie steht ihr dazu?

Ham wer nicht - zum Glück.
Insbesondere VENEDIG ist massivst davon betroffen !

In den letzten Monaten gabs Dokumentationen in diversen TV-Sendern dazu:

Kreuzfahrtschiffe vor Venedig

Venedig macht dicht - teilweise

Überleben in Venedig: Einwohner wehren sich gegen Massentourismus

Meiner wie immer völlig unmaßgeblichen Meinung nach gehören Kreuzfahrtschiffe NICHT in die Lagune von Venedig.

[Schrauber]

... Und was hat es für Auswirkungen zukünftig auf Bornholm?

Borntorin ...

[Piratentroll]

Moin,,

unsere Inselliebe gilt Fehmarn, aber ich weiß genau, was du meinst. Dort ist nicht ein neuer Hafen, sondern die Beltquerung nach Dänemerk das Problem.

Es geht um einen Tunnel von Fehmarn nach Dänemark. Er spaltet die Insulaner und die Touristen. Und uns auch. Auf der einen Seite wären wir schneller und bequemer Richtung Norwegen unterwegs, auf der anderen Seite würde die Verkehrsbelastung und der Lärm die Insel negativ verändern.

Die Dänen verstehen den ganzen Aufriss nicht. Sie bezahlen den Tunnel komplett und können (wollen?) keine Nachteile erkennen.
Offenkundig ignorieren sie auch die mahnenden Stimmen der Umweltschützer, die durch den Unterwassertunnel Probleme für die Fauna im Belt sehen.

Es fehlt meiner Meinung nach bei solchen Projekten am gesunden Augenmaß, an der Kompromissfähigkeit. Würden solche Projekte mit Bürgerbeteiligung erfolgen, könnten mehr Lärmschutzmaßnahmen geplant werden, den Befürchtungen der Insulaner Rechnung getragen werden, und und und.

Jetzt sind die Fronten verhärtet, dogmatisch beschimpft man sich gegenseitig.

Es gilt meiner Meinung, das Alte und Gute zu bewahren und doch dem Neuen gegenüber aufgeschlossen zu sein.

Glück Auf!

[Roman]

Dubrovnik leidet seit Jahren unter den Geistern, die sie riefen. Die Stadt ist feste Destination jeder zweiten Mittelmeerkreuzfahrt. Als wir (mit Troll) die Stadt besucht haben, lagen auch zwei der Pötte im Hafen. In der Stadt war die Hölle los. Wie Kölner Karneval, nur ohne Kostüme.

Ich finde ja, das ist eine Entscheidung der Insulaner. Wenn die Rummelplatzbetreiber werden wollen, dann wird halt ihre Insel zum Rummelplatz.

[Piratentroll]

Häufig muss man aber auch als Insel an seine Grenzen stoßen, um zu lernen.

Auf Fehmarn war es in diesem Jahr erstmalig so, dass nicht mehr genug Trinkwasser zur Verfügung stand. Und nicht mal wegen der Dürre, sondern da aufgrund des Mittelmeerklimas die Insel nebst CP‘s ausgebucht war und die Trinkwasserleitungen vom Festland her nicht genügend Durchfluss haben, um den Bedarf zu decken.

Nun wird die entscheidende Frage an die Kommune Fehmarn und deren politischen Entscheider sein, begrenzt man die Anzahl der Touristen oder verlegt man eine weitere Trinkwasserröhre?

Die Insulaner können darüber leider erst bei der nächsten Kommunalwahl mitentscheiden. Da ist die Röhre längst gelegt.

[Roman]

Das wäre mal ein Thema für einen Volksentscheid.

Ich bin in solchen Dingen immer zwiegespalten. Einerseits ist es natürlich schade, wenn durch Tourismus Atmosphäre zerstört wird. Anderseits erinnere ich mich an den Satz im Portugal-Reiseführer. Lokalkolorit ist immer auch die Armut der anderen.

Wenn ich z.B. die Berliner höre, die sich aufregen über die schlimmen Touristen, die ihren gemütlichen Kiz stören, geht mir der Hut hoch. Berlin ist einer der größten Netto-Empfänger des Länderfinanzausgleichs. Die überleben nur dank der erarbeiteten Kohle aus dem Westen. Der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle der Stadt Köln. Zu Karneval verdoppelt sich die Einwohnerschaft, vor Weihnachten steht mittlerweile an jedem Platz ein Weihnachtsmarkt, auf dem fast nur Gäste aus dem Um- und Ausland sind. Fast die halbe Niederlande ist dann hier. Niemand würde sich im Traum daran stören, Zehntausende von Arbeitsplätzen hängen da dran.

Ja, Arbeit bringt bisweilen unangenehme Begleiterscheinungen mit sich. Davon wissen die Leut im Saarland und dem Pott ihr Liedchen zu singen. Doof ist aber auch, wenn man plötzlich keine mehr hat. Es sei denn, wenn einem die Gemütlichkeit von anderen finanziert wird wie in Kreuz- oder Prenzlauerberg.

Ich habe bis vor kurzem für die Film- und Fernsehwirtschaft gearbeitet. Einer der wichtigsten Jobbringer in Köln und Umgebung. Im Zuge von Dreharbeiten werden oft Straßenzüge gesperrt, dann gibt es immer ein riesen Theater. Interessant sogar oft von Menschen, deren Einkommen mittelbar von der Filmbranche abhängt. Fällt mir schwer, das zu verstehen.

[Wanda112008]

Ja Piratentroll, da sprichst Du mir relativ viel aus der Seele.
Da mein Wohnort sich in SH befindet und auch ich Fehmarn recht gern mag, kenne ich die Problematik mit der Beltquerung.
Wir haben diese Strecke bedingt durch Familie nähe Kopenhagen und unsere Schwedenurlaube sehr häufig genutzt.
Auch dort kannnich beide Seiten verstehen, bin aber eher kein Befürworter des Tunnels.
Auch auf Bornholm verstehe ich die Abhängigkeit vom Tourismus gut, kann diesen Weg der jetzt eingeschlagen wird nur so garnicht
befürworten. Ich bin einer grundsätzlichen Veränderung nicht negativ gegenüber eingestellt, so lange die Verhältnismässigkeiten passen.
Hoffe die Insel packt das und sie finden einen machbaren Weg.
Genauso hoffe ich das auch für Fehmarn.