Führerstandsfotos und andere Einblicke in die Eisenbahn

Touringthemen, .... aber bitte nicht alles ernst nehmen hier!
Andy111
Beiträge: 827
Registriert: 14.06.2020, 14:08

Re: Führerstandsfotos und andere Einblicke in die Eisenbahn

Beitrag von Andy111 »

Heute mal neue Rubrik: Verspätungsgründe.

Heute: Weiche ohne Endlage.

Als ich heute zwischen Frankfurt und Mannheim unterwegs war rief mich einer der Fahrdienstleiter (weichensteller) eines Bahnhofes auf der Strecke an.
Eine seiner Weichen wollte wohl nicht in Endlage kommen sodass er die S Bahn (pünktlich) ins Durchfahrgleis lassen musste.
Diese sollte planmäßig von mir, ICE, (pünktlich) in diesem Bahnhof überholt werden. (S Bahn an die Seite an den Bahnsteig und ich ohne Einschränkung mit 200 vorbei)
Ein Überholen war erst im Dritten nachfolgenden Bahnhof möglich da die vorherigen keine weiteren (überhol)Gleise hatten.
Somit ließ ich mich rollen, sodass ich nicht all zu sehr auflief.
Resultat waren 4 Minuten Verspätung die ich bis Mannheim, natürlich mit gewissen energetischen Aufwand auf 2 reduzieren konnte.
road-movie
Beiträge: 5524
Registriert: 21.06.2010, 21:09
Wohnort: Dahoam is wost hi wuilst wanst weg bist.

Re: Führerstandsfotos und andere Einblicke in die Eisenbahn

Beitrag von road-movie »

Ich war ein ein großer Fan von 9-Euro-Ticket, wobei ich weiß, dass die Meinungen da auseinandergehen.

Beim 49-Euro-Ticket nervt mich vor allem der Abo-Zwang. Das wird noch komplizierter, wenn man das Ticket für einen Teenager kauft. Das Abo kündigen ist aufwändig und hat bei mir beim ersten mal nicht geklappt - denn nur 1-2 mal auf Abo kündigen reicht nicht, auf der jeweiligen Seite kam noch ein weiterer Abo kündigen Knopf (das Gegenteil von Amazon 1-Click-Shopping). Somit waren es gleich mal 100€

Aber nicht nur mich nervt vor allem die Abo-Gängelei, bei der man sich nicht respektvoll als Kunde sondern als i.d. Abofalle gedrängter Zahler sieht, wo man mehr oder weniger kompliziert raus kommt. Im obigen Fall habe ich das Konto für meine Tochter angelegt, das Abo online gebucht. Zum Abmelden muss ich aber erst auf eine Mail a.d. Tochter warten, mit der Nummer dort kann man sich im Aboservice anmelden und dann dort stornieren (wenn man es richtig macht).

Ich habe auch bei Anderen den Frust über den Abozwang gehört und das unangenehme Gefühl bei der Sache.

Warum wundert es mich dann nicht, was unser Verkehrsminister dazu sagt?
Fahrgastverband vs. Verkehrsminister
Ist das Deutschlandticket ein Erfolg – oder doch nicht?
https://www.spiegel.de/wirtschaft/49-eu ... 607f743714
Wissing sagte: »Die Abo-Lösung war mir auch deshalb so wichtig, weil wir dadurch die Kostenfrage umkehren: Hat man ein Abo, spart man jedes Mal Geld, wenn man den ÖPNV nutzt – hat man kein Abo, muss man jedes Mal extra bezahlen.« Je mehr Abonnenten es gebe, desto günstiger könne das Deutschlandticket auch dauerhaft bleiben. »Deswegen müssen wir dafür sorgen, dass möglichst viele das Ticket auf Dauer nutzen.«
Vielleicht war Wissing auch der Erfolg des 9-Euro-Tickets (das angeblich von ihm kommt) peinlich, so dass er es jetzt in Bezug auf seine Prioritäten "richtig" machen wollte.

Und nein, das ist kein Bahnbashing sondern ein Politikbashing.
humarne
Beiträge: 45
Registriert: 31.07.2023, 08:38

Re: Führerstandsfotos und andere Einblicke in die Eisenbahn

Beitrag von humarne »

road-movie hat geschrieben: 31.07.2023, 12:02 Und nein, das ist kein Bahnbashing sondern ein Politikbashing.
Vielen Dank für die Differenzierung. :thumbs:
Als Bahner kriegen wir viel Frust ab, der eigentlich anderen gebührt...
Roman
Beiträge: 20115
Registriert: 18.02.2008, 21:19
Wohnort: Köln

Re: Führerstandsfotos und andere Einblicke in die Eisenbahn

Beitrag von Roman »

