Landpartie

mit dem TROLL nach Island.

Unsere Reiselust teilen wir schon seit ein paar Jahren mit einem TROLL, aber er wurde nicht gefragt, als es an die Realisation eines lang gehegten Traumes ging: eine Reise nach Island.
Recherchen im Netz ergaben, dass wir nicht die Ersten mit einem Touring auf der Insel sind, so dass wir uns in unserem Vorhaben eher bestätigt fühlten. (www.Explorermagazin.de)
Viele, die wir anschrieben, rieten natürlich ab, weil es doch zu schade sei, dem Eriba so etwas zuzumuten.
Da wir "es" trotzdem getan haben, wollen wir hier einen kurzen Bericht aus Sicht des Touringfahrers abgeben, der ausdrücklich kein chronologischer Reisebericht sein will - wer den haben möchte (und mehrere MB Fotos), wende sich an uns.
Nach Island kommt man mit eigenem Fahrzeug entweder per Container und fliegt selbst ein paar Tage später hinter her, Startpunkt ist dann Reykjavik, oder man nimmt die Fähre und beginnt die Reise an der Ostküste.
Uns ist eine gewisse Affinität zu diesem Transportmittel nicht abzusprechen, quasi in jedem Urlaub benötigen wir eine Fähre..., so dass wir die eigentümliche Route eher als zusätzliches Schmankerl begreifen. Die einzige Autofährverbindung, Smyril Line, verkehrt in den Sommermonaten im Wochenrhythmus. Start ist Samstag Abend in Hanstholm, am Montag Morgen wird man in Tórshavn/Färöer ausgekehrt, kann Mittwoch Vormittag wieder an Bord (das Schiff war in der Zwischenzeit in Lerwick/Shetland und Bergen/Norwegen) und ist Donnerstag Vormittag in Sedisfjördür an Islands Ostküste. Der Rückweg ist direkter, mit nur einem Stopover in Tórshavn, quasi von Donnerstag Abend bis Samstag Morgen auf See.
Da wir noch nie auf den Färöer Inseln waren, kommt uns dieser Zwischenstop nur allzu gelegen. Wir buchen im Februar die Fähre für Mitte August, und das erweist sich auch als allerspätester Termin.
Die Preisgestaltung der Fähre ist trotz des insgesamt hohen Niveaus sehr fair, man zahlt ziemlich fein gestaffelt nach Höhe und Länge des benötigten Ladevolumens, das hatten wir schon gemeiner (N).
Dann kann man wählen zwischen einer kostenfreien Couchette im Schlafsaal oder einer breiten Palette von Mehrbettkabinen in den verschiedensten Kategorien und Preisen.
Nun gut, nach zehn Jahren Träumerei (früher hatte man Zeit, aber kein Geld, heute hat man zusätzlich keine Zeit mehr) sollte ein halbes Jahr konkrete Vorbereitung wohl ausreichen.
Die Zugmaschine ist leicht hochzurüsten, aber was ist mit dem TROLL der soll ja schließlich brav folgen, wenn auch nicht überall hin?



Wir entschieden uns für Höherlegen und solidere, größere Räder inkl. Auflastung auf 1300 kg, dazu eine neue Bordbatterie und ein umfangreiches Ersatzteilpaket. Die Front wurde als Schutz gegen Steinschlag abgeklebt, schließlich bringen grobe Stollen doch einiges hoch...
So gerüstet machen wir uns auf den Weg. Den ersten Zwischenstop legen wir an der Schlei ein: Waithabu Wikingercamping ist schon mal ein guter Anfang.
Am nächsten Tag verlassen wir die langweilige dänische Autobahn und schlagen uns über Nebenwege nach Hanstholm durch, wir haben ja schließlich Urlaub und Zeit satt.
Am Fähranleger sind wir trotzdem unter den Ersten und können uns nicht satt sehen an dem Stelldichein der Expeditionsfahrzeuge. Wir passen gut dazwischen, oder?



Die Fährfahrt selbst verläuft ohne besondere Vorkommnisse, Action gibt´s erst wieder beim Rückwärtsausparken auf Färöer:



Von den Färöer selbst sind wir etwas enttäuscht. Am Wetter kann es nicht liegen, denn von den statistisch 36 Tagen ohne Regen haben wir prompt einen erwischt (dafür stürmt es am nächsten Tag, und wie!). Aber irgendwie sind uns die Inseln zu busy, die vermutete Einsamkeit finden wir nicht, genausowenig wie die anderen Islandfahrer, denen man beim Hin- und Herfahren (es gibt kaum Ringrouten) ständig begegnet und denen man nicht ausweichen kann, obwohl offensichtlich alle das jeweils vorhaben...
Die Insulaner selbst begegnen uns ausnehmend freundlich und hilfsbereit, machen aber nicht den Eindruck, als ob sie auf Touristen gewartet haben, sie kommen ganz gut ohne zurecht.