Ich pendele zurzeit wieder mit der Bahn. Letzte Woche drei Mal von Köln nach Bonn und zurück, zwei Tage hatte ich Homeoffice. An diesen drei Tagen hatte ich summa summarum 2 h 15 min Verspätung, das war die Zeit, die ich länger unterwegs war als nach Fahrplan planbar. Mit 'Fahrplan' meine ich den, den mir die Bahn auf bahn.de angezeigt hat eine halbe Stunde vor Abfahrt. Ich schaue also eine halbe Stunde vor Abfahrt, wann der Zug fährt und begebe mich dann zum Bahnhof. Nur kommt er dann meist nicht, wenn denn einer gekommen ist, steht man nicht selten längere Zeit auf freier Strecke und dann fährt er noch nicht mal bis zum Zielbahnhof, dann muss ich sehen, wie ich den Rest realisiere. Die Verspätungen verteilen sich recht regelmäßig auf die drei Tage, Schwerpunkt liegt auf den Rückfahrten. Ich habe also diese Woche zwei und eine viertel Stunde meiner Lebenszeit auf Bahnhöfen und in Bahnen mehr verbracht als kurzfristig (!), also sehr flexibel geplant. Ich halte das für keine gute Leistung.

Mittwoch hatte ich um 8 Uhr einen Termin mit einem Auftragnehmer. Im Unterschied zu den Entscheidern bei der Bahn hätte ich es als unhöflich empfunden, den Mann warten zu lassen. Darum habe ich eine Stunde Puffer einkalkuliert und habe den Zug - nehmen wollen - der mich regulär um 7 Uhr im Büro hätte sein lassen. Darum musste ich um 5 Uhr aufstehen anstatt um 6 Uhr. Das sind Unannehmlichkeiten, die diese Unzuverlässigkeit nachsichieht.

Ich habe für mich festgestellt: Das wichtige für mich, mein Wohlbefinden, ist eigentlich nicht die Zeit, die brauche, sondern die Verlässlichkeit. Es ist nicht wichtig, ob ich mit der Bahn länger brauche als mit dem Auto, es ist wichtig, dass die Fahrt kalkulierbar ist. Wenn mein Zug morgens um 8.01 Uhr fährt, ich um 7.55 Uhr auf dem Bahnhof aufschlage und er um 8.06 abfährt (und im Rahmen dieser Pünktlichkeit auch ankommt und nicht ein halbe Stunde auf der Strecke steht wegen Zugüberholung, usw. ), dann ist Bahnfahren viel komfortabler als Autofahren, weil zuverlässiger. Leider passiert es nicht selten, dass ich um 8.05 Uhr mitgeteilt bekomme, der Zug habe heute leider 10 Minuten Verspätung. Leider bekomme ich diese Information oft erst um 8.15 Uhr. Dann kann man sich schon ausmalen, dass es heute wieder länger dauert. Diese Unsicherheit empfinde ich als extrem stressig. So stressig, dass ich lieber mit dem Auto fahre, obwohl mich das geschätzt zwischen 300 und 400 Euro im Monat mehr kostet. Auch Autofahren zwischen Köln und Bonn ist kein Zuckerschlecken und mit vielen Unsicherheiten verbunden. Staus nerven mich genauso wie Bahnverspätungen. Ich halte es für schlimm, dass die Bahnunregelmäßigkeiten deutlich (!) heftiger ausfallen als die auf den überfüllten Autobahnen. Ich rede nicht von 5 Minuten, 10 Minuten Verspätung. Auch die wären übrigens nicht so schlimm, wenn man sie präzise in Echtzeit angezeigt bekäme. Die Informationen sind da, in den Zügen werden sie manchmal auf Infoscreens angezeigt. Aber nicht auf denen am Bahnsteig und auch nicht, das ist wirklich bitter, im Netz.

Nächste Woche fahre ich wieder mit der Bahn, mal sehen, wie die Statistik weitergeht. Ich übe mich in Gleichmut. Eigentlich mag ich Bahnfahren. Mir gefällt es, all die anderen Leute zu sehen. Aber diese Unzuverlässigkeit stresst mich total beim regelmäßigen Pendeln. Ich mache ja keine Urlaubsreise, wo es egal ist, ob ich wo eine Stunde später ankommen oder nicht. Mein Arbeitsalltag, ja, mein Alltag ist davon geprägt, dass alle meine Mitmenschen von einer Pünktlichkeit - um Grunde auf die Minute - ausgehen. Wenn ich mein Kind um 16.30 von der Kita abholen muss, und erst um 17 Uhr aufschlage, dann belastet das die Erzieherin, mich, und am allermeisten das Kind. Um mal ein Beispiel zu nennen. Ich finde, Pünktlichkeit ist Verlässlichkeit und Verlässlichkeit ist Respekt. Achtung vor dem anderen. Da verlässt sich jemand auf einen. Es ist wirklich ziemlich scheisze, wenn der verlassen wird.
Achte immer auf den Horizont!
humarne
Beiträge: 45
Registriert: 31.07.2023, 08:38

Re: Führerstandsfotos und andere Einblicke in die Eisenbahn

Beitrag von humarne »

Lass dir versichert sein, dass die Verspätungen nicht mutwillig erzeugt werden, um die Fahrgästen/Kunden zu ärgern.

Wenn du sagst, dass die Pünktlichkeit Anfang der 90er besser war, ist das sicher richtig. Seitdem ist viel passiert. Die Bahnreform, die dafür gesorgt hat, dass wir jetzt statt 3 Bahntöchtern mehr als 400 Eisenbahnunternehmen auf den Schienen unterwegs. Ein paar Jahre Mehdorn und grundsätzliche Sparabstrengungen haben die Infrastruktur (bei den Straßen im Übrigen auch) ausgezehrt. Es gibt wesentlich mehr Verkehre auf den Schienen (und nein, weniger planen um Puffer zu behalten geht nicht. Wenn die DB Netz, die für die Trassenzuweisung verantwortlich ist, Fahrten ablehnt, geht das quasi postwendend zur BNetzA, die eine Studie anfordern, ob die Fahrt nicht doch irgendwie dazwischen gequetscht werden kann. D.h. solange es rechnerisch möglich ist, müssen die Fahrten den Transporteuren angeboten werden)

Im Raum Bonn kommt gerade die S13 als Großbaustelle dazu, was alles noch verschlimmert. Ab Köln der RRX mit den ersten Baustufen, Sperrungen und SEV.

Es gibt allgemein Personalmangel, Schichtpläne die Spitz auf Knopf genäht sind, weil aufgrund des Absurd hohen Krankenstandes dieses Jahr nie die volle Belegschaft da ist, es gibt EVU (nicht jeder Zug gehört zur Bahn im Sinne von DB), die mit Heißläufern die Böschungen abfackeln, gerade im Sommer, es gibt Bäume, die im Sturm auf die Gleise fallen oder die OLA abreißen, gegen die man nichts tun kann, weil sie auf Privatgrund stehen, es gibt Idioten, die mit Ihren Autos "noch mal eben" über den Bahnübergang wollen und Notbremsungen auslösen oder Kollisionen, es gibt Kabeldiebe, Vandalen, und und und.

Und natürlich auch jede Menge Gründe für Verspätungen, die wir als Bahn tatsächlich selber verbocken. Man muss nur mal nen Tag in der Betriebszentrale Mäuschen spielen, dann fällt einem nichts mehr ein. Und wenn ich mir anschaue, wie meine Kollegen da am rotieren sind, wenn es mal wieder so richtig Kacke läuft, dann weiß ich auch wieder, warum die Anzeigen meist nicht die erste Priorität sind. Denen ist wichtiger, dass die Züge überhaupt noch fahren. Denen dann
Roman hat geschrieben: 25.04.2023, 10:41 Entweder totale Unfähigkeit oder Ignoranz oder bewusste Täuschung. Vermutlich alles drei zusammen.
zu Unterstellen geht an der Wahrheit so weit vorbei, dass kann ich schon gar nicht mehr ernst nehmen.

Das System ist extrem Komplex und sehr störanfällig. Mich wundert es meist, dass es überhaupt irgendwie funktioniert.

Interessant für mich ist, dass du wegen einer Sperrung (und einem dementsprechend vermutlich ätzendem Alternativweg) auf die Bahn ausweichst, für die Baustellen der Bahn aber kein Verständnis hast. So wie die Leute, die beim Schneesturm nicht Auto fahren wollen, weil man bei dem Schnee nicht durchkommt, aber sich dann "wundern", wenn auch die Bahn Probleme hat.

Aber sei's drum.

Es scheint mir, als ob Bahnfahren momentan einfach nicht zu deinen Bedürfnissen passt. Vielleicht ist es besser, das anzuerkennen, als sich darüber zu ärgern. Denn dass sich die Zustände ändern werden, ist schlicht nicht absehbar. Wenn ich mir überlege, was an großen Baumaßnahmen in den nächsten 10 Jahren ansteht, können wir froh sein, wenn wir die Pünktlichkeitsquoten halten können, die wir momentan haben.

Für den Fall, daß du auch mich fragst: Ich pendele regelmäßig mit der Bahn (2-3 mal die Woche seit Corona, davor täglich, teilweise Düsseldorf-Frankfurt, inzwischen Düsseldorf-Duisburg) seit gut 14 Jahren. Ich habe Gleitzeit, Termine lege ich nicht vor 9, im Büro bin ich planmäßig um 8, das reicht um die üblichen Verspätungen auszugleichen. Nachmittags mache ich es genauso, wenn ich dran bin mit Kita-abholen.
Roman
Beiträge: 20115
Registriert: 18.02.2008, 21:19
Wohnort: Köln

Re: Führerstandsfotos und andere Einblicke in die Eisenbahn

Beitrag von Roman »

Selbstverständlich glaube ich nicht, dass ihr die Verspätung mutwillig provoziert, aber so eine gewisse Scheiszegal-Haltung sehe ich da doch. Ist halt so eine Art Schicksal, oder? Geht halt nicht anders... ist halt so... wir würden ja gerne, aber... Oben bei Andy und seiner Lebensgefährten hatte ich den Eindruck, als ob da noch nicht mal ein Problembewußtsein vorhanden zu sein scheint. Man wundert sich doch allen Ernstes, warum die Kunden ungehalten reagieren.