Die erste Bewährungsprobe für den höhergelegten TROLL gibt es gleich hier, mitten in der Zivilisation am Campingplatz in Tórshavn. Da er total überfüllt ist, bleibt auserwählen Fahrzeugen dieser Sonderstellplatz vorbehalten:



(Die Rampe ist gut 70cm hoch und beinahe 45°, diagonal angefahren, und schwups... tafelgerade)

Die folgende Überfahrt ist in der Nacht so stürmisch (10m Wellen), dass unsere Tochter aus der Koje fällt, das erste Panorama von Island besticht dafür aber mit herrlichstem Sonnenschein



Dass dieses Wetter beinahe 10 Tage anhalten wird, können wir nicht ahnen, auch haben wir nicht damit gerechnet, Sunblocker nutzen zu müssen, um nicht völlig zu verbrennen. Die Auswirkung des nördl. Ozonlochs sind so stark, dass trotz der flachen Sonneneinstrahlung auch sonnengewöhnte Südländer sich eincremen.
Eine Insel kann man ja in zwei Richtungen umrunden, per SMS empfiehlt uns eine Bekannte aus Reykjavik die nördliche Route, da Südwind herrscht und deshalb der Norden trocken ist - wie Recht sie hat!
Leider ergibt sich, dass wir in Egilsstadir, also Recht früh, tanken müssen. Wir bereiten uns schon innerlich auf den immer wieder berichteten Preisschock vor, doch siehe da, der Diesel kostet so gut wie gar nichts?! Also rein damit... Naja, an der Kasse werden wir dezent darauf hingewiesen, dass das der steuerbefreite Treckerdiesel ist... (der Farbstoff soll wohl jetzt nicht mehr nachweisbar sein).
Wir halten uns im Wesentlichen an den Verlauf der Ringstraße und hängen immer mal wieder den TROLL ab, um Ausflüge ins Hochland zu unternehmen.

Die Isländer sind ein Volk auf Achse, absolute Outdoor und Offroad Freaks, so dass Camping die natürliche Reiseform ist. Der Isländer bevorzugt dabei leichte und geländegängige Zeltanhänger, die mit wenigen Handgriffen zu einer veritablen Zeltstadt ausgebaut werden können. Da sie nur das nötigste transportieren, kann auch nichts kaputt rappeln.


Alternativ existiert der Pickup-Monster-Camper:



Mit 38.5x15 und unbändigem Drehmoment gibt es natürlich kein Halt und beinahe jeder Ort ist zu erreichen.
Stellplätze sind über das gesamte Land verteilt, und immer gut zu erreichen, wildes Campen ist unerwünscht und bei der sensiblen Vegetation nicht ratsam.

Der Campingplatzstandard bessert sich langsam, aber gewaltig. Gelegentlich erinnert er an Südfrankreich Anfang der 80er, "vergiss die Schaufel nicht"..... Häufig ist er in der Hand von Pfadfindern, die aber mit den leider viel zu oft als Heuschrecken auftretenden Reisegruppen nicht klarkommen. Wenn eine 30 köpfige südländische Geländewagengang das Waschhaus gestürmt hat, lernt man die eigene Nasszelle schätzen.
Überhaupt sind Reisegruppen das größte Übel, eine ist parallel zu uns mit vier Einheiten über die Insel hergefallen, zwei Wohnmobilconvois von ca. 15 Fahrzeugen und zwei Offroadheizerteams. Am vierten gemeinsam genutzten Stellplatz frage ich, wo der nächste Stop ist, damit ich ihn umfahren kann, leider bekomme ich keine Antwort, weil ich kein Italienisch spreche...

Die Straßenverhältnisse auf der Ringstrasse sind eigentlich hervorragend, obwohl auch hier mit gelegentlichem Belagwechsel zu rechnen ist. Insbesondere an starken Steigungen/Gefällen, wo Asphalt nicht hält, trifft man auf Schotter oder nur geschobenen Untergrund.
Hier stellt sich, wie auch im Hochland, schnell das berühmte Wellblech ein, da die Federungscharakteristik der meisten Fahrzeuge ähnlich ist. Ab einer gewissen Geschwindigkeit, wenn der Resonanzbereich durchschritten ist, ist dann wieder herrliche Ruhe im Fahrzeug. Leider ist diese Geschwindigkeit in unserem Fall mit knapp 70 km/h viel zu schnell, um eine Kurve zu fahren. Vor den notwendigen Kurven bremsen also alle Fahrzeuge, und die Piste geht plötzlich in ein Schlaglochmeer über. Das ist dann wirklich nicht schön. Bei unserem Gespann heißt das sofortige Schrittgeschwindigkeit. Kein Wunder, dass wir für 144km zwei Tage brauchen, o. k., da ist noch ein Hotpott und ein wirklich netter Abend.
Solche Straßen fordern absolute Aufmerksamkeit, volle Konzentration und ständiges Ausweichen, was, da es sich um einen Dauerzustand handelt, wirklich an die Substanz geht.

Das Land macht Ernst.

Schäden: keine wirklich ernsten.


  • Der Spiegel in der Nasszelle hat die Kunststoffnasen, mit denen er gesichert ist, zerschlagen und lag auf dem Boden, fast heile.

  • Die vorderen Positionsleuchten sind völlig hinüber, ein Stein hat sogar den Leistenfüller zerschossen.

  • Der Steinschlagschutz war gut gemeint, aber zu schwach, mußte mehrfach nachgetapet werden - allerdings hat er gewirkt!

  • Staub und Dreck fand sich überall, insbesondere der Bodendurchbruch für die Heizung war ein Einfallstor.

  • Einige Schrauben haben sich herausgewackelt.

Zur Nachahmung empfohlen? Nein. (Haben wir aber auch nicht ´drauf gehört)
Ob wir das nochmal machen würden? Vermutlich ja. Bestimmt waren wir nicht das letzte Mal auf der Insel, gerne darf der Troll wieder mit, er muss dann aber mehr geschont werden (vor allem der Fahrer!) und sollte eher als Basislager dienen. Das heißt, man braucht eine weitere mobile Übernachtungsmöglichkeit in/am Auto. Außerdem würden wir vermutlich das nächste Mal die Färöer aussparen und in Bergen zusteigen.
Und natürlich hätten wir gerne mehr Zeit gehabt, aber das trifft wohl für fast alle Urlaube zu.

So, bis zum nächsten Wiedersehen,

die Fam. Schumacher