Ich arbeite nun schon auch seit ein paar Jahrzehnten und kenne das: Ein Unternehmen kann sich prima mit sich selbst befassen und Probleme über Jahre diskutieren, Meetings abhalten darüber, Studien anfordern, Berater kommen lassen, ... aber wie schnell ist nix passiert. Es gibt tausend Kräfte und Gründe, irgendwas nicht einzuführen, umzustellen: "Das haben wir aber immer schon so gemacht...aber der Kunde will das so..." Bei einem normalen Unternehmen kommt dann irgendwann der Tag, da bitten die Damen und Herren um einen Termin, an dem dann der Geschäftsleitung erklärt wird, man werde den nächsten Kredit nicht bewilligen, wenn nicht ein überzeugendes Konzept vorliegt, wie man gedenke, seine Zahlen zu verbessern. Und zwar deutlich! Das teilt dann die Geschäftsführung in einer Mitarbeiterversammlung den Mitarbeitern mit: "Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, entweder wir ändern jetzt etwas drastisch und zeitnah, oder Sie machen einen Termin bei der Agentur für Arbeit!" Dann gehen plötzlich Dinge, die seit 10 Jahren völlig unmöglich schienen.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass das auch bei der Bahn so wäre. Dass man doch tatsächlich in der Lage wäre, dem Kunden eine halbe Stunde vor Abfahrt mitzuteilen, mit welcher voraussichtlichen Verspätung das geschehen wird und ob der Zug überhaupt fahren wird. Das ist - aus meiner Sicht als ITler - im Jahre 2023 Pillepalle. Wenn das bei euch eine komplex Herausforderung darstellt, dann habt ihr was gewaltig verbockt. Dann besteht da irgendwo ein anderes Problem. Wie wollt ihr denn ein digitales Schienennetz steuern, wenn ihr es noch nicht mal schafft, die Ankunftszeit des Zuges die Anzeigetafel zu streamen?

Ich nehme ein Beispiel: Letztes Jahr stand ich in Bonn Bad Godesberg am Bahnhof. Der Zug kam nicht, wie üblich. Nach eine viertel Stunde wurde erklärt, er habe 10 Minuten Verspätung. Schon alleine dabei möchte man vor Fremdscham vergehen. Nach einer halben Stunde war dann klar, dass gar nichts mehr ging, später erfuhr man dann, das sich wieder mal einer vor den Zug geworfen hatte. Das ist tragisch, dafür kann kein Bahner was. Wofür er aber was kann, diesen Umstand verschwiegen zu haben. Das wird man ja wohl wissen, wenn sich so ein Vorfall passiert ist, dass die nächsten Stunden nichts mehr fahren wird auf der Strecke. Warum teilt man das nicht sofort mit? Dann gab es eine Durchsage, man möge den Schienenersatzverkehr in Anspruch nehmen. Alle Fahrgäste ohne Ortskenntnisse rannten zum Busbahnhof. Die Busfahrer wussten von nichts, mussten sie auch nicht, denn es gibt keinen Schienenersatzverkehr, sondern die Straßenbahn, die mehr oder weniger den gleichen Weg, wenn natürlich auch viel langsamer, nach Köln fährt. Die allermeisten Fahrgäste hätten die schon vor einer dreiviertel Stunde nehmen können, wenn man ihnen gesagt hätte, dass die Strecke gesperrt ist. Das sind Vorfälle, bei denen ich nur Ignoranz oder Unfähigkeit feststellen kann. Es ist da einem Entscheider total egal, ob die Leute blöd darumstehen. Man kann übrigens auch, wenn man weiß, dass sein Zug in der nächsten Stunde nicht fahren wird, was anderes machen als blöd zu stehen. Einkaufen gehen, Kaffeetrinken gehen.
Es scheint mir, als ob Bahnfahren momentan einfach nicht zu deinen Bedürfnissen passt.
Da ist er wieder, so ein Satz, der eigentlich zeigt, dass es da eine ganz verquere Einstellung zu geben scheint in eurem Unternehmen. Mit anderen Worten: Ihr bietet ein beschissenes Produkt an, eine miese Leistung, lasst die Leute stundenlang herumstehen, und wenn die sich beschweren, dann passt das Bahnfahren halt nicht zu deren Bedürfnissen. Ich wohne einen Kilometer vom Bahnhof entfernt. Dann verlaufen ca. 40 Kilometer Schienen zum Bahnhof, wo ich mehr oder weniger täglich hin muss, von dort sind es ca. 3 Kilometer bis zu meinem Bürostuhl. Die kann ich prima per Rad oder Straßenbahn zurücklegen. Zu wem, wenn nicht zu mir, soll denn das Pendeln mit der Bahn besser passen als zu mir? Nur weil ich die Anspruchshaltung habe, eine verlässliche Information über die Abfahrten eurer Züge zu bekommen? Einen verlässlichen Fahrplan wage ich ja gar nicht mehr zu verlangen. Übrigens, sogar die KVB und die SWB schaffen es, ihre Ankunftzeiten auf den Infotafeln minutengenau anzuzeigen.
Achte immer auf den Horizont!
humarne
Beiträge: 45
Registriert: 31.07.2023, 08:38

Re: Führerstandsfotos und andere Einblicke in die Eisenbahn

Beitrag von humarne »

Tja, viele der Entscheidungen werden durch den Eigentümer getroffen. Der Eigentümer, also der Bund, vetreten durch die Autominister im Verkehrsministerium haben "spannende" Entscheidungen getroffen.
So ist es beispielsweise nicht so, dass wir ein digitalisiertes Schienennetz haben. Die Frage, ob die Bahn so eins steuern könnte, stellt sich also erstmal gar nicht. Sind da die Mitarbeiter dran schuld? Oder der Unstand, dass für sie notwendigen Investitionen die Mittel nicht da waren? Ich für meinen Teil kann die Frage beantworten. Die Technik, die bei der Bahn noch in Anwendung ist, spottet hierbei jeder Beschreibung. Ich habe noch in diesem Jahrtausend Weichen mit langen Metallhebeln und Seilzügen gestellt. Die Bahntechnik ist überaltert, nicht nur im Sinne von Abnutzung, sondern auch von der verwendeten Technik. Stellwerke und Technik von vor dem Krieg sind keine Seltenheit. Was passiert ist, ist das die Komplexität gestiegen ist, Grundlagen dafür wurden nicht geschaffen. Das Problem ist heilbar, kostet aber Zeit und Geld. Und Eingriffe in den Bahnverkehr. Wer ein völlig überlastetes Netz erweitern will, greift dafür in die gerade noch funktionierende Infrastrukur ein. Das führt zu weiteren Einschränkungen.
Dazu kommt, dass Änderungen i.d.R. durch den Eigentümer genehmigt werden müssen. Heißt Planfeststellungsverfahren und ist das äquivalent einer Baugenehmigung. Sowas dauert schonmal gerne 4-5 Jahre. Klingt idiotisch, ist aber die Realität.
Wenn du sagst, dass etwas gehörig falsch läuft, wenn die Bahn zu gewissen Dingen nicht in der Lage ist, stimme ich mit dir überein. Aber der Fisch stinkt vom Kopfe und zwar seit Jahrzehnten. Die Mitarbeiter sind es größenteils leid, von den Kunden für Verfehlungen der Verkehrspolitik angegriffen zu werden, wir verwalten ein marodes, sanierungsbedürftiges System, das einfach nicht das kann, was der Kunde wünscht. Wäre schön, wäre es nicht so, aber man kann es sich nicht aussuchen.
Wenn es so einfach ist, diese Probleme zu beheben, leite ich dir gerne entsprechende Stellenausschreibungen weiter, dann komm rum und bring das schnell in Ordnung. Nichts wäre mir lieber.
Wenn jeder dahergelaufene Bundesbürger mir erklärt, dass mein Job (als Bahner allgemein) so leicht ist, und ich und meine 200.000 Kollegen einfach nur Deppen und Trottel sind, dann kommt, bewerbt euch und zeigt uns, wie es geht. Ich bin es leid, diese Diskussionen zu führen. Daher äußere ich mich zu diesem Thema jetzt auch nicht mehr.
Roman
Beiträge: 20115
Registriert: 18.02.2008, 21:19
Wohnort: Köln

Re: Führerstandsfotos und andere Einblicke in die Eisenbahn

Beitrag von Roman »

humarne hat geschrieben: 05.08.2023, 22:16 ..., und ich und meine 200.000 Kollegen einfach nur Deppen und Trottel sind, dann kommt, bewerbt euch und zeigt uns, wie es geht. Ich bin es leid, diese Diskussionen zu führen. Daher äußere ich mich zu diesem Thema jetzt auch nicht mehr.
Ich antworte trotzdem mal, lesen ja noch andere. Mit Verlaub, ihr kommt so rüber, das ist die Außenwirkung der Leistung, die ihr abliefert. Wenn es eine ernsthafte Konkurrenz gäbe, also ein zweites Schienennetz, dann wäre die Bahn, so wie sie ist, in einem halben Jahr insolvent. Ich setze mich nicht zum Spaß jeden Tag in mein doofes Auto und stehe im Stau. Zahle dafür noch 400 Euro im Monat. Das Bahnticket bezahlt mein Arbeitgeber. Ich könnte zum Bahnhof radeln, knapper Kilometer, fünf Minuten, schaffe ich sogar noch mit massivem Übergewicht. Vom Bahnhof in Bonn noch mal drei Kilometer zu meiner Bürotür. Kann ich mir auch ein Fahrrad hinstellen. Wenn der Fahrplan eingehalten würde, wenigstens rudimentär.
Sind da die Mitarbeiter dran schuld?
Ja und nein. Als einzelner Mitarbeiter hast du keine Chance, da auch nur einen Jota dran zu rücken. Kenne ich selbst. Wir versuchen seit fünf Jahren eine digitale Zeiterfassung durchzusetzen. Das Ding steht, seit Jahren. Die Software läuft, die Terminals sind installiert, wo jeder mit seinem Chip sich ein und ausloggen kann, es ist sogar so, dass die Personalabteilung die Software nutzt, um die Arbeitszeiten und die Urlaubstage, Krankheitstage, usw. zu verwalten. Nur pflegt sie halt die Zeiten der ausgedruckten Exceltabellen von Hand ein, anstatt die Mitarbeiter sich per App, per Terminal vor Ort oder Webbrowser ein- und ausloggen. Es gibt Gründe ohne Ende, die das verhindern, ich liste die hier nicht auf. Da mache ich nichts, außer der berühmten facepalm. Letztendlich sind wir aber als Gesamtheit der Belegschaft, des Betriebs, dafür verantwortlich. Ist so wie mit der DDR. Jeder hat sicherlich sein bestes getan, das beste gewollt - im Rahmen seiner Möglichkeiten. Aber letztendlich hat man seinen Staat, seine Gesellschaft vor die Wand gefahren. Schuld waren immer die anderen.

Wie man das ändert? Weiß ich auch nicht. Meine Lösung wäre bei der Bahn: Einen Vollblutbahner an die Spitze stellen. Und an alle Entscheiderpositionen darunter. Das müssen Ingenieure sein, die von ihrem Produkt begeistert sind. Alle Kaufleute raus aus den Entscheiderpositionen. Kaufleute sind wichtig - in der Verwaltung. Bei Betriebswichtigem sollten sie nichts zu sagen haben. Im Zentrum einer jeden Unternehmung sollte das Produkt stehen. Die betriebswirtschaftlichen Zahlen sind wichtig, aber sekundär. Es geht - zuerst - nicht um den Gewinn eines Unternehmens, sondern um das Produkt, was es erstellt. Der Gewinn stellt sich von alleine ein. Alle erfolgreichen Unternehmen agieren so. VW wurde von autogeilen Petrolheads zum größten Autokonzern aufgebaut. Piëch war ein Autonarr, sein wichtigstes Anliegen war, gute Autos zu bauen. Opel wurde von Kaufleuten zugrunde gerichtet. Jobs hat als IT-Fanatiker Apple zum Megaplayer gemacht. Im Zentrum stand immer (!!!) das Produkt. Musk - Ingenieur - hat das E-Auto durchgesetzt. Einfach, weil er gute Autos bauen wollte. Mit Twitter scheitert er, weil er für Social Media kein Gefühl hat. Das ist nicht sein Ding.

Mein Rat: Gebt die Entscheiderpositionen den Ingenieuren zurück. Die BWLer haben zu viel Macht in unserer Gesellschaft.
Achte immer auf den Horizont!
Killerdackel
Beiträge: 10727
Registriert: 25.01.2009, 23:14
Wohnort: Oberschwaben

Re: Führerstandsfotos und andere Einblicke in die Eisenbahn

Beitrag von Killerdackel »

Roman hat geschrieben: 05.08.2023, 23:59 ..... Mein Rat: Gebt die Entscheiderpositionen den Ingenieuren zurück. Die BWLer haben zu viel Macht in unserer Gesellschaft.
Juristen leider auch ....
sDaggele mitm Puck(eldimuckl) grüßt ausm Wilden Süden = wo andere urlaubern
Leben ist eine durch 6 übertragene chronische Krankheit mit tödlichem Ende
(Nico Semsrott)
Wenn no älle wäred wie i sei sodd Bild
road-movie
Beiträge: 5524
Registriert: 21.06.2010, 21:09
Wohnort: Dahoam is wost hi wuilst wanst weg bist.

Re: Führerstandsfotos und andere Einblicke in die Eisenbahn

Beitrag von road-movie »

@humarne: danke für die Einblicke!
humarne hat geschrieben: 05.08.2023, 22:16 Das Problem ist heilbar, kostet aber Zeit und Geld. Und Eingriffe in den Bahnverkehr.
Zum ersten Punkt hatte ich mal einen Artikel gelesen, dass angeblich viel Geld in Prestige-/Gedächtnisprojekte gesteckt werden. Aber "Mr. Infrastruktur erneuert" (und durch die Eingriffe die Verspätungen verschlimmert) ist halt nicht so sexy wie "Mr. Hauptbahnhof XY."

Vielleicht sollte die Bahn ihr Budget nach Mitarbeitermehrheitsmeinung investieren. Wäre mal ein spannendes demokratisches Experiment.

Was bedeutet das Deutschlandticket eigentlich für die Bahn? Einnahmeverluste, weil die teuereren Pendlertickets weniger verkauft werden? Mehreinnahmen durch mehr Fahrgäste?
humarne
Beiträge: 45
Registriert: 31.07.2023, 08:38

Re: Führerstandsfotos und andere Einblicke in die Eisenbahn

Beitrag von humarne »

road-movie hat geschrieben: 06.08.2023, 23:54

Zum ersten Punkt hatte ich mal einen Artikel gelesen, dass angeblich viel Geld in Prestige-/Gedächtnisprojekte gesteckt werden. Aber "Mr. Infrastruktur erneuert" (und durch die Eingriffe die Verspätungen verschlimmert) ist halt nicht so sexy wie "Mr. Hauptbahnhof XY."
Darüber lässt sich streiten was jetzt mehr oder weniger Sexy ist. Ein HBF, an dem der eigene Name steht (gedanklich), ist der feuchte Traum von vielen hohen Herren. Grundsätzlich hast du aber recht. Unterm Strich ist es jedoch so, dass die Vorhaben durch den Eigentümer genehmigt werden. Nennt sich Bedarfsplan und regelt, was Neu-/Ausgebaut wird. Das Vorschlagswesen kommt natürlich von der Bahn selbst mit dem erwartenbaren, ineffizienten Geschacher.
Was bedeutet das Deutschlandticket eigentlich für die Bahn? Einnahmeverluste, weil die teuereren Pendlertickets weniger verkauft werden? Mehreinnahmen durch mehr Fahrgäste?
Tendenziell ist das der Bahn egal. Im Bereich Nahverkehr/Regionalverkehr bietet nicht die Bahn die Dienstleistung an, sondern der Verkehrsverbund. Extrem Vereinfacht: Der Verkehrsverbund verkauft die Tickets/Monatstickets (auch wenn es über die Bahn-App, den Bahn-Fahrkartenautomaten oder wie auch immer passiert) und schüttet das Geld an die mit dem Transport beauftragten Unternehmen aus. Das sind regionale/überregionale Busunternehmen, Bahn-Eigene EVU (Eisenbahnverkehrsunternehmen), Bahn-Externe EVU, etc. Die Ausschüttung wird in den Verträgen über die gesamte Laufzeit festgelegt, genau wie die Frequenz der Transporte o.ä.. Es macht also erstmal keine Unterschiede für die Transporteure, ob sich die Verkehrsverbünde eine neue Ticket-Kategorie "ausdenken" (in diesem Fall ja vorgegeben bekommen). Einschränkung an dieser Stelle: Wenn wesentlich mehr Menschen fahren möchten und die Kapazitäten nicht ausreichen, gibt es halt Probleme und Unzufriedenheit.
trolloholic
Beiträge: 6121
Registriert: 06.10.2012, 08:08

Re: Führerstandsfotos und andere Einblicke in die Eisenbahn

Beitrag von trolloholic »

Hat sich eigentlich schon mal jemand vorgestellt,
was in diesem Forum abgehen würde,
wenn die Deutsche Bahn einen aktuellen Glattblech-Touring (nach Stand der Technik!)
auf die Gleise gestellt hätte und wir darin pendeln müssten?

:PM:
Immer wenn unser Troll rumzickt, kommt mir C. Bukowski in den Sinn:
"Find what you love and let it kill you."
Hephaistos ETC 693
Beiträge: 1442
Registriert: 09.09.2019, 19:30
Wohnort: Murgtal

Re: Führerstandsfotos und andere Einblicke in die Eisenbahn

Beitrag von Hephaistos ETC 693 »

trolloholic hat geschrieben: 07.08.2023, 11:57 Hat sich eigentlich schon mal jemand vorgestellt,
was in diesem Forum abgehen würde,
wenn die Deutsche Bahn einen aktuellen Glattblech-Touring (nach Stand der Technik!)
auf die Gleise gestellt hätte und wir darin pendeln müssten?
:PM:
ICE mit selbstöffnender Klotür ?

Das gibt ´nen echten Shitstorm :ALAAF:
Troll 530 "Océane" & VW Caddy 4-motion 2.0 tdi
Roman
Beiträge: 20115
Registriert: 18.02.2008, 21:19
Wohnort: Köln

Re: Führerstandsfotos und andere Einblicke in die Eisenbahn

Beitrag von Roman »

P1460383.png

Heute will ich wieder Einblicke von der Bahnsteigkante gewähren aus Sicht des Fahrgastes des Nahverkehrs. Ich bin jetzt weitere zwei Wochen mit den Regionalbahnen zwischen Köln West und Bonn UN Campus, bzw. Bonn Bad Godesberg gependelt. Insgesamt an 8 Tagen hin und zurück. Was soll ich sagen, es lief sauber. Klar, mal ab und an 10 min Verspätung, aber das ist ja nun Kleinkram. Wenn es die Bahn noch schaffen würde, die Verspätung einigermaßen präzise anzusagen, wäre alles in Butter. Wenn dort steht, dass der Zug 10 Minuten später abfahren wird, könnte ich locker noch ein Brot kaufen gehen, Bahnhöfe sind ja in aller Regel in der Nähe von Infrastruktur gelegen. Das habe ich mich nicht getraut, ich hatte einen richtigen Riecher, denn der Zug kam schon nach 4 oder 5 Minuten. Ich hätte ihn also verpasst während des Brotkaufens. Es zeigt, wie wichtig Information ist für den Kunden. Natürlich ging nicht alles glatt, das macht aber nichts, wenn man es weiß. Einmal ging es am Bonner Hauptbahnhof nicht weiter wegen eines Beissvorfalls. Ein Hund hatte ein Kind gebissen, also musste die Polizei in den Zug. Das weiß ich vom Zugführer, der hatte es durchgesagt, bevor er zum Vorfall eilte, ich habe ihn durchs Fenster am Bahnsteig entlanglaufen sehen. Dann war niemand mehr da, der die Fahrgäste hätte informieren können, dass uns ein paar Minuten später ein anderer Regionalzug überholte, den viele Fahrgäste in unserem stehenden hätten nutzen können. Für mich kam der nicht in Frage. Mit anderen Worten: Zu wenig Personal für die Dienstleistung. Gegen Beissvorfälle macht niemand was, aber den dann bestmöglich zu managen, das geht schon. Ich will ein erlebtes Beispiel nennen, wie man sowas professionell löst. Als ich eines morgens am Bahnhof Bonn UN Campus ausgestiegen war und runter in die U-Bahn kam, um noch drei Stationen damit zu fahren, lief der Lautsprecher in Endlosschleife und informierte über einen schweren Unfall auf der Strecke, der zu Schienenersatzverkehr zwang. Ich stieg dann in die U-Bahn und fuhr bis zur Haltestelle, von wo es nur per Bus weiterging. Alle stiegen - natürlich verunsichert und verwirrt aus, wohin? und nun? was tun? da stand eine Mitarbeiterin der SWB und informierte. Hier bitte warten, bis der Schienenersatzbus kommt, oder besser laufen, wenn es nicht mehr so weit ist, den auch der Bus wird im Stau stehen wegen des Unfalls.

Heute stieg ich in eben diese Straßenbahn, um zum Bahnhof der Bahn zu fahren, da sah ich auf dem Smartphone, Verspätungen ohne Ende aller Züge, die ich erreichen wollte. Kein Problem, ich bin einfach sitzen geblieben und mit der Straßenbahn nach Hause gefahren. Das dauert viel länger, ist unbequemer, aber machbar. Besser als blöd zu warten an der Bahnsteigkante. Das ist mir früher oft passiert, wo die Website sich ausgeschwiegen hat bezüglich Verspätungen. Wenn ich weiß, dass mein Zug ein halbe, eine Stunde Verspätung hat, dann ist das total egal, dann bleibe ich eben im Büro sitzen und gehe später los. Nur steht niemand blöd herum und wartet auf's Ungewisse.

Aber ich meckere wieder nur herum, das wollte ich eigentlich gar nicht, weil es im Grunde super lief. Auch eine andere Sache hat sich sehr verbessert. Ich bin vor Corona ein paar Jahre mit dem Zug gefahren, weil mich das Pendeln mit dem Auto zu sehr genervt hat. Während Corona bin ich doch darauf umgestiegen - und habe, wenn man so will, das Autofahren auf der Strecke erst gelernt. Staus nerven genauso wie verspätete Züge, aber wenn die Staus immer an der gleichen Stelle sind, gewöhnt man sich daran. Das einzige, was einen dann noch stört, ist ein fehlendes Automatikgetriebe. Will sagen, ich habe Erfahrung. Vor Corona störte extrem, dass die Züge zwischen Köln und Bonn unterdimensioniert waren. Ein ganz wesentliches Element der Fahrt war der Kampf um den Sitzplatz. Nicht selten gab es in den Regionalzügen Zuständen, wie man sie aus Filmen in Indien oder Bangladesch kennt. Das gibt es nicht mehr, ein Sitzplatz ist eigentlich immer entspannt garantiert. Entweder sind die Züge länger oder es fahren weniger Menschen zu diesen Zeiten. Vielleicht ist Homeoffice ein Grund.

Nächste Woche habe ich mein Auto wieder, aber ich werde weiter mit der Bahn fahren. Die letzten zwei Wochen waren eine positive Erfahrung. Ich habe auch noch was Erschreckendes festgestellt. Das Nichtvorhandensein des Autos hatte sogar etwas Entlastendes. So ein Auto nimmt doch erstaunlich viel Raum ein in der persönlichen Aufmerksamkeitsökonomie. Entweder will es betankt sein, dann müsste man es mal wieder Saugen, von der Waschanlage ganz zu schweigen, das Scheibenwischwasser ist schon wieder alle, die Scheibenwischer schmieren auch langsam immer unerträglicher, wo steht es überhaupt heute wieder (bin Laternenparker), es steht unter dem Baum, wo die Papageien es vollkacken, ... usw. usw. Kein Auto zu haben war auch ein Gewinn für mich.

Bei uns kann jetzt ein Jobfahrrad kaufen/mieten/leasen, so ganz habe ich das noch nicht kapiert. Jedenfalls spart man Steuern dadurch, ähnlich wie beim Dienstwagen. Beim Gedanken an den ganzen Papierkram, der das nachsichzieht, Leasingverträge, Versicherung, Serviceverträge für Reparaturen/Wartung... habe ich schon gar keinen Bock mehr da drauf.
Achte immer auf den Horizont!
renault troll 550
Beiträge: 708
Registriert: 01.03.2011, 11:56
Wohnort: Innsbruck

Re: Führerstandsfotos und andere Einblicke in die Eisenbahn

Beitrag von renault troll 550 »

Ich bin am Donnerstag mit dem ICE pünktlich in München abgefahren und pünktlich in Berlin angekommen, es war ein irres Erlebnis, vielen Dank an Andy und seine Kollegen die solche Erlebnisse möglich machen.
Antworten